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Anne auf Green Gables

Anne auf Green Gables

Titel: Anne auf Green Gables Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Darf ich Diana ins Gästezimmer führen, damit sie dort ihren Hut ablegen kann, wenn sie kommt? Und dann mit ihr im Salon sitzen?«
    »Nein. Das Wohnzimmer ist gut genug für dich und deinen Gast.
    Matthew wird heute ebenfalls später nach Hause kommen, er fährt die Kartoffeln zum Frachtschiff.«
    Schnell wie der Wind sauste Anne zu Diana hinüber, um ihr die Einladung zum Tee zu überbringen. Diana war begeistert, in ihrem zweitbesten Kleid kam sie kurz nach Marillas Abfahrt am frühen Nachmittag auf Green Gables an. Wenn sie Anne besuchte, rannte sie normalerweise ohne anzuklopfen gleich in die Küche, doch diesmal klopfte sie höflich an der Vordertür. Anne, ebenfalls in ihrem zweitbesten Kleid, öffnete die Tür und die beiden Mädchen schüttelten sich so förmlich die Hände, als hätten sie sich noch nie zuvor gesehen. Die feierliche Stimmung dauerte auch noch an, als Diana im Gästezimmer ihren Hut abgelegt und im Wohnzimmer Platz genommen hatte. Mit artig übereinander geschlagenen Beinen saßen sich die beiden Freundinnen gegenüber.
    »Wie geht es deiner Mutter?«, erkundigte sich Anne, als hätte sie Mrs Barry nicht am Morgen des gleichen Tages in ihrem Obstgarten bei bester Laune und Gesundheit Äpfel pflücken sehen.
    »Danke, sie ist wohlauf. Mr Cuthbert bringt heute Nachmittag die Kartoffeln zum Hafen, nehme ich an?«, fragte Diana, die am Morgen auf Matthews Wagen mit zu Mr Harmon Andrews gefahren war.
    »Ja, wir haben eine recht gute Kartoffelernte dieses Jahr. Ich hoffe, euch geht es ebenso?«
    »Ja, recht gut, danke. Habt ihr auch schon Äpfel gepflückt?«
    »Und ob!«, rief Anne. Bei dem Gedanken an die vielen reifen Früchte war auf einmal alle Würde und Steifheit vergessen. »Lass uns in die Plantage gehen und uns ein paar rote Süßlinge holen, Diana. Marilla hat gesagt, wir könnten alle haben, die noch auf dem Baum sind. Marilla ist sehr großzügig. Sie hat uns auch Obstkuchen bereitgestellt. Nur zeugt es nicht gerade von guten Manieren, seinen Gästen anzukündigen, was sie später zu essen bekommen. Deshalb verrate ich dir auch nicht, was es zu trinken gibt. Aber es fängt mit J an und ist rot und süß.«
    Der Obstgarten mit seinen schweren, fruchtbeladenen Ästen erwies sich als ein so angenehmer Aufenthaltsort, dass die beiden Mädchen fast den ganzen Nachmittag dort verbrachten. Als sie genug gespielt hatten, suchten sie sich ein sonniges Fleckchen und machten es sich im Gras gemütlich. Diana hatte Anne viel zu erzählen: Seit ihre Freundin nicht mehr zur Schule kam, musst sie nebenjosie Pye sitzen, wozu sie nicht die geringste Lust hatte. Josie ließ immer ihren Griffel über die Tafel quietschen - ein Geräusch, das Diana das Blut in den Adern gefrieren ließ. - Ruby Gillis war alle ihre Warzen losgeworden, nachdem die alte Mary Joe ihr einen Zauberstein geschenkt hatte: Man musste nur die Warzen bei Neumond mit dem Stein bestreichen und ihn dann anschließend über die linke Schulter nach hinten werfen, dann verschwanden die Warzen schon am nächsten Tag. - Mr Philipps hatte Sam Boulter verprügelt, weil er ihm im Unterricht »Widerworte« gegeben hatte, woraufhin Sams Vater in der Schule erschienen war und den Lehrer lautstark davor gewarnt hatte, noch einmal Hand an eines seiner Kinder zu legen. - Mattie Andrews hatte eine neue rote Haube und einen Umhang mit Troddeln bekommen -es war kaum auszuhalten, wie sie überall damit herumprahlte. - Lizzie Wright hatte sich mit Mamie Wilson verfeindet, weil Mamie Wilsons erwachsene Schwester Lizzie Wrights erwachsener Schwester den Verehrer ausgespannt hatte. Und alle vermissten sie Anne und wünschten sich, dass sie bald wieder zur Schule kommt, und Gilbert Blythe ...
    Doch über Gilbert Blythe wollte Anne nichts hören. Schnell sprang sie auf und schlug vor, zurück ins Haus zu gehen und Johannisbeersaft zu trinken.
    Anne schaute im zweiten Fach in der Speisekammer nach, fand aber die Flasche nicht. Nach einigem Suchen entdeckte sie sie dann endlich im obersten Fach, stellte sie auf ein Tablett und brachte sie mit einem Glas zum Wohnzimmertisch.
    »Bitte schön, greif zu, Diana«, sagte sie höflich. »Ich glaube, ich trinke lieber nichts. Mein Bauch ist noch so voll von den vielen Äpfeln.«
    Diana goss ihr Glas voll und bewunderte die tiefrote Farbe des Getränks. Dann nahm sie einen kleinen Schluck.
    »Der Saft schmeckt köstlich, Anne«, sagte sie. »Ich wusste gar nicht, dass Johannisbeersaft so gut schmecken kann.«
    »Es

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