Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
Vom Netzwerk:
sie, daß sie nicht
mehr aufstehen konnte.
    Er hob sie
auf die Füße und stützte sie, indem er ihr einen Arm um die Taille legte.
    »Zu Bett
mit Ihnen, Miss Annabelle«, sagte er.
    »Ich muß
mit Ihnen sprechen. Wann werde ich Sie sehen?«
    »Bald«, antwortete er scherzhaft.
    »Wo?«
    »Ich werde
Sie schon zu finden wissen.«
    Und für die
angeheiterte Annabelle bedeutete dies, daß Lord Sylvester sich so gut wie
erklärt hatte. Sie erlaubte Minerva gnädig, sie aus dem Raum zu führen. Er würde
später zu ihr kommen. Er hatte es gesagt.
    Minerva sah
in das gerötete Gesicht und die schläfrigen Augen ihrer Schwester und beschloß,
alle Strafpredigten auf den nächsten Morgen zu verschieben. Zusammen mit dem
Mädchen Betty brachte sie Annabelle zu Bett, überzeugt davon, daß die
stürmische junge Dame eingeschlafen sein würde, sobald sie beide das Zimmer
verlassen hätten.
    Doch die
Liebe ist ein Wunderding. Müde wie sie war, beschwipst wie sie war, setzte sich
Annabelle hellwach auf, sobald Minerva und das Mädchen sie verlassen hatten,
und zitterte vor Erwartung und Vorfreude.
    Romantische
Liebesträume ließen die Zeit schnell vergehen, und eine ganze Stunde war
vorüber, als sie plötzlich auf ihr schulmädchenhaftes Nachthemd heruntersah
und die Stirn runzelte. So sollte er sie nicht finden. Sie würde in Minervas
Zimmer schleichen und sich ein schlechthin herrliches Nachtkleid aussuchen.
Minerva hatte bereits den größten Teil ihrer Aussteuer, ihres trousseau, beieinander,
ihres »Torso«,
wie ihn die schreckliche, schmuddelige Lady Godolphin bezeichnet hatte.
    Minervas
Zimmer lag einige Korridore weiter. Annabelle, die nicht im Nachthemd von der
Dienerschaft überrascht werden wollte, zog leise ein warmes Ausgehkleid über
ihr Hemd und huschte verstohlen zu Minervas Räumen. Von unten hörte sie schwach
Stimmen und Musik.
    Sie ging in
Minervas Schlafzimmer und begann, die Kommode nach etwas Passendem zu
durchsuchen.
    Plötzlich
hörte sie draußen auf dem Korridor Stimmen.
    Reglos
blieb sie stehen, die Hände noch in den Seidenstoffen und Bändern vergraben.
    Dann hörte
sie zu ihrem Schrecken, daß die Tür des benachbarten Salons geöffnet wurde, und
dann Minervas Stimme: »Du darfst hereinkommen, Sylvester, aber nur für einen
Augenblick. Ich muß einfach wissen, was sie gesagt hat.«
    Das Herz
klopfte Annabelle bis zum Hals, als sie leise hinter die Schlafzimmertür
schlich, die offenstand; wenn sie ihr Auge an den Türspalt drückte, konnte sie
gut in den von Lampen erhellten Salon sehen.
    Minerva und
Lord Sylvester standen einander vor dem Kamin gegenüber.
    »Was hat
Annabelle so Schlimmes gesagt?« fragte Minerva klagend.
    »Der junge
Charles Comfrey sprach über diesen grünen Rock, den er hat, und fragte sich, ob
er ihn in der kommenden Saison bei Almack's tragen solle, oder ob er sich
damit eine der bissigen Bemerkungen von Brummel zuziehen würde. Deine
Schwester sagte, wenn ich mich recht erinnere: ›Kein Gentleman trägt mehr
Grün. Es ist ein so schrecklich Alter Hut.‹«
    »Nun«,
sagte Minerva verwirrt, »sie meinte gewiß, daß grüne Mäntel nicht mehr Mode
sind.«
    »Sicher
meinte sie das, meine Süße, aber Alter Hut ist ein Ausdruck aus der Unterwelt
und bedeutet etwas anderes.«
    »Aber was
denn?«
    »Um es
geradeheraus zu sagen, es bezeichnet die intimen Partien einer Frau.«
    »Einer
Frau ...? Aber warum Alter Hut?«
    »Weil
beide, meine Liebste, häufig verfilzt sind.«
    Minerva hob
die Hände an die plötzlich scharlachroten Wangen, nicht wissend, daß im
Nebenzimmer ihre Schwester genau dasselbe tat.
    »Ich muß
mit ihr sprechen, Sylvester«, jammerte Minerva. »Deine Mutter mag mich ohnehin
nicht, und was wird sie jetzt erst denken?«
    »Minerva«,
sagte Lord Sylvester geduldig, »du solltest inzwischen wissen, daß ich keinen
Pfifferling darauf gebe, was irgend jemand denkt, am wenigsten meine Mutter.
Also küß mich, Minerva, und laß uns dieses anstrengende Kind vergessen.«
    »Aber
Sylvester, ich ...«
    Vor
Annabelles entsetzten und gedemütigten Augen beugte Lord Sylvester den Kopf und
begann Minerva wild und skrupellos zu küssen.
    Eine kleine
Hoffnung ließ Annabelle wie angewurzelt stehenbleiben. Die zimperliche Minerva
würde sich gewiß schreiend gegen eine derartige Umarmung wehren. Endlich löste
sich Lord Sylvester von Minerva und lächelte sie zärtlich an.
    »Nun?« flüsterte
er.
    Hypnotisiert
sah Annabelle zu, wie Minervas kleine Hände sich zu Lord

Weitere Kostenlose Bücher