Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
Vom Netzwerk:
sozusagen. Nora meint nämlich, Jim wäre nie wieder zu ihr zurückgekommen, wenn ich nicht das Licht ins Fenster gestellt hätte. Er war tatsächlich schon im Begriff gewesen, seinen Laden zu verkaufen und in den Westen zu gehen. Wenn ich daran denke, wie viele Ehen ich angeblich schon gestiftet habe ...!!!
    Sally meint, dass sich die beiden zwar die meiste Zeit über streiten, aber trotzdem wären sie damit immer noch glücklicher, als wenn sie sich für jemand anders entschieden hätten. Ich glaube aber nicht, dass sie streiten, zumindest nicht oft. Uneinigkeiten kommen doch meistens durch Missverständnisse zu Stande, ich brauche da bloß an uns beide zu denken ...
    Gute Nacht, mein Liebster.

Das zweite Jahr
Kapitel 1
    14. September
     
    Wie schade, dass unsere Ferien in Green Gables schon zu Ende sind. War es nicht wunderschön, Gilbert? Und jetzt habe ich nur noch zwei Jahre vor mir ...
    Aber ich habe mich auch sehr gefreut, wieder in Windy Willows zu sein, in meinem Turmzimmer und in dem hohen Bett. Und alle hier freuten sich so, mich wieder zu sehen: Dusty Miller, der mich auf dem Fensterbrett dösend erwartete, die beiden Witwen und Rebecca Dew.
    Auch die kleine Elizabeth begrüßte mich stürmisch am Mauertor.
    »Ist es nicht ein schöner Abend?«, sagte ich.
    »Wo Sie sind, ist es immer schön, Miss Shirley«, erwiderte sie strahlend.
    Ist das nicht ein Kompliment?
    »Was hast du denn gemacht den Sommer über?«, fragte ich sie im Gehen.
    »Ich habe an all die wundervollen Dinge gedacht, die Morgen« geschehen werden«, sagte sie und fasste meine Hand. Dann gingen wir in mein Zimmer hinauf und lasen eine Geschichte über Elefanten. Elizabeth war begeistert.
    »Schon der Name »Elefant« hat etwas Geheimnisvolles, finden Sie nicht?«, fragte sie ernst, als ich geendet hatte. »Ich glaube, morgen treffe ich eine Menge Elefanten.«
    Wir zeichneten auf unserer Märchenkarte gleich einen Elefantenpark ein. Was wäre die Welt ohne Märchen, Gilbert!
    Es ist auch schön, wieder in der Schule zu sein. Katherine Brooke ist zwar nicht umgänglicher als sonst, aber meine Schüler haben sich gefreut mich wieder zu sehen.
    Ich glaube, der Lehrplan ist diesmal auch interessanter als letztes Jahr. Als neues Fach kommt die Geschichte Kanadas hinzu. Morgen soll ich ein kurzes Referat über den Krieg von 1812 halten. Es ist schon merkwürdig, über solche Sachen nachzulesen, die längst vorbei sind und eigentlich nur noch für die Wissenschaft interessant sind. Ich bin jedenfalls froh, dass wir keinen Krieg erleben müssen.
    Wir wollen den Theaterklub neu gestalten und alle Eltern dafür gewinnen. Lewis Allen und ich werden die Dawlish-Straße für unsere Werbekampagne in Angriff nehmen. Lewis will bei der Gelegenheit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Er macht gleichzeitig bei einem Preisausschreiben mit, bei dem das beste Foto von einem schönen Bauernhof prämiert wird. Von dem 25-Dollar-Gewinn möchte sich Lewis einen neuen Anzug und einen neuen Mantel kaufen. Er hat im Sommer für das Schulgeld auf einem Bauernhof gearbeitet und macht in seiner Pension die Hausarbeit, um auf diese Weise seine Miete abzuzahlen. Aber er beklagt sich nie.
    Ich mag ihn, weil er mutig und ehrgeizig ist und immer so ein charmantes Grinsen hat. Es ist sein letztes Jahr an der High-School und danach würde er gerne für ein Jahr ans Queen’s College gehen. Die beiden Witwen werden ihn diesen Winter so oft es geht sonntags zum Essen einladen. Ich habe Tante Kate angeboten, für die Extrakosten aufzukommen. Um Rebecca Dews Zustimmung zu erhalten, sagte Tante Kate in abweisendem Ton - sodass diese es gut hören konnte -, sie könnte sich diese Zusatzkosten nicht leisten.
    Rebecca Dew rief daraufhin aufgebracht: »Das ist ja wohl das Letzte! So arm sind wir wohl auch wieder nicht, dass wir nicht einem armen Jungen, der sich sein Schulgeld so hart erarbeiten muss, ab und zu einen Happen abgeben können! Aber dieser Kater kriegt so viel Leber vorgesetzt, dass er fast platzt! Ich verzichte auf einen Dollar von meinem Lohn, damit Lewis bei uns essen kann.«
    Damit war die Sache bereinigt. Lewis Allen kommt also zum Essen, während Dusty Miller weiterhin seine Leberration und Rebecca Dew natürlich ihren üblichen Lohn bekommt. Arme Rebecca!
    Gestern Abend kam Tante Chatty zu mir herauf, setzte sich auf den Stuhl und erzählte mir, sie würde sich so gerne einen perlenbesetzten Umhang kaufen, aber Tante Kate fände, sie sei zu alt

Weitere Kostenlose Bücher