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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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schleppte er wieder Knochen ins Haus. Ihr Rücken tat weh. Niemand hatte Mitleid mit ihr. Niemand wusste, wie sehr sie leiden musste. Ihr Stuhl war zu hoch. Ihr Stuhl war zu niedrig. Sie verlangte ein Tuch für ihre Schultern, eine Wolldecke für ihre Knie und ein Kissen für ihre Füße. Und wo kam bloß dieser schreckliche Luftzug her? Eine Tasse Tee wäre ihr recht, aber schließlich wolle sie niemandem zur Last fallen, und nicht mehr lange, und sie läge endlich unter der Erde. Vielleicht würde man wenigstens dann an sie denken . ..
    Anne hatte das Gefühl, der Tag würde nie zu Ende gehen. Aber schließlich ging doch langsam die Sonne unter, und nun fing Mrs Gibson an, sich Sorgen um Pauline zu machen. Als es dämmerte, war die nämlich immer noch nicht zurück. Dann brach die Nacht herein, und noch immer keine Pauline.
    »Das habe ich mir ja gleich gedacht«, verkündete Mrs Gibson in düsterem Ton.
    »Sie wissen doch, sie kann nur mit Mr Gregor zusammen kommen und der ist es gewohnt, als Letzter zu gehen«, sagte Anne beschwichtigend. »Soll ich Sie nicht besser zu Bett bringen, Mrs Gibson? Sie sind müde. Es ist sicher eine Strapaze jemand Fremdes um sich zu haben.« Das galt übrigens auch für Anne selbst. »Ich werde nicht zu Bett gehen, bevor dieses Mädchen zurück ist«, erwiderte Mrs Gibson hartnäckig und pochte mit der Hand auf die Lehne des Rollstuhls. »Aber wenn Sie unbedingt gehen wollen, dann tun Sie sich nur keinen Zwang an. Ich kann auch allein bleiben - oder alleine sterben.«
    Um halb zehn war sich Mrs Gibson dann sicher, dass Jim Gregor nicht vor Montag zurück sein würde. »Auf Jim Gregor kann man sich noch nicht mal vierundzwanzig Stunden verlassen«, wetterte sie. »Und erst behauptet er, am Sonntag zurückzukommen, wäre viel zu spät. Stimmt es, dass er Ihrer Schulbehörde angehört? Was halten Sie von ihm und seiner Meinung über Erziehung?«
    Jetzt wurde Anne böse. Sie war wirklich lange genug freundlich zu Mrs Gibson gewesen.
    »Er ist ein psychologischer Anachronismus«, sagte sie mit Unheil verkündender Stimme.
    Mrs Gibson zuckte jedoch bei diesem merkwürdigen Fremdwort nicht mit der Wimper. »Da stimme ich Ihnen zu«, erklärte sie nur. Dann zog sie es aber vor, so zu tun, als wollte sie doch schlafen gehen ...

Kapitel 15
    Es war zehn Uhr, als Pauline endlich kam - mit glühenden Wagen und strahlenden Augen. Sie wirkte zehn Jahre jünger, trotz des alten Taftkleides, und trug einen wundervollen Blumenstrauß, den sie der grimmigen Mrs Gibson eilig überreichte.
    »Das ist der Brautstrauß, Mama, extra für dich. Ist er nicht herrlich? Fünfundzwanzig weiße Rosen.«
    »Sieh einer an!«, keifte ihre Mutter. »Aber dass ich möglicherweise gerne vom Hochzeitskuchen einen Krümel gehabt hätte, auf die Idee ist wohl keiner gekommen. Ich frage mich, was das für eine Art Familienzusammengehörigkeit ist heutzutage!«
    »Aber ich habe doch ein großes Stück Kuchen für dich in meiner Tasche!«, beruhigte Pauline sie schnell. »Und alle haben nach dir gefragt und lassen dich herzlich grüßen, Mama.«
    »Hat es Ihnen gefallen?«, fragte Anne jetzt.
    »Es war sehr nett«, antwortete Pauline vorsichtig. »Das Hochzeitsessen war gut und Mr Freeman, der Pfarrer, hat Louisa und Maurice ein zweites Mal getraut -«
    »Was für ein Frevel!«
    »- und ein Fotograf hat uns alle geknipst. Diese herrlichen Blumen, der Salon sah aus wie eine Gartenlaube -«
    »Wie bei einer Beerdigung wahrscheinlich!«
    »- und stell dir vor, Mama, Mary Luckley war da, ich meine, Mrs Flemming. Du weißt doch, was für dicke Freundinnen wir früher waren. Wir nannten uns immer Polly und Molly.«
    »Wie albern!«
    »Es war so schön, sie wieder zu sehen und mit ihr über alte Zeiten zu plaudern. Und ihre Schwester Em war auch da, mit so einem süßen Baby.«
    »Du redest, als sei das was zum Essen«, knurrte Mrs Gibson. »Babys sind doch nichts Besonderes.«
    »0 doch, das sind sie«, bekräftigte Anne, der es jetzt langsam, aber sicher reichte, während sie eine Vase für die Rosen hereinbrachte, »jedes Baby ist ein Wunder.«
    »Also, ich habe zehn davon gehabt und konnte an keinem von ihnen irgendwas >Wunderbares< feststellen«, wusste Mrs Gibson es natürlich mal wieder besser. »Pauline, sitz still, du machst mich nervös. Es interessiert dich wohl nicht, wie es mir inzwischen ergangen ist. Aber das ist wohl auch zu viel verlangt.« Sie starrte herausfordernd ihre Tochter an.
    »Da brauche ich nicht zu

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