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Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Titel: Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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wurde, der sei noch immer lebendig. Was norwegisch ist, das wird mit Wohlwollen betrachtet.
    Ich habe einige Tage einen Plan gewälzt, ich wollte versuchen, eines der großen Kaufhäuser für meine Arbeit zu gewinnen - ich erzählte Dir doch die Geschichte mit der Verkäuferin, die mir einen Regenmantel verkaufte -, aber dann geschah es, daß Frau Askelund etwas sagte, meinen Plan auf ein anderes Gleis schob, wodurch die Sache aber auch mehr Risiko enthält:
    „Aber liebe Frau Daell, warum wollen Sie sich von einem großen Warenhaus abhängig machen? Warum nicht selber ein erlesenes kleines Strickereigeschäft anfangen? Beachten Sie bitte das Wort ,erlesen’ - Sie sollen nur ganz erstklassige Waren verkaufen, nicht etwa der Versuchung erliegen, kitschige Dinge zu fabrizieren, die den amerikanischen Reisenden in die Augen stechen! Halten Sie an Ihren echten alten norwegischen Schwarzweißmustern fest, und gehen Sie nicht von Ihren hohen Preisen herunter!“
    Bei diesem Vorschlag wurde mir natürlich ganz schwummerig im Kopf. Aber in Kopenhagen einen Geschäftsraum finden? Noch dazu einen in guter Lage und mit einer Miete, die mich nicht an den Rand des Ruins bringt?
    Und da - paß jetzt auf, Jess, jetzt kommt’s - da sagte Frau Askelund folgendes:
    „Wenn Ihnen ein sehr kleiner Raum genügt, dann glaube ich, daß ich Ihnen helfen kann! Sie wissen, wo unsere Redaktion und die Expedition sind? (Das wußte ich natürlich, das Gebäude liegt ja herrlich zentral!) Wir könnten bestimmt eine kleine Ecke von unserem Expeditionsraum abtrennen, so daß Sie ein Schaufenster bekämen, eigenen Eingang, einen kleinen Ladentisch und etwas Wandplatz für ein paar Borte. Natürlich muß ich erst die Erlaubnis unseres Direktors und seinen Segen dafür einholen, aber ich glaube nicht, daß er Schwierigkeiten machen wird.“
    Jess - war es leichtsinnig von mir, daß ich ja sagte?
    Wer nichts wagt, der nichts gewinnt! Und, offen gestanden, ich wage nicht so arg viel. Die Miete wird wahnsinnig niedrig sein, weil ich gleichzeitig einen kleinen Auftrag von der Redaktion übernommen habe: die bekommen so oft Strickanweisungen von Lesern eingesandt, und diese Anweisungen müssen durchgesehen und kontrolliert werden, ehe sie in Satz gehen. Das soll ich machen -und, unter uns, das ist für mich ein Kinderspiel.
    Dann kommt dies Interview, das ist die beste kostenlose Reklame für mich, die ich mir wünschen kann. Und Deine rührenden Tanten Modesta und Adethe sitzen mit gezücktem Schwerte - will sagen, mit gezückten Stricknadeln - bereit und warten auf Wolle, um ihr neues Amt als Substrickerinnen bei mir anzutreten.
    Mir verschwimmt alles vor den Augen, Jess. Wenn ich mir vorstelle, daß ich ab 1. November als Eigentümerin eines Geschäfts dasitze - ich sage, was Frau Eichlberger immer zu uns gesagt hat: Kneif den Daumen!
    Nein, das brauchst Du übrigens gar nicht, Du hast bestimmt Deine Daumen nötig, wenn Du spielst?
    Ich habe eine Million Dinge zu erledigen und Milliarden von Maschen zu stricken. Jetzt muß ich einen geschäftsmäßig aussehenden Brief an eine der großen Wollspinnereien in Norwegen zusammenstoppeln und sie mit meiner ersten Bestellung beehren. Und dann muß ich an Mutter schreiben und sie dazu anstellen, daß sie im Dorf und in Möwenbucht die Spinnräder in Gang setzt. Ich hatte die Absicht, den Kunden, die so was haben wollen und wirklich gut zahlen können, Gelegenheit zu geben, daß sie Jacken aus handgesponnener Wolle bestellen können, in Mustern, die nur das eine Mal verwandt werden, und womöglich mit echten silbernen Knöpfen. Solche Jacken werden dann natürlich ein kleines Vermögen kosten.
    Und dies alles will ich auf die Beine stellen mit zweitausend Kronen Anfangskapital! So eine ist sie geworden, Deine vorsichtige und bedachtsame Frau!
    Du mein liebster Junge - meine Glückwünsche hast Du bekommen, hoffentlich auch das Paket -, meine Gedanken sind übermorgen den ganzen Tag bei Dir (als ob sie das nicht an jedem ändern Tag auch wären!).
    Was meine Gefühle für Dich anbetrifft, so wird auf den Brief vom 4. d. M. verwiesen.
    Du siehst, ich bin schon ganz mit dem Geschäftsstil vertraut!
    Ich sause in die Stadt!
    Lieber, lieber, lieber Jess!
    Deine Anne

Rastlos im Wirbel
    „Ein Glück, daß ich in dieser Woche vormittags keinen Dienst habe“, sagte Anne. Sie kam völlig außer Atem aus der Stadt und schlang etwas Mittagessen hinunter, ehe sie sich auf Evas Rad schwang und zu ihrem Kiosk von dannen

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