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Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung

Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung

Titel: Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Harville ein verlobter Mann war. Die Harvilles zweifelten nicht im mindesten ander gegenseitigen Zuneigung zwischen ihm & Louisa – und obgleich sich dies zu einem
gewissen Grad
sofort widerlegen ließ – machte es ihm doch bewußt, daß ihre Familie, ja vielleicht sie selbst es ebenso empfunden haben mochte – daß er ehrenhalber gebunden war – wenn er auch, sollte dies denn die Folge sein, im Herzen nur allzu frei wäre! – Er hatte nicht hinlänglich über die Sache nachgedacht – er hatte nicht ausreichend bedacht, daß seine übermäßige Vertrautheit in Uppercross schlimme Folgen aller Art haben konnte und er, indem er ausprobierte, ob eines der Mädchen ihm taugen könnte, üble Nachrede riskierte, wenn nicht sogar das Entstehen unerwiderter Gefühle! – Er hatte zu spät erkannt, daß er gefangen war – und daß er sich nun, da er ganz klar sah, daß ihm Louisa nichts
bedeutete
, an sie gebunden fühlen mußte, wenn es denn um ihre Empfindungen für ihn so stand, wie die Harvilles dachten. – Es hatte ihn veranlaßt, aus Lyme wegzugehen – & ihre vollständige Genesung anderorts abzuwarten. Er wollte gern alles tun, was der
Anstand
erlaubte, um jedwede Gefühle oder Mutmaßungen rund um seine Person abzuschwächen, und er war darum nach Shropshire gefahren, um zu gegebener Zeit zu den Crofts in Kellynch zurückzukehren & zu handeln, wie er es angebracht sah. – Er hatte in Shropshire gesessen & sich über seinen verblendeten Stolz & seine verfehlte Planung gegrämt, bis ihn der verblüffende Glücksfall von Louisas Verlobung mit Benwick mit einem Schlag erlöste. Bath, Bath – war sofort in
Gedanken
gefolgt; & wenig später auch in
Taten
. Nach Bath! – um dort voll Hoffnung anzukommen, dann von Eifersucht zerfleischt zu werden beim ersten Anblick Mr. E’s – bei dem Konzert die Wechselbäder zwischen beidem zu erleben, todunglücklich zu werden durch die Kunde, die ihn heute morgen so beiläufig erreicht hatte, nur um jetzt glücklicher zu sein, als Sprache es auszudrücken oder irgendein Herz außer dem seinen zu verkraften vermochte.
    Höchst eifrig & höchst anschaulich schilderte er seineEmpfindungen bei dem Konzert. – Der Abend schien eine einzige Abfolge kostbarer Momente: – der Moment, als sie sich ihm im Foyer genähert & ihn angesprochen hatte – der Moment, als Mr. E. erschienen war, um sie wegzuholen,& ein oder zwei nachfolgende Momente der neu erwachenden Hoffnung oder der wachsenden Verzagtheit wurden mit Verve abgehandelt. »Dich zu sehen, rief er, umringt von all jenen, die
mir
ganz gewißlich nicht wohlwollten; deinen Vetter so dicht an deiner Seite zu sehen – wie er mit dir plauderte & scherzte – & zu wissen, wie entsetzlich passend & schicklich eine Verbindung zwischen euch wäre! – sich klar zu sein, daß sie der ausdrückliche Wunsch eines jeden sein muß, der irgendeinen Einfluß auf dich hat – & selbst wenn du noch zaudertest oder gleichgültig warst – sich vorzustellen, welch machtvolle Fürsprecher er hätte! War das nicht genug, um aus mir den Narren zu machen, als der ich mich dann auch benahm? – Wie sollte ich nicht Qualen leiden?– War nicht der bloße Anblick der
Freundin
in der Bank hinter dir – war nicht die bloße Erinnerung an damals – das Wissen um ihren Einfluß auf dich – der unauslöschliche, unverrückbare Eindruck dessen, was
Überredung
schon
ein mal
bewirkt hatte – war nicht all das im Bund gegen mich?«
    »Du hättest unterscheiden sollen – erwiderte Anne – Du hättest mir
jetzt
nicht mißtrauen dürfen, wo der Fall ein so anderer ist & mein Alter ein so anderes. Wenn ich damals fälschlich der Überredung nachgegeben habe, vergiß nicht, es war Überredung, die der Sicherheit das Wort redete, nicht dem Wagnis. Als ich mich fügte, meinte ich mich in meine
Pflicht
zu fügen. – Aber diesmal ließe sich keine
Pflicht
geltend machen. – Einen Mann heiraten zu wollen, der meinem Herzen gleichgültig ist, hieße, jedes Wagnis eingehen & jede Pflicht mit Füßen treten.« – »Vielleicht hätte ich mir das sagen sollen, antwortete er, aber ich konnte es nicht. – Ich konnte keinen Nutzen ziehen aus meinen neuen Erkenntnissen über deinen Charakter, ich konnte sie nicht mehr insSpiel bringen, sie wurden überlagert, überwältigt, zugeschüttet von all den früheren Gefühlen, die mich Jahr um Jahr gepeinigt hatten. – Ich konnte in dir nur die sehen, die sich
gefügt
hatte, die mich
aufgegeben
hatte, die sich von

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