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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Lord Sylvester hatte sie bis heute die Tatsache ignoriert, daß
Peter, Marquis von Brabington, sie liebte. Und er war davon überzeugt, daß auch
sie ihn liebte.
    Annabelles
besseres Ich, das lange geschlummert hatte, regte sich. Die
Hochzeit mußte abgesagt werden. Doch Vater würde sie auspeitschen. Und wenn
der Sturm der Schande sich gelegt hätte, würde es niemals eine Saison für sie
geben. Mit viel Glück könnte sie am Ende vielleicht noch irgendeinen
anspruchslosen Landedelmann heiraten.
    »Nun?«
sagte er scherzend. »Du bist sehr still.«
    »Peter, da
ist etwas, das ich dir sagen muß ...«
    »Annabelle!«
Ein fröhlicher Ruf klang aus der Halle. Minerva eilte herein. »Schau, wen ich
auf der Treppe getroffen habe!«
    Ihr folgte
Lord Sylvester Comfrey.
    »Peter,
mein Junge«, sagte er. »Du siehst gut aus. Nun, da sind wir also alle. Bereit,
vor den Altar zu treten.« Er legte Minerva einen Arm um die Taille und zog sie
an sich, und sie wandte ihm ihr lachendes Gesicht zu.
    Schreckliche,
grünäugige, krallenbewehrte Eifersucht ergriff Annabelle; besitzergreifend
legte sie dem Marquis eine Hand auf den Arm.
    »Seht her,
was Peter mir geschenkt hat. Sind sie nicht wundervoll?«
    Sie lachte
und drehte sich vor ihnen im Kreis, während Minerva ebenfalls lachte, weil sie
ihre Schwester so glücklich sah, und der Marquis sie mit nachsichtigem Lächeln
beobachtete.
    »Ich werde
die verwöhnteste Braut Londons sein«, sagte Annabelle atemlos. Sie hob sich auf
die Zehenspitzen und küßte den Marquis auf die Wange. Als sie sich wieder
umwandte, bemerkte sie einen Ausdruck von Sorge und Schmerz in Lord Sylvesters
grünen Augen, doch er war gleich wieder verschwunden.
    Triumphgefühl
stieg in ihr auf. Ihm lag doch an ihr. Er war eifersüchtig. Sie würde
diese Ehe durchstehen, da sowohl sie als auch Sylvester um ihrer Ehre willen
gezwungen waren, ihre Versprechen zu halten.
    Aber
danach! Ah, dann! Das würde eine andere Sache sein.
    »Da sind ja
alle meine Liebesleute«, rief Lady Godolphin aus, watschelte in den Raum und
verbreitete ein Aroma von Bonhomie und Moschus. »Oh, was für ein hübsches
Halsband, Annabelle!« Sie trat näher, um die Juwelen zu untersuchen. »Antik,
wie ich sehe. Mittelalter?«
    »Nein,
Mylady«, sagte der Marquis, »es ist, glaube ich, die Kopie eines
Renaissance-Entwurfes. Es ist nur etwa hundert Jahre alt.«
    »Ich habe
ein Paar Rennessenz-Ohrringe, die sehr gut dazu passen werden«, sagte Lady
Godolphin. »Du bekommst sie als Hochzeitsgeschenk. Hat Colonel Brian
vorgesprochen?«
    »Nicht daß
ich wüßte, Mylady«, sagte Annabelle und warf Minerva einen spöttischen Blick
zu.
    Minerva
erwiderte diesen Blick mit einem warnenden Stirnrunzeln. Lord Sylvester dachte:
Minerva hat dieser kleinen Range von Colonel Brians Ehe erzählt. Oh, lieber
Vikar, wo sind Sie mit Ihrer Pferdepeitsche? Und warum drohen Sie immer
nur damit? In Kürze wird meiner armen Freundin das Herz gebrochen, und ich kann
nichts weiter tun als zusehen. Lord Sylvester stand gedankenverloren da,
während die anderen um ihn herum schwatzten. Hochwürden Charles Armitage war
ein erstaunlich scharfsinniger Mann, dachte er. Er war oft egozentrisch im
Übermaß. Seine Religion war mehr die Fuchsjagd als die Kirche von England.
Doch eines mußte man ihm lassen: Er hatte ein untrügliches Gespür für den
Umgang mit seinen Töchtern.
    Annabelle
plauderte heiter und kämpfte ihre erwachenden Gewissensbisse nieder. Sie
beruhigte sich mit dem Gelöbnis, zu versuchen, dem Marquis eine gute Frau zu
sein.
    Für Lord
Sylvesters Gesellschaft würde sie sich so viele Augenblicke stehlen, wie sie
nur konnte; damit verlangte sie sicher nicht zuviel von den launischen
Göttern, und so würde ihr zukünftiges Leben nicht von übermäßigen
Schuldgefühlen bedrückt sein.
    Sie wollte
sich dazu erziehen, Lord Sylvester nur dann zu beobachten, wenn sie selbst
sicher war, nicht beobachtet zu werden. Oft trafen seine grünen Augen mit dem
seltsamen, unbewegten, katzenähnlichen Starren die ihren.
    Bis zur
Hochzeit waren noch zwei Wochen Zeit. Nicht nötig, sich darüber jetzt den Kopf
zu zerbrechen.
    Doch
irgendwie flogen
nach diesem Abend die Tage nur so dahin, bunte Tage voller Anproben,
Änderungen, erneuter Anproben. Mr. und Mrs. Armitage und die übrigen Mädchen
trafen ein und brachten noch größere Unruhe. Wieder war Annabelle immer in
Gesellschaft, wenn sie ihren Verlobten sah; von Lord Sylvester erhaschte sie
nur hin und wieder einen

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