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Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad

Titel: Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Augenblick das Gegegebene für mich. Herr Ober.“
    Der erfahrene Oberkellner nahm die Bestellung entgegen und verzog keine Miene. Kurz darauf wurde eine Platte mit einem köstlich duftenden Schnitzel und Erbsen, Bohnen und Tomaten für Anne gebracht.
    Vor Jess stellte der Kellner einen Dessertteller mit einem zusammengerollten Pfannkuchen und Eingemachtem hin.
    „Was soll denn das sein?“ fragte Jess verblüfft.
    „Palatschinken, mein Herr“, sagte der unerschütterliche Kellner.
    „Siehst du, lieber kleiner Jess“, sagte Anne in belehrendem Ton. „Es nützt dir wenig, daß du Schiller oder ,die Angst, die Axt’ aufsagen kannst, wenn du dabei nicht einmal gelernt hast, eine österreichische Speisekarte zu lesen. Ich hatte nämlich gesehen, daß Palatschinken unter den Desserts stand und hatte schon so eine Ahnung.“
    „Anne“, sagte Jess feierlich. „Im allgemeinen hat ein Mann natürlich nicht das Recht, die Hand gegen seine Frau zu erheben.“
    „Aber?“ fragte Anne.
    „Aber heute abend, wenn wir erst zu Hause in unserm Kämmerchen sind, kriegst du Haue, so wahr mir Gott helfe!“
    „Das glaube ich nicht eher, als bis ich es selber erlebe“, sagte Anne gelassen und machte sich über das Schnitzel her.

Die offene Tür zum Glück
    Liebste Eva, lieber Onkel Herluf!
    Jess sagt, ich solle mich schämen, ich hätte sicher eine ganze Woche nicht geschrieben. Ja, er hat gut reden von wegen Schämen, er weiß ja nicht mal mehr, wie ein Federhalter aussieht. (Noten schreibt er nämlich vorläufig nur mit dem Bleistift.)
    Tausend Dank für den langen und lieben Brief. „Ist er für mich?“ fragte Jess, als Eichlberger mit der Post kam.
    „Nein, für die Frau Gemahlin“, sagte Eichlberger, und ich mußte mindestens dreimal schlucken, bis ich die Frau Gemahlin hinuntergekriegt hatte.
    Vielen Dank für die Zeitschrift, Eva! Dieser Strickwettbewerb sieht vielversprechend aus. Ich will mich gern beteiligen, wenn Du meinst - zweitausend Kronen als erster Preis sind wirklich nicht zu verachten. Aber ich kann sicher nichts gewinnen. Bei einem solchen Preisausschreiben wird haarfein gesiebt. Doch - warum nicht? Es kostet mich schließlich nur das Porto, wenn ich es versuche. Ich habe hier Zeit genug zum Stricken. Vormittags sitze ich alle Augenblicke auf der Bank vorm Haus und stricke und schaue mir die Leute an, und der Nachbar hat eine Katze, die all ihre Liebe auf mich geworfen hat und sich mit mir auf der Bank ein Stelldichein gibt. Ich rede norwegisch, und sie miaut auf deutsch, und so verstehen wir einander großartig. Ich habe ihr - es ist übrigens ein Kater - den Namen Johann Sebastian gegeben, was Jess blasphemisch findet.
    Aber jetzt wirklich zu ernsteren Dingen. Wenn ich es recht bedenke - ich bin doch eine alberne Liese geworden, ist das zu glauben? Wißt Ihr noch, wie artig und schüchtern ich war, als ich das erste Mal zu Euch kam? Und das ist erst dreiundeinhalb Jahre her. Könnt Ihr das begreifen?
    Das war eigentlich der schönste Abend in meinem ganzen Leben. Nein, ich weiß doch nicht so recht. Späterhin habe ich so wahnsinnig viel Schönes erlebt!
    Aber nicht wahr, ich war damals brav und zurückhaltend und wohlerzogen? Und jetzt bin ich eine Schwatzliese geworden! Das kommt aber nur daher, weil ständig die Freude in mir brodelt und kocht, ich bin so glücklich, daß sie als lauter Geschwätz und dummes Zeug aus mir herauszischt. Jess sagt, es sei mein Lebensüberschuß.
    Wie gesagt, jetzt - wenn auch nicht zu ernsten, so doch zu vernünftigen Dingen: Gestern waren wir also bei der Eröffnung der Festspiele. Mir fehlen einfach die Worte! Ich bin immer noch so benommen, daß ich noch nicht so recht wieder zu mir gekommen bin. Ihr seid ja auch in Salzburg gewesen. Ihr habt den großen Platz vorm Dom gesehen. Habt Ihr ihn aber bei der Eröffnung gesehen, wenn er voll stand von andächtigen Zuschauern? Nein, das habt Ihr nicht! Ich hätte nie gedacht, daß ein Schauspiel solch einen Eindruck auf mich machen könnte! Jedermann’ - in glühender Nachmittagssonne auf der einfachen Bühne gespielt! Ich traute mich fast nicht zu atmen - von dem Augenblick an, als die grauen Steinfiguren auf den Galerien über dem Säulengang zu lebendigen Menschen wurden, die mit Hornsignalen und Wechselgesang einsetzten. -Während des ganzen Stücks wird die Stadt selbst, die Festung und der Kerkerturm mit ins Spiel einbezogen - bis der Dom sich dem reuigen Sünder öffnet! Dieser Tag wird mir in meinem ganzen

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