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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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das zu tragen, was sie auswählen würde.
    Der Vikar
machte dem Streit ein Ende, indem er die kostbaren Entwürfe ergriff und mit
ihnen in seinem Studierzimmer verschwand.
    Annabelle
fand zu ihrem Entsetzen heraus, daß er die Kleider selbst ausgewählt und die
Entwürfe mit Eilpost nach London gesandt hatte. Auf ihre wütenden Proteste
hatte er ruhig erwidert, wenn sie darauf bestehe, sich wie ein Kind zu
benehmen, dann werde er sie auch so behandeln.
    Dann
bestrafte er sie, indem er sie seine Hunde trainieren ließ, und fügte hinzu, er
habe gute Lust, ihr eine Tracht Prügel zu verabreichen.
    Annabelle
fühlte sich sehr schlecht behandelt. Die Gewissensbisse über die Irreführung
des Marquis, die an ihr zu nagen begannen, gingen schnell
in ihrer Empörung über das Verhalten ihres Vaters unter. Mehr denn je wünschte
sie sich, verheiratet und ihre eigene Herrin zu sein.
    Das Gesicht
des Marquis verblaßte in ihrer Erinnerung, und bald träumte sie nur noch von
Lord Sylvester; ständig schwebten ihr traumhafte Ballsäle vor, endlose
Gesellschaften und Feste, bei denen sie
leidenschaftliche, bedeutungsvolle Blicke über alle Anwesenden hinweg tauschen
würden.
    Es war ein
stürmischer Tag Ende Februar, als sie und Minerva endlich aufbrachen. Der Wind
peitschte die Äste der Bäume und trieb Wolkenfetzen über den Himmel. Der
Dorfteich hatte sich in einen Miniaturatlantik verwandelt, und einer der hohen
Kamine von The Hall war eingestürzt und durch das Dach des Ostflügels
gebrochen, hatte aber niemanden verletzt. Der Vikar empfand darüber eine stille
Genugtuung. Sein Bruder, Sir Edwin, hatte ihm nämlich erst vor einer Woche
einen Vortrag darüber gehalten, daß er kein Geld für die Reparatur des
Kirchendaches aufbringen könne, und darauf hingewiesen, wie gut er seinen
Besitz stets instand halte.
    Die beiden
Mädchen waren sehr still. Minerva war traurig, als sie ihren kleinen
Schwestern Lebewohl sagte. Annabelle war unbehaglich zumute. Nun, da sie das
Pfarrhaus verlassen hatte, erschien es ihr als warme Zuflucht, und die Aussicht
auf die Zukunft war angsterregend und fremd.
    Ein
bleicher Sonnenstrahl fiel auf die Strohdächer der Häuser um den Teich herum.
Annabelle sah hinaus auf das Dorf, als würde sie es niemals wiedersehen. Jeder
Stein, jeder Grashalm hatte scharfe Konturen.
    Draußen auf
der Hopeminster Road machten sich schon Anzeichen des Frühlings bemerkbar.
Saatkrähen bauten ihre Nester in den hohen Bäumen, die die braunen, frisch
gepflügten Felder säumten. Die Zweige der Weidenbäume trugen Kätzchen, die
aussahen wie weiße Wattebällchen, und in den Grasrainen zu beiden Seiten der
Straße schimmerten Polster von Schneeglöckchen durch schmelzende Eisflecken.
    Der Wind
heulte über die Felder und sang in den Bäumen.
    Wenn ich
nur die Kutsche anhalten könnte, dachte Annabelle. Ich würde die Tür öffnen,
vor dem Wind über die Felder davonlaufen und nicht eher zurückkommen, bis jeder
diese Hochzeit vergessen hat.
    Doch die
Wirklichkeit holte sie bald wieder ein: die Schande, die Geschenke
zurückzugeben, die Erklärungen und vor allem die Tatsache, daß Lord Sylvester
ihr nie verzeihen würde, seinen besten Freund betrogen zu haben.
    Daß Lord
Sylvester, von Minerva enttäuscht oder nicht, sich wohl auch kaum auf eine
Liaison mit der Schwester seiner Frau und der Frau seines besten Freundes
einlassen würde, schien ihr nicht in den Sinn zu kommen.
    Annabelle
konnte sich einfach nicht vorstellen, daß die große Liebe, die sie für Lord
Sylvester empfand, nie erwidert werden würde. Und wie die meisten Menschen, die
heftig in die falsche Person verliebt sind, war sie überzeugt, das sei
irgendwie richtig. Alles mußte auf dem Altar dieser reinen Leidenschaft
geopfert werden. Geringere Sterbliche fühlten nicht wie sie und waren auch
nicht zu dieser Intensität der Gefühle fähig.
    Mit anderen
Worten: Es würde Minerva nicht viel ausmachen ...

Fünftes Kapitel
    Die
Armitage-Schwestern waren nun schon zwei Wochen in London. Annabelle fand sich
ganz allmählich zurecht. Der Marquis war in militärischen Angelegenheiten in
Portsmouth, Lord Sylvester war noch nicht vom Lande zurückgekehrt. In London
gab es nicht allzuviel Gesellschaft, doch das, was sie bislang kennengelernt
hatte, war schon erschreckend genug.
    Sie fand
schnell heraus, daß Schönheit ohne Vermögen und bereits verlobte Schönheit für
die Londoner große Welt von geringem Interesse war. Über ihre häufigen
Versuche, die

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