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Anne in Kingsport

Titel: Anne in Kingsport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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grundsätzlich gegen eine Heirat«, überlegte Anne.
    »O ja. Sie erzählt mir ständig, wie gern sie es sähe, wenn John 182 vor ihrem Tod heiratete. Immer macht sie ihm gegenüber so Anspielungen - Sie haben es ja selbst gehört. Ich hätte durch die Decke gehen können.«
    »Da kann ich nichts machen«, sagte Anne hilflos. »Sie sollten forscher auftreten, Janet«, fuhr sie dann entschieden fort. »Warum haben Sie ihn nicht längst hingeschickt, wo der Pfeffer wächst?«
    »Das kann ich nicht«, sagte Janet rührend. »Verstehen Sie, Anne, ich mag John. Er kann genauso gut auch weiterhin kommen, denn einen anderen habe ich nie gewollt, also bleibt es sich gleich.«
    »Aber dann hätte er vielleicht endlich einmal ein klares Wort gesprochen«, hielt Anne ihr entgegen.
    Janet schüttelte den Kopf.
    »Nein, wohl kaum. Das würde ich mich auch gar nicht getrauen aus Angst, er könnte es ernst nehmen und womöglich für immer gehen. Ich bin wohl zu feige. Aber ich kann es nicht ändern.«
    »Doch, Janet. Noch ist es nicht zu spät. Beziehen Sie klar Stellung. Machen Sie ihm klar, dass Sie sein Geplänkel nicht länger mitmachen. Ich unterstütze Sie!«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Janet hoffnungslos. »Ich weiß nicht, ob ich den Mumm dazu habe. Es geht schon so lange so. Aber ich lass es mir durch den Kopf gehen.«
    Anne war enttäuscht von John Douglas. Sie hatte ihn gemocht und sie hätte ihn nicht für die Sorte Mann gehalten, die zwanzig Jahre lang mit den Gefühlen einer Frau Schindluder treibt. Ihm musste eine Lehre erteilt werden. Also war sie auch begeistert, als Janet ihr auf dem Weg zur Kirche am Abend darauf sagte, dass sie mehr »Mumm« an den Tag legen wolle.
    »Ich werde John Douglas zeigen, dass ich nicht länger auf mir herumtrampeln lasse.«
    »Da haben Sie völlig Recht«, sagte Anne mit Nachdruck.
    Nach der Kirche kam John Douglas mit der üblichen Frage auf sie zu. Janet sah ängstlich, aber entschlossen drein.
    »Nein, danke«, sagte sie eisig. »Ich finde den Weg nach Hause sehr wohl allein. Schließlich gehe ich ihn seit vielen Jahren. Spar dir die Mühe, John Douglas.«
    Anne schaute John Douglas an; in dem hellen Mondlicht sah sie wieder jenen Ausdruck auf seinem Gesicht, als bekäme er den Todesstoß. Ohne ein Wort wandte er sich ab und ging die Straße hinunter.
    »Halt! Halt!«, rief Anne ihm wie wild nach und scherte sich nicht im Mindesten um die sprachlos dastehenden Zuschauer. »Mr Douglas, bleiben Sie stehen! Kommen Sie zurück!« John Douglas hielt an, aber er machte nicht kehrt. Anne schoss die Straße hinunter, packte ihn am Arm und schleifte ihn regelrecht zurück zu Janet.
    »Sie müssen zurückkommen«, sagte sie flehend. »Es ist alles nur ein Irrtum, Mr Douglas - mein Fehler. Ich habe Janet dazu gebracht. Sie wollte es gar nicht - aber jetzt ist alles in Ordnung, nicht wahr, Janet?«
    Wortlos hakte Janet sich bei ihm ein und ging mit ihm davon. Anne folgte ihnen kleinlaut und stahl sich durch die Hintertür ins Haus.
    »Na, Sie sind mir ja eine Schöne, Sie und mich unterstützen«, sagte Janet sarkastisch.
    »Ich konnte nicht anders, Janet«, sagte Anne reuevoll. »Ich kam mir vor, als hätte ich Beihilfe zum Mord geleistet. Ich musste einfach hinter ihm herrennen.«
    »Oh, ich bin ja so froh darum. Als ich John Douglas die Straße hinuntermarschieren sah, da kam es mir vor, als ginge das letzte bisschen Freude und Glück, das ich noch habe. Es war grauenvoll.«
    »Hat er gefragt, warum Sie das zu ihm gesagt haben?«, fragte Anne.
    »Nein, er hat kein Wort darüber verloren«, erwiderte Janet dumpf.

34 - John Douglas fasst sich ein Herz
    Anne hatte ein Fünkchen Hoffnung, dass doch noch etwas daraus werden würde. Aber nichts tat sich. John Douglas fuhr mit Janet aus und begleitete sie nach der Kirche nach Hause, wie er es seit zwanzig Jahren tat und wie er es wohl auch die nächsten zwanzig Jahre tun würde. Der Sommer ging ins Land. Anne unterrichtete und schrieb Briefe und lernte ein wenig. Ihre Spaziergänge von und zur Schule genoss sie sehr. Sie nahm immer den Weg durchs Moor. Es war schön dort. Ein silbriger Bach schlängelte sich hindurch und die Fichten reckten sich kerzengerade in die Höhe. Die Äste waren mit graugrünem Moos bedeckt, die Stämme von Waldpflanzen überwuchert.
    Dennoch fand Anne das Leben in Valley Road ein wenig eintönig. Doch ein amüsantes Ereignis gab es.
    Sie hatte Samuel, den Burschen des Nachbarn, seit einem Besuch eines Abends nicht

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