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Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Titel: Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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auf ihren Platz an der Tür zurück und beobachtete ihn verstohlen. Er sperrte den Mund weit auf, als der Geldschein ans Tageslicht kam. Anne mußte sich auf die Lippen beißen, um nicht laut aufzulachen. Dann schien ihm ein Licht aufzugehen. Er warf Anne einen Blick zu, der eine Tracht Prügel verhieß oder mindestens eine gründliche Abreibung. Die kam dann auch spät am Abend, nach Dienstschluß. Sie waren beide müde, hatten es sich aber zur Gewohnheit gemacht, vor dem Schlafengehen in der frischen Luft noch ein wenig spazieren zu gehen. Die kühle Nachtluft tat gut nach der Hitze und dem Tabakdunst in den Salons.
    „Du bist ein Schelm!“ stellte Jess fest. „Man sollte nicht meinen, daß du so ein Neckteufel bist, harmlos wie du aussiehst. Hier hast du deinen Mammon wieder, hüte ihn gut, du wirst ihn zum Herbst brauchen.“
    „Das tu ich sicher“, seufzte Anne. „Weißt du, ich bin froh, daß ich das Zimmer bei Hagensens wiederbekomme. Wenn es auch nicht gerade luxuriös ist, aber stell dir bloß vor: ich krieg es gegen zwei Stunden Morgenarbeit! Was es für mich bedeutet, die Miete zu sparen, das kannst du dir ja denken.“
    „Gewiß, das Leben ist ohnehin teuer genug“, gab Jess zu. Und wieder überlegte er, wie ungleich die Güter dieser Welt verteilt waren. Er selbst hatte ein schönes Zuhause und Eltern, die alles für ihn bezahlten. Für ihn wurde gut gesorgt. Er wurde mit allen möglichen Stärkungsmitteln gefüttert, sobald er überanstrengt war oder dünner wurde. Während seine kleine Anne.
    „Du hast uns ja immer als Rückhalt, vergiß das nicht“, tröstete er sie und sich selbst. „Mutter hat immer eine Kelle Biersuppe oder einen Teller Apfelspeck übrig, falls du.“ Anne schnitt eine fürchterliche Grimasse. Uff, daß der Spottvogel auch nie diese entsetzlichen Gerichte auslassen konnte! Beim besten Willen bekam sie diese beiden Speisen nicht hinunter!
    „Ich komm lieber, wenn es Frikadellen und Mokkakreme gibt. Das habe ich das erste Mal bei euch gegessen“, und sie lächelte in der Erinnerung glücklich vor sich hin.
    „Denk nur, wir gehen dann wieder in dieselbe Schule“, sagte Jess. „Das ist für mich tatsächlich der einzige Lichtblick in diesem Jahr. Ich graule mich vor der Handelsschule.“
    „Es ist aber vernünftig, Jess“, sagte Anne. „Dein Vater hat wirklich recht. Du mußt etwas haben, worauf du zurückgreifen kannst, falls.“
    „Falls ich als Musiker versage, ja, ich weiß. Aber der Kuckuck soll’s holen, Anne! Wenn man bloß darauf brennt, zu spielen und zu komponieren, zu komponieren und zu spielen! Ich bin so wahnsinnig gespannt auf das Operettenlibretto von Lotti und Henrik, ob mir was Brauchbares einfällt!“
    Ja, Anne wußte, wo Jess’ Gedanken waren. Auch wenn er ihr nichts gesagt hätte, so hätte sie es trotzdem gewußt. Anne machte nämlich Jess’ Zimmer sauber. Und immer war es über und über mit vollgeschriebenen Notenblättern besät. Kleine Klavierkompositionen, Entwürfe und einzelne Takte von Orchesterkompositionen; Versuche, kleine Verse in Melodie zu setzen.
    Ein paarmal hatte Jess ihr vormittags, wenn alle Gäste draußen waren und die Salons leer lagen, eine kleine Komposition vorgespielt. Wenn Anne sich zehn Minuten von ihrer Arbeit wegschleichen konnte, dann spielte er nur für sie.
    Sie lauschte und nickte. Manchmal hatte sie auch einen fragenden Blick.
    „Weißt du - dies hier - das ist so anders - “, sagte sie eines Tages. Sie überlegte, suchte nach Worten. „Das ist irgendwie - so - so norwegisch! Es ist gewissermaßen - nicht hart, das wäre falsch -aber herber als das, was du früher gemacht hast.“
    Jess nickte lächelnd.
    „Ich freue mich, daß du das hören kannst. Ich hätte es nie machen können, wenn ich nicht auf Möwenfjord gewesen wäre. Dort entstand es in meinem Innern. Es sang die ganze Zeit in mir. Aber erst gestern hab ich’s zu Papier gebracht.“
    Er nahm ein Notenblatt auf und kritzelte einen Titel hin: „Abendsonne über dem Schwarzbuckel.“
    Lächelnd sah er zu Anne auf und nahm den Stift wieder zur Hand. „Für Anne“, fügte er hinzu und reichte ihr den Bogen.
    Sie nahm ihn und hielt ihn in der Hand. „Lieber Jess.“
    „Fräulein Viken!“ rief die Stimme der Hausdame aus der Halle. Und Anne machte, daß sie fortkam.
    Die Haufen von Notenblättern in Jess’ Zimmer schwollen immer mehr an. Anne sah es und dachte sich das ihre. Sie hatte so viel Zeit zum Nachdenken. Die Arbeit konnte sie zum

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