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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Blick, aber das reichte aus, um ihre Leidenschaft zu nähren.
Gerade seine Abwesenheit brachte ihr Herz in Aufruhr. Ständig dachte sie an ihn
und träumte von ihm.
    Selbst die
Hochzeitsproben in St. George's am Hanover Square lösten ein seltsames,
traumähnliches Gefühl aus.
    Die Kirche
ist massiv, viereckig und häßlich. Ihr Turm erhebt sich über einer griechischen
Säulenhalle. Die Aristokratie war allerdings der Ansicht, diese Kirche sei die einzige, in der man heiraten könne falls man unbedingt in einer Kirche getraut
werden wollte. Hier hatte 1791 der ältliche Sir William Hamilton die schöne
Emma Hart geheiratet, die Tochter eines Hufschmiedes, die gänzlich ungebildet
war, von einem Liebhaber zum anderen gewechselt hatte und schließlich von
Charles Greville an Sir William verkauft wurde. Doch Sir William heiratete sie,
und für Emma mit ihren sechsundzwanzig Jahren muß die Hochzeit mit dem
ältlichen Diplomaten der Gipfelpunkt ihres Lebens gewesen sein. Doch sie
sollte die Nation weiterhin schockieren durch den Skandal ihrer Affäre mit Lord
Nelson, dem sie »meine liebste Emma und wahre Herzensfreundin« wurde.
    Hanover
Square selbst, obwohl nahezu hundert Jahre alt – er wurde 1718 erbaut – galt
als elegante und moderne Adresse.
    Die
Londoner Lebewelt begann bereits, westwärts zu ziehen, als George I. aus
Deutschland kam. Das Viertel westlich der Regent Street galt noch als
›Vorstadt‹, als der Square erbaut und nach dem ersten Hannoveraner Monarchen
benannt wurde.
    Nicht weit
davon entfernt erstreckte sich eine andere Welt, eine Welt von Armut, Gewalt
und Krankheit, doch davor war die Familie Armitage durch die elegante Lage
ihrer Residenz geschützt.
    Madame
Vernés Etablissement befand sich zwei Treppen hoch am Piccadilly, nicht weit
entfernt von Watier's, dem berühmten Dandy-Club, wo Brummel und seine Freunde
zu finden waren.
    Vielleicht
war es ganz passend, daß die bekannte Schneiderin ihr Geschäft in einer nach
einer Mode benannten Straße hatte.
    Unter der
Herrschaft von Charles I. waren Hemdenmanschetten aus Spitze, genannt
›peccadilles‹, große Mode. Piccadilly verdankt seinen Namen einem
Geschäft an dieser berühmten Hauptverkehrsader, in dem Peccadilles verkauft
wurden.
    Im
Unterschied zu anderen berühmten Schneiderinnen der großen Gesellschaft hielt
Madame Verné nichts davon, Geld für eine teure Ausstattung zu verschwenden; ihr
kleiner Vorführraum war äußerst schlicht gehalten.
    Annabelle
hätte es gern gesehen, wenn Madame Verné zu ihr nach Hanover Square gekommen
wäre, doch da Madame Verné in höchster Eile nicht nur das Brautkleid, sondern
auch die Kleider der Brautjungfern liefern sollte, war es ihr lieber, daß die
Armitage-Schwestern zu ihr kamen. Annabelle war beeindruckt von den anderen
großen Damen, die dort vorsprachen, und wäre gern würdevoll erschienen, doch
das war sehr schwierig mit Deirdre und Daphne, die herumtollten, kicherten und
einander mit Stecknadeln pieksten, und mit Frederica, die ständig quengelte,
sie wolle nach Hause.
    Für
Annabelle bedeutete ihr Hochzeitstag die ganze Welt. Es würde ihr Debut sein,
die Vorstellung ihres Lebens. Und obwohl sie nicht zu den Unglücklichen
gehörte, die gegen ihren Willen wegen eines Titels und Vermögens an alte Männer
verheiratet wurden, heiratete sie aus dem gleichen Grund wie die meisten jungen
Mädchen ihres Alters; neben der übermächtigen Eifersucht bestand dieser Grund
darin, daß die Heirat die einzige Laufbahn war, die einer Frau offenstand.
    Sich gut zu
verheiraten, das hieß, im Leben Erfolg zu haben. Und wie die meisten Mädchen
ihres Alters und ihrer Erziehung hielt sie sich nie mit dem Gedanken auf, was
die Heirat wirklich mit sich brachte.
    Junge Damen
des hohen und niederen Adels hatten allerdings auch wenig Grund, ihr zukünftiges
Eheleben mit Angst vor allzu großer Intimität zu betrachten.
    Das Leben
eines Gentleman war angefüllt mit Interessen – die Gesellschaft von Frauen
gehörte nicht dazu –: Hahnenkämpfe, Preisboxen, Jagden, Zweispänner-Rennen,
Klubs und Kaffeehäuser, Spiel, modische Kurtisanen und Politik.
    Ein
Kaufmann, der begierig war, sich den Bräuchen der Gesellschaft anzupassen,
aber nicht bereit, sich eine teure Geliebte zu halten, ging so weit, seine
Ehefrau als seine Mätresse auszugeben, und sie verbrachten viele glückliche
Ehejahre mit dem Spiel ihrer merkwürdigen Rollen.
    Tugend war
nicht in Mode. Exklusiv zu sein, war alles. Die Gefahr,

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