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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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wirst
sehen.«
    »Aber ich
möchte nicht, daß er sie zur Räson bringen muß«, sagte Minerva. »Es
sollte eine Liebesheirat sein.«
    »Nun,
solche Heiraten sind verflixt selten. Nicht alle Frauen haben solches Glück wie
du, mein Kätzchen.«
    »Und was
ist der andere Grund?« fragte Minerva.
    »Den sage
ich dir eines Tages«, erwiderte der Vikar. »Und nun fort mit dir!«
    Doch als
Minerva leise die Tür hinter sich schloß, meinte sie ihn murmeln zu hören: »Ich
hoffe nur, daß du nicht vorher darauf kommst.«
    Annabelle kehrte in nachdenklicher Stimmung
aus The Hall zurück. Natürlich waren Josephine und Emily rasend eifersüchtig
gewesen; sie hatte nichts anderes erwartet. Aber die beiden hatten es auf bewundernswerte
Weise verborgen. Sie hatten freundlich getan, hatten tiefe Besorgnis über die
ländlichen Manieren und Kleider der armen kleinen Annabelle geheuchelt und ihr
schreckliche Geschichten über Damen erzählt, die gezwungen worden waren, für
immer auf dem Lande zu versauern, weil sie etwas so Schreckliches getan hatten,
wie in der Öffentlichkeit die Beine übereinander zu schlagen. Annabelle hatte
rasch ihre Sitzhaltung korrigiert.
    Würde es
ihr nie gelingen, einmal so gründlich zu triumphieren, wie sie es sich
erträumte?
    Doch da war
die Hochzeit. Die ganze Gesellschaft würde da sein. Ganz London
– also das London zwischen St. James Square und Grosvenor Square – würde seine
Augen auf sie richten. Annabelles Geist weigerte sich, die Realitäten der
Heirat und das, was danach kam, einzubeziehen. Ihr schwebte eine vage und
angenehme Welt von Bällen und Festen vor mit einem willfährigen Marquis
irgendwo im Hintergrund, jemandem, der sie dort hinbringen und wieder abholen
würde, wo sie mit Lord Sylvester tanzte.
    Es war
Balsam für ihre Seele, daß eine tief beeindruckte Deirdre auf sie wartete.
Annabelle setzte sich an den Toilettentisch und nahm die Nadeln aus ihrem Hut,
während Deirdre hinter ihr auf dem Bett saß.
    »Das ist
eine wunderbare Sache, einen Marquis zu heiraten«, sagte Deirdre mit einem
schmeichelhaften Unterton von Ehrfurcht in der Stimme. »Weißt du, ich glaube,
du bist wirklich ganz hübsch, Annabelle.«
    »Schön ist
das Wort«, lachte Annabelle. »Und Madame Verné wird mein Brautkleid anfertigen,
Deirdre! Sie ist die Beste in London. Ich denke, ich nehme eine sehr lange
Schleppe, und die Zwillinge können meine Pagen sein. Perlenstickerei wäre
hübsch. Ich frage mich, ob der Prinzregent kommen wird.«
    »Erzähl mir
davon«, drängte Deirdre und legte die Arme um die Knie.
    »Aber das
tue ich ja gerade«, sagte Annabelle ärgerlich. »Sind die Entwürfe von Madame
Verné schon angekommen? Oh, und wird sie auch die Kleider der Brautjungfern
anfertigen? Rosa wäre hübsch. Aber du hast eine so unvorteilhafte Haarfarbe,
daß Rosa ganz unpassend wäre.«
    »Das wollte
ich nicht hören«, sagte Deirdre geringschätzig. »Ich wollte etwas über die Liebe hören.«
    »Oh, das«,
sagte Annabelle achtlos, während sie ihre blonden Lokken berührte. »Dazu bist
du zu jung.«
    »Ich nicht.
Vielleicht bist du zu jung, Bella. Du bist wie ein Kind mit einem glitzernden
Spielzeug. Was wirst du mit deinem Marquis machen, wenn der Reiz des Neuen
erst vergangen ist? Du kannst ihn schlecht im Speicher abstellen.«
    »Verschwinde!«
schrie Annabelle in plötzlichem Zorn. »Raus! Raus! Raus!«
    Deirdre
streckte ihr die Zunge heraus und rannte zur Tür.
    Nachdem
Deirdre gegangen war, saß Annabelle ein paar Minuten heftig atmend da. Sie
fühlte sich plötzlich unbehaglich. Dann zuckte sie die Schultern. Der Marquis
hatte nichts vom Verkauf seines Offizierspatents gesagt. Und noch immer war
Krieg. Mit etwas Glück würde er bald wieder in den spanischen Sierras sein.
    Die
wenigen Wochen bis
zu ihrer Abreise nach London waren ermüdend. Die beiden Mädchen hatten ihre
Rundgänge durch die Pfarrei zu
absolvieren, als wären sie nicht gerade im Begriff, in den Adel einzuheiraten.
Bündel von Decken und Nahrungsmittel mußten für die Armen gesammelt und in der
Pfarrhalle verteilt werden. Man mußte die Armen besuchen und Stärkungsmittel,
Arzneien und Kalbsbrühe in einem schweren Korb mit sich herumtragen.
    Lady
Wentwater war zu irgendeinem geheimnisvollen Besuch verreist, so daß man ihr
wenigstens nicht vorzulesen brauchte.
    Die
Entwürfe waren angekommen, nicht nur für das Brautkleid, sondern auch für die
Kleider der Brautjungfern. Annabelle verlangte herrisch,
die Mädchen hätten

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