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Anne Rice - Pandora

Anne Rice - Pandora

Titel: Anne Rice - Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pandora
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preisgegeben!«
    »Zwei meiner Brüder sind in der Schlacht gefallen. Bei einem Sturm an der Nordsee.«
    »Herrin, nie zuvor hat man solche Schrecken gesehen, aber glaubt Ihr, Thor, der Gott der Barbaren, hätte unserem Germanicus Angst einjagen können?«
    »Niemals. Und dann seid Ihr mit dem General hierher gekommen?«
    »Ich bin ihm überallhin gefolgt, von den Ufern der Elbe im Norden bis zur Mündung des Nils im Süden.«
    »Wunderbar, und Ihr seid sehr erschöpft, Tribun, man sieht, Ihr braucht Schlaf. Wo ist denn der berüchtigte Gouverneur Piso? Warum brauchte er so lange, um in der Stadt wieder Ruhe einkehren zu lassen?«
    »Weil er gar nicht hier ist, meine Dame. Und er wagt auch nicht zurückzukommen. Einige sagen, dass er in Griechenland eine Meuterei angezettelt habe, andere sagen, er fliehe um sein Leben.«
    »Hört nicht auf sie!«, schrie Lucius.
    »Man hat ihn auch in Rom nie besonders gemocht«, sagte ich. »Germanicus, das war der, den meine Brüder geliebt haben, und mein Vater sang sein Loblied.«
    »So ist es, und wenn wir ein Jahr mehr gehabt hätten –
    ein Jahr nur, meine Dame! –, wir hätten das Feuer, das dieser verdammte Emporkömmling Arminius entfacht hatte, für immer gelöscht! Ach, wir hätten nicht so lange gebraucht! Ihr habt die Nordsee erwähnt. Wir haben überall gekämpft.«
    »O ja, in den dichtesten Wäldern! Erzählt mir doch, wart Ihr dabei, mein Herr, als man die verloren gegangene Standarte fand, das Zeichen der Legionen des Varus?
    Stimmt die Geschichte?«
    »Ach, meine Dame, als der goldene Adler wieder ans Licht kam, diese Freudenschreie von den Legionären, dergleichen habt Ihr noch nie gehört.«
    »Diese Frau ist eine Lügnerin und eine Verräterin«, rief Lucius. Ich wandte mich zu ihm. »Treib es nicht zu weit!
    Du strapazierst meine Geduld. Du weißt doch nicht einmal, welche Legionen unter General Varus im Teutoburger Wald in den Hinterhalt rannten, oder weißt du es etwa? Es waren die Siebte, die Achte und die Neunte.«
    »Richtig, genau«, sagte der Legat. »Und wir hätten diese germanischen Stämme ausradieren können! Das Imperium würde nun bis an die Elbe reichen! Aber aus einem Grund, den anzuzweifeln mir nicht zusteht, rief uns Kaiser Tiberius zurück.«
    »Hm, und dann verurteilte er euren geliebten Heerführer, weil der Ägypten besuchte.«
    »Meine Dame, Germanicus machte diese Reise nicht, um mehr Macht zu gewinnen. Es war wegen einer Hungersnot.«
    »Ja, und schließlich hatte man Germanicus zum Imperium Maius aller östlichen Provinzen erklärt«, fügte ich hinzu.

    »Und es gab so viel Ärger!«, sagte der Legat. »Ihr könnt Euch die Moral und die Sitten der Soldaten gar nicht vorstellen, aber unser General schlief nie! Er machte sich sofort auf den Weg, als er von der Hungersnot erfuhr.«
    »Und Ihr seid ihm gefolgt?«
    »Wir alle, seine Truppen. In Ägypten sah er sich mit Begeisterung die alten Monumente an. Ich auch.«
    »Oh, wie schön für ihn! Ihr müsst mir mehr von Ägypten erzählen! Ihr wisst, als Tochter eines Senators darf ich nicht nach Ägypten, genauso wenig wie ein Senator. Ich würde so gern …«
    »Warum denn nicht?«, fragte der Legat.
    »Sie lügt!«, brüllte Lucius. »Ihre ganze Familie wurde ermordet.«
    »Aus einem ganz einfachen Grund, Tribun«, erklärte ich dem Mann. »Es ist kein Staatsgeheimnis. Weil Rom wegen der Getreidelieferungen so abhängig von Ägypten ist, möchte der Kaiser vermeiden, dass es je in die Hand eines mit viel Macht ausgestatteten Verräters fällt. Sicherlich seid Ihr wie ich in der Furcht vor einem weiteren Bürgerkrieg aufgewachsen.« »Ich habe immer auf meine Generäle vertraut«, versicherte der Legat.
    »Und damit hattet Ihr Recht. Und auch bei Germanicus habt Ihr bestimmt nur Loyalität gegenüber dem Kaiser gefunden, nicht wahr?«
    »Genauso ist es. Ach, Ägypten! Was für Tempel und Statuen wir gesehen haben!«
    »Und die singenden Statuen?«, fragte ich. »Habt Ihr die auch gesehen, den kolossalen Mann und die Frau, die bei Sonnenaufgang ihre Klage anstimmen?«
    »Ja, ich habe es sogar gehört, meine Dame«, sagte er und nickte heftig. »Ich habe die Klänge gehört! Es ist Magie. Und Ägypten ist voller Magie!«

    »Hm.« Ein Beben durchlief mich. Ich verscheuchte es.
    Blitzartig schossen mir zwei sich überschneidende Bilder durch den Kopf: das des hoch gewachsenen Römers in seiner Toga und das einer verbrannten, hinterhältigen Kreatur! Lass deine Gedanken nicht abschweifen,

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