Anne Frasier
als Ethan wegen High-sticking auf die Bank musste. Sie war gegen Gewalt im Wettbewerb, aber die Gegner kurvten auch dauernd mit hohen Schlägern durch die Gegend, und der Schiedsrichter ignorierte es einfach.
Ethans Mannschaft gewann mit einem Punkt Vorsprung, das Tor fiel in der Verlängerung.
Hinterher liefen Max und sie hinunter zum Spielfeld, um Ethan zu gratulieren.
Sei n Gesicht war rot vor Anstrengung, und er ragte in seinen Skates über Ivy auf; er schien zwei Meter hoch und einen Meter breit zu sein in seinem gepolsterten Trikot. Als er den Helm abnahm, war sein blondes Haar dunkel vor Schweiß. Sie konnte sehen, dass er sich freute, seinen Vater zu sehen, obwohl in seinem Blick auch ein wenig Irritation lag.
Dann sah er sie an. Er fragte sich wahrscheinlich, was sie hier zu suchen hatte.
Mütter und Väter gratulierten ihm im Vorbeigehen. Ethan hatte gut gespielt, er hatte drei der vier Tore seiner Mannschaft geschossen. Eine Frau blieb stehen und nahm Ivy am Arm, sie beugte sich zu ihr hinüber und sagte: »Ihr Sohn wird eines Tages noch Hockey-Profi.«
Sie war weg, bevor Ivy sie korrigieren konnte. Sie sah Ethan an, wollte gerade einen kleinen Scherz machen, als er sich bereits abwandte und zu den Umkleiden ging. Bevor er sich hineinduckte, blieb er stehen und sagte etwas zu einem dunkelhaarigen Mann mittleren Alters, der vor dem Eingang
der Umkleide wartete. Der Mann wandte sich um und winkte in ihre Richtung.
In der Nacht konnte Ivy nicht schlafen. Sie dachte immer an Ethan und daran, dass die Frau geglaubt hatte, er sei ihr Sohn. Manchmal träumte sie, dass ihr Sohn noch am Leben wäre. Aber sie wusste, dass das nur ein Traum war, die Fantasie einer Mutter. In ihrer Vorstellung war sein Gesicht immer unscharf. Sie konnte nie genau erkennen, wie er aussah. Aber jetzt glaubte sie, wenn ihr Sohn am Leben gewesen wäre, hätte er ausgesehen wie Ethan.
Sie lag im Bett und dachte über den Brief des toten Babys nach. Er wäre schwer zu schreiben, aber sie würde es schaffen, sie musste es schaffen. Und während sie ihn schrieb, würde sie an ein anderes Baby denken, ihr Baby ...
Sie rollte sich zur Seite und störte dabei Jinx, der leise miaute. Was für ein guter Kater. Er hatte sich besser an die kleine Wohnung gewöhnt, als sie gehofft hatte. Aber vielleicht wartete er auch einfach nur, bis sie endlich wieder heimfuhren.
»Hier ist der Brief, den ich Sie zu veröffentlichen bitte.« Ivy schob ein Blatt Papier über den Restauranttisch. Darauf lag eine Diskette. Alex Martin zog den Brief näher, um den Kaffeesee herum, den er verursacht hatte, als er zu viel Milch hineingoss. Sie saßen hinten in einer Nische eines schmierigen Grills, in dem eine gelangweilte Kellnerin mit auftoupiertem Haar ihnen die Kaffees in fleckigen weißen Tassen serviert hatte, die wahrscheinlich genauso alt waren wie das Gebäude selbst. Definitiv kein Treffpunkt, den Alex ausgesucht hätte.
Er war nicht überrascht gewesen, als Ivy Dunlap ihn anrief. Er war auch nicht überrascht gewesen, als sie sich mit ihm hatte treffen wollen. Er wusste, dass der Artikel im Herald vom Montag die Polizei geärgert haben musste. Das war
ja auch der Sinn der Sache. Aber was ihn überrascht hatte, war, dass sie mit ihm zusammenarbeiten wollte, um den Madonna-Mörder zu fangen.
»Das ist eine gute Idee«, sagte er, nachdem er gelesen hatte, was sie von ihm gedruckt haben wollte.
»Die Polizei und das FBI haben ihren Segen dazu gegeben. Aber ich bezweifle, dass Sie das sonderlich interessiert.« Eine kleine Stichelei. Störte ihn nicht weiter.
Sie war eine attraktive Frau, obwohl sie eine Direktheit an sich hatte, die ein wenig störend war, selbst in seinen Augen, und er war da eigentlich nicht zimperlich.
»Aber Sie möchten wahrscheinlich wissen, was Sie davon haben.«
Er lachte, dann sagte er: »Sie schätzen mich ganz falsch ein.«
»Oh, kommen Sie. Ich habe keine Zeit für diese Ablenkungsmanöver. Für mich ist das kein Spiel. Ich will mir auch keinen Namen machen. Aber Sie ... Ihnen geht es darum, nicht wahr?«
»Nicht auf Kosten der Wahrheit. Darum geht es mir. Die Wahrheit.«
Er lehnte sich jetzt zurück, er war ärgerlich, hatte seinen Kaffee vergessen. Ihn störten ihre Andeutungen und Vorwürfe. Er war kein Schmierenreporter, der sensationslüstern hinter scheußlichen Verbrechen her war. »Ich denke, Sie sollten sich besser einen anderen Kollegen suchen. Vielleicht jemand von der Sun Times.«
Sie tat nicht einmal
Weitere Kostenlose Bücher