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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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suchen, die sie den Medien in den Rachen stopfen konnten. Und die Leute, die richtig Kunst machten bekamen keine Verträge.
    »Beim Radio ist es dasselbe«, sagte Ruby. »Es geht nicht mehr um die Musik. Für die Sender ist die Musik bloß der Lärm zwischen den Spots.«
    »Ach, Quatsch. Inzwischen kann man die Songs schon kaum von den Spots unterscheiden.« »Ich weiß. Es ist, als würden sie nur noch Spots spielen.« »Und es interessiert keinen. Es interessiert keinen, dass sie uns mit Scheiße füttern. Sie finden einfach: Ich mag diesen Scheiß, weil alle anderen diesen Scheiß auch mögen.« »Ich weiß, ich weiß!« Sie lachten beide.
    Und Ethan begann plötzlich, Ruby alles zu erzählen, dass Max ihn adoptiert hatte und dass Ethan versucht hatte, seinen biologischen Vater zu finden, nur um herauszubekommen, dass die Frau, die er immer für seine biologische Mutter gehalten hatte, ihn auch adoptiert hatte. Das alles quoll aus ihm hervor. Es lag an der Musik.
    So kam das. Die öffnete eine Tür und ließ Ethan glauben, dass hier, endlich, jemand saß, der ihn verstand, mit dem er reden konnte.
    Sie spazierten noch ein wenig herum. Ruby sagte, er wolle lieber nicht noch mehr Geld ausgeben.
    Ethan überlegte, ob er sich das My-Bloody-Valentine-Album kaufen sollte. »Der Typ hat gesagt, dass nur ein paar Tausend gepresst wurden, aber ich weiß nicht, ob ich ihm glauben soll.«
    »Das stimmt«, sagte Ruby. »Das kannst du kaufen.« Also kaufte sich Ethan das Album für zwölf Mäuse und klemmte es sich unter den Arm, das blutrote Cover durch eine Plastikhülle geschützt. Er kaufte sich auch noch ein paar andere CDs, nach denen er gesucht hatte, und für den Rest
    würde er morgen wieder kommen. Die Verkäufer gingen im Laufe der Tage immer mit den Preisen runter.
    »Wie kommst du nach Hause?«, fragte Ruby.
    »Ich weiß nicht. Ich dachte, ich fahr vielleicht zu meinem Dad ins Büro und gucke, ob er da ist.«
    »Ich kann dich mitnehmen. Ich wohne nur ein paar Straßen weiter.«
    »Stört Sie das nicht?«
    »Es wäre Gesellschaft. Und wir können unterwegs die Cocteau Twins hören.«
    »Cool.«
    Zehn Minuten später saßen sie in Rubys Wagen.
    Was ganz toll an den Cocteau Twins war, war die Tatsache, dass der Gesang immer wie ein Instrument klang, nicht wie Worte, sondern wie Töne, Melodien. Es gab einen Part in »Iceblink Luck« von Heaven or Las Vegas, wo man tatsächlich ein paar Worte verstehen konnte - etwas darüber, das Irrenhaus niederzubrennen.
    Ungefähr da begann Ethan, Ruby zu hinterfragen. Und alles, was sein Dad ihm eingeschärft hatte, seit er klein war, kam ihm wieder in den Sinn. Dass er nie mit einem Fremden in einen Wagen steigen sollte. Aber Ruby war kein Fremder. Oder?
    Vielleicht hat er gelogen. Vielleicht kennt er meinen Dad nicht mal.
    Aber Ethan hatte ihn bei dem Hockeyspiel seinem Vater zuwinken sehen, bei dem, zu dem er Ivy mitgebracht hatte.
    Doch hatte sein Vater auch zurückgegrüßt?
    Soweit Ethan sagen konnte, fuhren sie in die richtige Richtung, gen Nordwesten aus der Chicagoer Innenstadt heraus.
    Es war spät, nach neun Uhr, und dunkel.
    Der Wagen seines neuen Freundes war eine dieser Riesenschüsseln, die nur alte Tunten oder reiche Leute fuhren. Je größer, desto besser, schienen die zu denken. Aber Rubys war alt, und die Stoßdämpfer waren nicht gut, denn wann immer
    sie ein Schlagloch erwischten, begann das vordere Ende zu schaukeln, schaukeln, schaukeln, und dann wurde es langsam besser, bis sie das nächste Schlagloch erwischten.
    Ethan wünschte, er würde die Musik ausschalten. Diese Art Musik, die Art, bei der man vor Bewunderung in die Knie gehen sollte, gehörte nicht in einen blöden, beängstigenden Wagen wie diesen, wo sie aus kleinen Lautsprechern schepperte. Diese Musik passte auch nicht zu einem Mann, der wenn man seine Leidenschaft für die Musik einmal außer Acht ließ, ganz schön komisch war. Er sah nicht komisch aus aber jetzt, wo sie zusammen in dem engen Wagen saßen spürte Ethan ein unangenehmes Gefühl. »Ist das Ihr Wagen?«, fragte Ethan. Man würde doch denken, wer Musik so toll fand, hätte eine anständige Anlage. Diese klang furchtbar. »Gehört meiner Mutter«, sagte Ruby. Keine Erläuterung darüber, wo sein Wagen war. Vielleicht in der Werkstatt, sagte sich Ethan. Die Leute gerieten in Chicago dauernd in Blechschäden, das war einer der Gründe, warum sein Alter sich weigerte, einen neuen Wagen zu kaufen. Er sagte, es würde ihm doch bloß

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