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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Tante Mouser sie. »Eine Tochter ist immer noch übrig, und wird es auch bleiben, so wie es aussieht. Tränen bringen kein Glück. Hoffentlich fällt keiner während der Feier tot um, so wie der alte Onkel Cromwell auf Roberta Pringles Hochzeit. Mitten in der Feier fiel der einfach um.«
    Nach diesen ermutigenden Worten begab sich die Braut mit ihren Brautjungfern nach unten, begleitet von Noras stürmischen Hochzeitsklängen, und Sally und Gordon wurden tatsächlich getraut, ohne dass jemand tot umfiel oder den Ring vergaß. Es war wirklich eine gelungene Hochzeit und selbst Tante Mouser vergaß für wenige Augenblicke, sich um Gott und die Welt Sorgen zu machen.
    »Immerhin«, meinte sie später tröstend zu Sally, »unglücklich verheiratet sein ist immer noch besser als gar nicht verheiratet sein.«
    Nora warf ihr nur einen finsteren Blick vom Klavier her zu, während Tante Mouser Sally stürmisch umarmte.
    »So, das war’s«, sagte Nora finster, als dann das Essen und die Party vorbei waren und die meisten Gäste schon gegangen waren. Sie schaute auf das Durcheinander in dem verlassenen Raum: ein Ansteckbukett lag zertrampelt auf dem Boden, die Stühle standen kreuz und quer, hier ein zerrissenes Stück Spitze, dort liegen gelassene Taschentücher, Krümel, die die Kinder überall verteilt hatten, und ein dunkler Fleck an der Zimmerdecke, der von einer Wasserkanne herrührte, die Tante Mouser im Gästezimmer umgestoßen hatte.
    »Das ganze Chaos da soll ich aufräumen«, knurrte Nora wütend, »während die einen untätig auf ihr Schiff warten und die anderen, die über Sonntag bleiben, am Strand unten Feuer machen und sich beim Tanz im Mondschein vergnügen. Sie können sich vorstellen, wie sehr mir nach Tanzen im Mondschein zu Mute ist. Nein. Ich würde am liebsten ins Bett gehen und heulen.«
    »Nach einer Hochzeit sieht ein Haus nun mal schlimm aus«, gab Anne zu bedenken. »Aber ich helfe Ihnen beim Aufräumen, und dann trinken wir noch einen Tee zusammen.«
    »Anne, glauben Sie im Ernst, dass Tee ein Allheilmittel ist? Sie sollten lieber die alte Jungfer sein, nicht ich. Oh, nehmen Sie es mir nicht übel, ich wollte nicht böse sein. Wahrscheinlich bin ich von Natur aus so. Der Gedanke an den Tanz am Strand unten ist für mich noch schlimmer als die Hochzeit selbst. Jim ist nämlich bisher immer dabei gewesen, wenn wir am Strand getanzt haben. Anne, ich habe mir überlegt, ob ich nicht Krankenschwester werden soll. Ich weiß, dass es nicht das ist, was ich eigentlich will, aber ich halte es nicht länger aus, in Summerside herumzuhängen und mich den Sticheleien der Leute auszusetzen. Also, nehmen wir den Stapel dreckigen Geschirr in Angriff.«
    Bei Mondaufgang war alles zum Tanz bereit. Die Jungen hatten das Feuer angezündet und das Wasser schimmerte wunderschön.
    Anne freute sich, aber ein Blick in Noras Gesicht, als diese mit einem Korb Sandwiches die Stufen herunterkam, stimmte sie nachdenklich.
    Sie ist so unglücklich. Wenn ich doch nur etwas für sie tun könnte!, dachte sie.
    Da schoss Anne eine Idee durch den Kopf. Sie lief zurück in die Küche, ergriff eine kleine Taschenlampe und flitzte damit die Treppen hinauf zum Dachboden. Dort stellte sie die Lampe zum Hafen hin ins Fenster. Vom Strand aus würde sie nicht zu sehen sein, weil Bäume dazwischen standen.
    Vielleicht sieht er das Licht und kommt herüber. Nora wird wütend auf mich sein, aber Hauptsache, er kommt, dachte Anne, und jetzt noch ein Stück Hochzeitskuchen für Rebecca Dew eingepackt.
    Jim Wilcox kam aber nicht. Anne gab es nach einer Weile auf, nach ihm Ausschau zu halten, und im bunten Trubel des Abends vergaß sie das Ganze schließlich. Nora war verschwunden und Tante Mouser war tatsächlich schlafen gegangen. Um elf Uhr war Schluss und die Mondscheintänzer schleppten sich müde in ihre Betten. Anne war so schläfrig, dass sie an das Licht auf dem Dachboden gar nicht mehr dachte.
    Um zwei Uhr nachts tauchte Tante Mouser dann plötzlich auf und leuchtete Anne mit einer Kerze ins Gesicht.
    »Hilfe, was ist denn jetzt los?«, keuchte Dot Fraser und fuhr aus dem Bett hoch.
    »Schsch!«, zischte Tante Mouser, wobei ihr fast die Augen aus dem Kopf fielen. »Es ist jemand im Haus! Ja, bestimmt! Da ist ein Geräusch!«
    »Klingt wie Katzenmiauen oder Hundegebell«, kicherte Dot. »Unsinn!«, raunte Tante Mouser. »Den Hund in der Scheune höre ich auch, aber das ist es nicht, was mich geweckt hat. Es klang wie ein Krachen - laut

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