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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Getränken leben. Keiner hätte gedacht, dass ich das durchstehe. Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, ich hätte es nicht überlebt. Ist das da der Apfelbaum, von dem Sie geschwärmt haben?«
    »Ja. Ist er nicht wunderschön? So schneeweiß gegen den tiefblauen Himmel.« Anne blickte träumerisch hinüber.
    »Ich bin nicht romantisch veranlagt«, kommentierte Mrs Gibson knapp. Der Tee stimmte sie jedoch milde und der Vormittag verflog im Nu.
    »Ich werde jetzt das Mittagessen zubereiten und es Ihnen auf einem Tablett herausbringen«, sagte Anne, als es Zeit dazu war.
    »Nein, das werden Sie nicht«, bestimmte ihr Zögling. »Bloß keine dummen Streiche! Was sollen denn die Leute denken, wenn wir in aller Öffentlichkeit essen. Ich gebe zwar zu, es ist nicht ungemütlich hier draußen, aber ich weigere mich, im Freien zu essen. Ich bin doch keine Zigeunerin. Vergessen Sie nicht, sich die Hände vor dem Kochen zu waschen. Mrs Storey scheint noch mehr Besuch zu kriegen. Sie hat die ganze Gästebettwäsche auf die Leine gehängt. Aber mit Gastfreundschaft hat das wohl wenig zu tun, sie will bloß angeben. Ihre Mutter war schließlich eine Carey.« Mrs Gibson hatte nie für jemanden ein gutes Wort. Aber das Mittagessen schmeckte sogar ihr.
    »Ich hätte nie gedacht, dass jemand, der für die Zeitung schreibt, auch noch kochen kann«, musste sie jedoch loswerden. »Man merkt, dass Marilla Cuthbert Sie großgezogen hat. Ihre Mutter war eine Johnson. Pauline frisst bestimmt auf der Hochzeit so viel, dass ihr schlecht wird. Sie weiß nie, wann sie aufhören muss. Genau wie ihr Vater. Habe ich Ihnen schon mal ein Bild von ihm gezeigt, Miss Shirley? Es ist im Gästezimmer unter dem Bett, wenn Sie es bitte holen wollen. Und schnüffeln Sie nicht in den Schubladen herum. Aber sehen Sie nach, ob unter der Kommode Staub liegt, ich traue Pauline nicht ganz ... Ah, da ist ja das Bild. So einen Mann sucht man heutzutage vergeblich. Eine verkommene Generation ist das, Miss Shirley.« Sie schüttelte missbilligend den Kopf. »Dasselbe hat Homer schon achthundert Jahre vor Christus gesagt«, lachte Anne ihr ins Gesicht.
    »Ach, die alten Testamentschreiber haben immer schwarzgesehen«, winkte Mrs Gibson ab. »Aber mein Mann, der hatte Weitblick. Ich habe gehört, Sie sind verlobt - mit einem Medizinstudenten. Medizinstudenten trinken meistens. Müssen sie auch, wenn sie das Sezieren verkraften wollen. Heiraten Sie nie einen Säufer, Miss Shirley. Und keinen, der die Familie nicht ordentlich ernähren kann. Vom Mondschein allein kann man nicht leben, glauben Sie mir. Machen Sie das Spülbecken gut sauber und waschen Sie die Geschirrtücher ordentlich aus. Fettige Geschirrtücher sind mir zuwider. Sie sollten, meine ich, den Hund füttern. Obwohl er schon viel zu dick ist, weil Pauline ihn nur so voll stopft. Manchmal denke ich, ich sollte ihn hergeben.«
    »Oh, das würde ich lieber nicht tun, Mrs Gibson«, erwiderte Anne schnell, die an Paulines Bitte dachte. »Man ist nie sicher vor Einbrechern und Ihr Haus ist ziemlich abgelegen. Es ist wirklich besser. Sie haben einen Wachhund.«
    »Wie Sie meinen. Nichts liegt mir ferner, als mich zu streiten, besonders dann, wenn ich solche Schmerzen im Nacken habe. Bestimmt bekomme ich einen Schlaganfall.« Mrs Gibson strich sich mit ihrer knochigen Hand über den Hals.
    »Sie brauchen nur Ihr Nickerchen. Danach werden Sie sich bestimmt besser fühlen. Ich werde die Decke um Ihre Beine wickeln und die Rückenlehne herablassen. Möchten Sie auf der Veranda schlafen?« Da hatte Anne aber wieder gründlich ins Fettnäpfchen getreten.
    »In aller Öffentlichkeit schlafen?«, entrüstete sich die alte Frau. »Das ist ja noch schlimmer, als draußen zu essen! Sie haben schon die seltsamsten Ideen. Stellen Sie mich einfach hier mitten ins Wohnzimmer, ziehen Sie jedoch die Jalousien herunter und machen Sie die Tür zu, damit die Fliegen nicht hereinkommen. Sie sollten sich vielleicht auch ein Weilchen ausruhen.« Mrs Gibson schlief ziemlich lang und fest, wachte aber übellaunig auf. Jetzt durfte Anne sie auf keinen Fall mehr auf die Veranda hinausschieben:
    »Sie wollen wohl unbedingt, dass ich mir den Tod hole, da draußen in der Nacht«, knurrte sie, obwohl es erst fünf Uhr nachmittags war. Von diesem Zeitpunkt an konnte man ihr nichts recht machen. Das Getränk, das Anne ihr brachte, war erst zu kalt und dann zu warm. Für sie war natürlich alles gut genug. Wo war der Hund? Bestimmt

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