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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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gedöst, während die Blauhäher über ihm piepsten.
    Ivy und Max hatten den vorigen Tag damit verbracht, von Tür zu Tür zu spazieren, sie hatten noch einmal mit allen ehemaligen Patienten des Elgin Mental Hospitals gesprochen, die mathematisch begabt waren. Ihre Fragen gingen deutlich tiefer als die des ursprünglichen Fragebogens. Zwei Männer waren vielversprechend erschienen, aber sie hatten beide überprüfbare Alibis für die Mordnächte. Und keiner von ihnen hatte irgendetwas in Ivy ausgelöst.
    Aber würde er das? Wenn sie dem Mann gegenübertrat, der sie mitten in der Nacht brutal und überraschend angegriffen hatte, würde sie wissen, dass er es war? Oder würde sie lächeln und nicken und weiterziehen? Es war höchst wahrscheinlich, dass sie ihn bereits gesehen hatte, dass sie Blickkontakt gehabt hatten, dass sie vielleicht sogar mit ihm gesprochen hatte.
    Denn so war es bei vielen Serienmördern. Sie passten sich an. Sie bewegten sich mit den Massen, sie veränderten die Farbe und passten sich dem Hintergrund an.
    Ivy schloss ihre Tür ab, sie war sich der Kamera bewusst, die auf ihre Tür gerichtet war, als sie den Schlüssel einsteckte. Er würde nicht zurückkommen, jedenfalls nicht in dieses Haus. Er hatte verkündet, was er verkünden wollte, und war zu klug, um zu riskieren, auf Band aufgenommen zu werden. Aber diese Überzeugung hinderte sie nicht daran, Stunde um Stunde Bänder von Leuten zu sichten, die das Haus betraten und verließen.
    Sie hatten ein paar Drogendeals entdeckt, eine Prostituierte, die in ihrer Wohnung arbeitete, und einen Typen, der anderen Mietern Sozialhilfe-Schecks aus den Briefkästen klaute.
    Die paar Verdächtigen, die sich ohne Schlüssel hereingedrückt hatten, erwiesen sich als Freunde und Verwandte von Mietern.
    Er würde nicht zurückkommen.
    »Haben Sie von Ihrem Kumpel gehört?«, fragte der Polizist an der Rezeption, als Ivy Bereich Fünf erreichte.
    »Von wem?«
    »Alex Martin. Eine Leiche mit seinem Führerschein und seinem Presseausweis wurde irgendwo am Nordende von Bereich Fünf auf einem katholischem Friedhof gefunden.«
    Sie hielt den Atem an. »Konnte er schon eindeutig identifiziert werden?«
    »Nein, aber sein Wagen stand auch dort.«
    Der Raum erschien ihr plötzlich irreal.
    Falls der Polizist noch weiter redete, konnte Ivy ihn nicht mehr hören, denn in ihrem Kopf war zu viel Krach. Alex Martin? Tot?
    Wie im Nebel stakste sie blind durch die Kontrolle, um dann die Treppe hoch in den zweiten Stock zu gehen. Sie erreichte das Büro der Einsatzgruppe und stieß beinahe mit Max zusammen. »Was ist mit Alex Martin?«
    Er packte sie am Arm und drehte sie gleich wieder herum. »Ich habe versucht, Sie anzurufen, aber ihr Telefon scheint aus zu sein. Kommen Sie. Sehen wir uns das an.«
    Als sie im Wagen saßen und in Richtung Tatort rasten, erzählte Max ihr, was er wusste. »Letzten Monat hatten wir eine Leiche, die offenbar Opfer eines Rituals war. Sie wurde auf einem Friedhof gefunden.« »Irgendwelche Spuren?«
    »Ein paar Indizien, aber nichts Vernünftiges. Es könnten Jugendliche sein, die dem Teufel huldigen.«
    »Und Sie glauben, dies ist wieder ein Ritualmord? Warum Alex Martin? Und warum wollten Sie, dass ich mitkomme?«
    »Als die Polizei ihn heute Morgen fand, lag eine zerbrochene Schneekugel ein paar Meter von der Leiche entfernt.«
    Als er ihr von einem möglichen Ritualmord erzählte, hatte Ivy tatsächlich Erleichterung verspürt. Es hatte nichts mit dem Madonna-Mordfall zu tun. Sie konnte nichts dafür. Jetzt überwältigten sie der Schreck, die Schuld, die Reue. Es war ihre Schuld! »Es ist wegen des Briefes«, sagte sie leise. »Das wissen wir nicht. Vielleicht hat es nichts mit den Madonna-Morden zu tun. Es könnte jemand sein, der sich dahinter versteckt oder uns ablenken will. Das müssen wir herausbekommen .«
    Natürlich, dachte sie. Natürlich hieß die Schneekugel nicht, dass es wirklich der Madonna-Mörder gewesen war. Jeder wusste, dass er Schneekugeln am Tatort hinterließ. Jeder irre konnte ihn nachahmen.
    Der Friedhof war lang und schmal, nicht breiter als die Grundstucke an beiden Seiten. Ein vergessener Ort, viele der Grabsteine waren über die Jahre von Kindern, die ihre kriminelle Karriere begannen, umgestoßen worden. Und nachdem sie sich hier ausgetobt hatten, waren sie weitergezogen zu schlimmeren Vergehen. Wenn sie schon die Toten nicht respektierten, wen dann?
    Das Gras war den ganzen Sommer über nicht gemäht worden

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