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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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sich zu verpissen - sie hatte sowieso gesagt, dass sie ein oder zwei Tage frei brauchte.
    Sie war nach Hause gegangen, hatte die Fragebögen gefaxt und dann eine Freundin besucht. Oder einen Freund, vermutete Ronny, und sein Magen zog sich vor Eifersucht zusammen. Wahrscheinlich war sie jetzt bei ihm und lachte darüber, wie sie alle an der Nase herumgeführt hatte.
    Na ja, er würde sie nicht verraten. Vielleicht müsste sie auch irgendwann einmal ihn decken.
    »Danke, dass Sie mich reingelassen haben«, sagte er zu der Hausmeisterin, als sie beide zur Tür gingen.

33
    »Ich habe Informationen für Sie«, flüsterte die Stimme in Alex Martins Ohr. Alex packte den Hörer fester und schaute von seinem Schreibtisch auf, um festzustellen, ob jemand in Hörweite war. Doch die anderen hatten die Köpfe gesenkt und hackten auf ihre Computertastaturen ein.
    »Was für Informationen?«, flüsterte Alex zurück ins Telefon.
    »Über den Madonna-Mörder.«
    »Wer ist da?«
    »Kann ich nicht sagen.«
    Aufgeregt, mit klopfendem Herzen, sagte Alex: »Ich würde niemals eine Quelle verraten.«
    »Ich kann das nicht riskieren. Wenn ich es Ihnen sage, wenn er herausbekommt, dass ich Sie angerufen habe, muss ich sterben. Können Sie sich mit mir irgendwo treffen, wo man uns nicht sieht?« Die Stimme des Mannes war von mittlerer Tonhöhe, klang jedoch etwas verrauscht und zitternd. Als hätte er furchtbare Angst.
    »Wo?«
    »Auf einem Friedhof. Ich erkläre Ihnen, wie Sie hinkommen.«
    »Warum auf einem Friedhof? Warum nicht in einem Coffee Shop?«
    »Weil die Leute Sie kennen. Und man darf mich nicht mit Ihnen zusammen sehen.« Er gab Alex eine Wegbeschreibung, dann sagte er: »Ich muss weg. Ich höre ihn kommen. Sie werden dort sein, nicht wahr? Bitte kommen Sie.« Der Anrufer legte auf.
    Eine Spur. Eine echte gottverdammte Spur.
    Alex ging zu Maude, die mit einer riesengroßen grünen Brille vor ihrem Computer saß.
    »Ich fahr zum Daley Center, um etwas nachzulesen«, sagte er ihr.
    »Ober den Madonna-Mörder?«, fragte sie.
    »Ja.«
    Er hasste es, sie anzulügen, aber er fürchtete, wenn er ihr die Wahrheit sagte, würde sie darauf bestehen, die Bullen anzurufen, und das hier sollte seine Story sein. Er konnte den Pulitzer schon riechen. Die Bullen hefteten sich schon den Baby-Brief ans Revers, und dabei wusste er ganz genau, dass er auch darauf hätte kommen können, wenn er nur die Chance gehabt hätte.
    »Was ist mit den Tagesberichten der Polizei?«, fragte sie und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, sodass sie ihn anstarren konnte.
    »Die hole ich auf dem Rückweg.«
    »Das ist ganz schön knapp.«
    »Ich geb sie per Telefon durch, wenn es sein muss.«
    »Die Tagesberichte? Kein Mensch will die Tagesberichte der Polizei übers Telefon annehmen.«
    »Ich bin rechtzeitig zurück. Keine Sorge.«
    Vor zwei Wochen hatte sie ihm gesagt, er sollte seinen Arsch in Bereich Fünf schwingen. Heute aber lächelte sie bloß und sagte ihm, er solle sich amüsieren, dann widmete sie sich wieder ihrem Computer.
    Im Wagen überlegte Alex, wie sein Leben sich verändert hatte - und alles nur wegen eines mordenden Psychopathen. Er sah es nicht gerne so, aber so war et nun einmal. Jetzt kannten die Chefredakteure des Chicago Herald sogar seinen Namen, und er bekam anständige Termine - echte, tatsächliche, zufriedenstellende Storys. Und Maude behandelte ihn beinahe schon wie einen gleichberechtigten Partner statt alt nervigen Idioten.
    Er bremste seinen kleinen roten Protege an der Mautstelle
    ab, warf die Münzen ein und trat aufs Gas, ohne zu warten, bis die Ampel grün zeigte. Die einzigen Leute, die auf grün warteten, waren Rentner die nach Michigan fuhren.
    Alle anderen fahren vielleicht bei Rot durch, aber ich nicht. Ich bin kein Gesetzesbrecher. O nein!
    Der Protege war ein netter Wagen, aber es war die billigste Version; man musste die Fenster von Hand herunterkurbeln, und er konnte vor lauter Straßenlärm kaum das Radio hören. Bald schon würde er sich einen Wagen mit elektrischen Fensterhebern, einer anständigen Anlage und viel besserer Isolierung leisten können.
    Es hieß, der Madonna-Mörder würde getrieben durch den intensiven Hass auf seine Mutter. Mutter und Sohn. Er und seine Mutter verstanden sich echt gut, aber ein paar seiner Freunde hatten dieses Glück nicht. Ihre Beziehungen waren eigenartig, ein bisschen grenzwertig. Ödipus. Tja, das war eine komische Sache, aber vielleicht nicht so weit hergeholt. Vielleicht

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