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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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sollte er einmal darüber schreiben. Ja. Er würde es Maude vorschlagen. Mal sehen, was sie davon hielt.
    Leise Musik drang über das Röhren des Motors und das Brummen der Laster um ihn herum zu ihm. Seine Mitbewohner verspotteten ihn, sie sagten, dass er einen schlechten Musikgeschmack hatte. Er drehte das Radio voll auf. Van Halen. Männermusik. Klar war das blöd. Klar war es laut. Aber es war auch erdig, mächtig.
    Er sang mit, schlug mit der Hand den Takt auf dem Steuerrad.
    Ja, sein Leben hatte sich verändert.
    Der Friedhof erwies sich als einer dieser versteckten, verlassenen Orte, die es manchmal mitten im Herzen einer Stadt gibt. Alex folgte den Anweisungen, die er am Telefon bekommen hatte, er bog von der Straße ab und nahm einen grasbewachsenen Feldweg. Fuhr unter dichtem Grünzeug hindurch, vorbei an umgestürzten Grabsteinen, bis er das südlichste Ende des Friedhofes erreicht hatte. Er blieb einen
    Augenblick sitzen und fragte sich, ob er wenden und sich verpissen sollte, als ein Mann hinter einem großen Grabstein hervortrat. Er winkte und lächelte.
    Der Kerl war blass und dünn, ein bisschen peinlich, fand Alex. Komplett harmlos. Alex schaltete den Motor aus und stieg aus. »Alex Martin?«, fragte der Mann, lächelte, und warf dann einen nervösen Blick über die Schulter. »Allerdings.«
    Alex zog einen Stift und einen Reporterblock aus der Brusttasche seines Hemds, während er auf den Mann zuging, der immer noch nervös neben dem Grabstein stand. »Danke, dass Sie mich angerufen haben«, sagte er. »Ich möchte Ihnen versichern, dass ich nichts über Sie preisgeben werde. Nicht wie Sie aussehen, nicht, wo wir uns getroffen haben. Gar nichts.« »Ich weiß«, sagte der Mann, nickte und lächelte. »Sie können mir alles sagen, was Sie wollen.« »Ich wollte Sie etwas fragen.« »Aber natürlich.«
    »Wegen des Briefs von dem toten Baby.« Alex begann sich zu ärgern. Immer dieser Brief des toten I Babys. Wurde er denn nie den Ruhm ernten, der ihm gebührte?
    »Das war eine Lüge , nicht wahr?« »Wie meinen Sie das?"
    »Das Baby hat den Brief nicht geschrieben, oder?« »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Das Baby hat den Brief nicht geschrieben«, wiederholte der Mann diesmal drängender. »Jemand anders hat den Brief  geschrieben, nicht wahr?«
    »Ja...«, sagte Alex und nickte langsam. Er fragte sich, was  zum Teufel hier abging. Der Typ war ja völlig durchgedreht.  » Sie haben den Brief geschrieben, nicht wahr?« »Ich hatte Hilfe.« »Von der Polizei?« »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Von Detective Irving? Hat er Ihnen geholfen, den Brief zu
    schreiben?«
    »Ich habe gesagt, das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Das war ein Vollflop, wie die ganzen Briefe, die sie nach dem Stück mit dem toten Baby bekommen hatten. Es gab echt viele Irre, und in Chicago schienen sie sich besonders wohlzufühlen. Sah so aus, als würde er doch noch rechtzeitig zurückkommen, um die Tagesberichte der Polizei selbst einzugeben. Wiedersehen, Pulitzer. »Wollten Sie mir nun eigentlich etwas sagen?«
    »Ich will nicht, dass Sie noch mehr Briefe abdrucken.«
    »Das kann ich nicht entscheiden. Ich bin bloß ein kleines Rädchen in der Maschine.«
    »Sie sind ein Verräter Alex Martin. Das sind Sie.«
    »An wem?«
    »An den Babys.«
    »Den Babys?« Alex hatte genug. Er wandte sich ab und begann zum Wagen zu gehen.
    »Ich rede mit Ihnen!«
    »Lecken Sie mich am Arsch.« Er sprach ärgerlich über seine Schulter.
    Hinter ihm war ein Rascheln zu hören, eine Bewegung. Alex wandte sich um und konnte in einem schmalen Sonnenstrahl, der durch die Blätter über ihm fiel, etwas glitzern sehen. Eine Axt. Er muss sie hinter dem Grabstein versteckt haben, dachte er entgeistert. Eine gottverfluchte Axt.

34
    Ivy gönnte Jinx volle fünfzehn Minuten ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit, um auszugleichen, dass sie ihn Tag um Tag allein ließ. Sie streichelte ihn und bürstete ihn und redete mit ihm in der hohen Stimme, die ihn mit seinen Augen lächeln ließ.
    Es war gut, dass Katzen nicht die Möglichkeiten hatten, das Morgen vorauszuahnen, oder die nächste Woche, oder den nächsten Monat. Sonst würde er vielleicht protestieren, vor allem, da er nicht in einer solchen Enge aufgewachsen war. Er war einmal wild und frei gewesen, hatte sich gemächlich durch hohes Gras geschlängelt und an Gänseblümchen geschnuppert. Er war auf Bäume geklettert und hatte sich im Staub gewälzt. Er hatte im Schatten eines Fliederbusches

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