Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung

Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung

Titel: Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
Vom Netzwerk:
allen
eher
hatte leiten lassen als von
mir –
ich sah dich mit ebenjener Person, deren Rat du in dem Unglücksjahr gefolgt warst – nichts deutete für mich darauf hin, daß ihr Urteil jetzt weniger galt; – dazu kam noch die Macht der Gewohnheit.« – »Ich hätte gedacht, sagte Anne, mein Verhalten gegen dich hätte dir einige oder sämtliche dieser Gedanken ersparen können.« – »Nein – nein – das hätte einfach die Unbefangenheit sein können, die dir die Verlobung mit einem anderen verlieh. – In diesem Glauben ging ich von dir. – Und doch – wollte ich dich um jeden Preis wiedersehen. – Der neue Morgen gab mir neuen Mut, & ich fand doch noch Grund zum Bleiben. – Welch ein Rückschlag dann die Neuigkeiten des Admirals! – seit dem Moment stand mein Entschluß fest – und hätten sie sich bestätigt, so wäre dies mein
letzter Tag
in Bath gewesen.«
    All dies konnte hinlänglich erörtert werden – mit Unterbrechungen nur von der Art, wie sie den Reiz eines solchen Austauschs noch erhöhten – und Bath enthielt an diesem Abend wohl schwerlich zwei Wesen, die so begründet & gleichzeitig so unsinnig glücklich waren wie die beiden auf dem Sofa von Mrs. Crofts Salon in der Gay St.
    Capt. W. hatte den Adml bei dessen Rückkehr in sein Haus vorsorglich abgefangen, um ihn hinsichtlich Mr. E’s & Kellynchs zu beruhigen; – und mit dem Zartgefühl, das sein gutes Herz ihm eingab, vermied es der Admiral, zu Anne noch ein Wort über das Thema zu verlieren. – Er wollte ihr auf gar keinen Fall Kummer bereiten, indem er womöglich an Schmerzliches rührte. Wer konnte es wissen? Vielleicht hatte sie ja mehr für ihren Vetter übrig als dieser für sie.– Und überhaupt, hätten die beiden heiraten wollen: worauf hätten sie dann so lange warten sollen?–
    Nicht ausgeschlossen, daß der Adml vor Ende des Abends ein paar Fingerzeige von seiner Frau erhielt; – die sich so überaus reizend von Anne verabschiedete, daß diese die befriedigende Überzeugung mitnahm, daß sie die Wahrheit ahnte & guthieß.
    Was für ein Tag lag hinter Anne! – was war in den Stunden, seit sie vom Camden Place weggegangen war, nicht alles geschehen! – Es machte sie fast verworren, darauf zurückzublicken, fast zu glücklich. – Ihr blieb nur, die halbe Nacht aufzubleiben & den Rest der Nacht wachzuliegen, um sich ihres neuen Zustands halbwegs gefaßt innezuwerden, & für das Übermaß an Seligkeit mit Kopfschmerz & Mattigkeit zu bezahlen.–

KAPITEL XI
    Wer kann einen Zweifel an dem haben, was folgte? – Zwei junge Menschen, die partout heiraten wollen, setzen ihren Kopf eigentlich immer durch – seien sie auch noch so arm, noch so töricht oder noch so wenig dazu geeignet, einander auf Dauer gutzutun. Dies mag eine schlechte Moral sein, um damit eine Geschichte zu beschließen, aber ich halte sie für eine sehr wahre – und wenn schon solche Paare ans Ziel kommen, wie sollten dann ein Capt. W. & eine Anne E., mit so mächtigen Fürsprechern wie Reife des Urteils, Rechtmäßigkeit des Handelns & einem unabhängigen Vermögen für zwei, nicht jeden Widerstand überwinden? Auf jeden Fall hätten sie sehr viel mehr Widerstand überwinden können, als sich ihnen in den Weg stellte; denn sie erfuhren wenig Unbill außer fehlender Herzlichkeit & Wärme. – Sir W. erhob keinen Einspruch, & Elizth begnügte sich damit, kalt & unbeteiligt dreinzuschauen. – Capt. W., der £ 25.000 sein eigennannte & es in seinem Beruf so weit gebracht hatte, wie Verdienst & Einsatz ihn nur bringen konnten, war kein Niemand mehr. Er durfte es sich nun herausnehmen, um die Tochter eines dümmlichen, verschwenderischen Baronets anzuhalten, der weder Grundsätze noch Verstand genug besessen hatte, um sich die Stellung zu bewahren, die ihm die Vorsehung zugedacht hatte, & der seiner Tochter vorab nur einen Bruchteil der zehntausend Pfund mitgeben konnte, die von Rechts wegen an sie fallen mußten. – In der Tat fand Sir Walter (auch wenn er sich weder ausreichend in seiner Eitelkeit geschmeichelt sah noch ausreichend Gefühle für seine Tochter hegte, um sich wahrhaft zu freuen), daß sie keineswegs schlecht mit ihm fuhr. – Im Gegenteil, nachdem er Capt. W. näher kennengelernt & ihn gründlich betrachtet hatte, war er höchst angetan von dessen körperlichen Vorzügen & durchaus geneigt,
sein
überlegenes Äußeres als geeigneten Ausgleich für
ihren
überlegenen Rang zu werten; und all dies, im Verein mit seinem klangvollen Namen,

Weitere Kostenlose Bücher