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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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mit
westfälischem Schinken, Scheiben von Rentierzunge, Blumenkohl und Würsten
füllte. Mit einem lauten Seufzer der Erleichterung nahm sie die Gabel zur Hand.
    »Auf! Auf,
auf und davon!« sagte eine Stimme an ihrem Ohr. Ihr Mann lächelte auf sie herab
und winkte leicht mit der Hand. Er schien plötzlich und unerklärlich betrunken
zu sein.
    »Aber ich
wollte gerade essen, Brabington«, sagte Annabelle verzweifelt.
    »Mr.
Bassington–oh, dies ist Mr. Bassington. Mr. Bassington, mein Mann. Mr. Bassington und ich waren
–«
    »Waren was?« fragte der Marquis mit plötzlicher Heftigkeit und sah mit einem bohrenden
Blick seiner braungelben Augen in Mr. Bassingtons zuckendes Gesicht.
    »Nichts«,
ächzte Mr. Bassington und blickte verzweifelt von einem zum anderen. Er stand
auf und stieß in seiner Hast beinahe den Stuhl um. »Ich
bin schon fort.«
    »Kommen
Sie, meine Liebe«, sagte der Marquis mit lauter Stimme.
    »Sie dürfen
nicht den ganzen Tag essen und essen und essen, sonst werde ich
Sie auf eine strenge Diät aus gekochten Kartoffeln und Weinessig
setzen müssen.«
    Er faßte
ihren Ellbogen und zog sie hoch. Annabelle erkannte, daß sie eine
Szene nur verhindern konnte, indem sie mit ihm ging.
    Mit einem
letzten, sehnsüchtigen Blick auf ihren unberührten Teller ließ sie
sich aus dem Haus und in die Kutsche führen.
    Sobald sie
Platz genommen hatten, fuhr sie ihren Mann an.
    »Nun,
werter Herr«, sagte sie, »gewiß haben Sie Ihre Ausfahrt heute nachmittag
genossen?«
    Schnarchen.
    Ungläubig
starrte sie den Marquis an.
    Sein von
den schaukelnden Lampen der Kutsche erhelltes Gesicht zeigte, daß
er schlicht eingeschlafen war.
    Wütend
stieß Annabelle ihm ihren Fächer zwischen die Rippen. Er schlummerte
ruhig weiter.
    Als sie zu
Hause ankamen, schnarrte sie den Lakai an: »Wecken Sie Ihren
Herrn!« Dann schritt sie hocherhobenen Hauptes ins Haus.
    Doch als
sie die Treppe hinaufging, begann hinter ihr eine spöttische Stimme
zu singen.
    »O
Annabelle, schöne Bella, dreh dich
um und zeig mir sie, dein
strahlend fesches, keckes Gesicht, die zarten
Grübchen deiner Knie.
    Dein ...«
    »Genug«,
sagte Annabelle über die Schulter. »Nehmen Sie Rücksicht auf
die Ohren der Dienstboten.«
    »Singe ich
nicht laut genug?« fragte der Marquis heiter. »Dem kann abgeholfen
werden. Ich fange noch einmal von vorn an.«
    Und er
begann aus Leibeskräften zu singen.
    Annabelle
drückte die Hände auf die Ohren und floh.
    »Eine
Jagd!« brüllte der Marquis und polterte hinter ihr her die Treppe
hinauf.
    Vor der Tür
zu ihrem Zimmer holte er sie ein und drehte sie um, damit sie ihn ansah. Sie
versuchte ihn wegzustoßen, doch er hielt ihre Hände hinter ihrem Rücken fest.
    »Sie sind
sehr schön«, sagte er sanft, »wer immer Sie sein mögen.« Mit verblüfftem
Stirnrunzeln betrachtete er sie. »Wo haben wir uns kennengelernt?«
    »Lassen Sie
mich los! Ich bin Ihre Frau«, sagte Annabelle, den Tränen nahe.
    »Dann werde
ich Sie küssen.« Er zog sie plötzlich in seine Arme und küßte sie lange und
sehnsüchtig.
    Annabelle,
die sich entschlossen hatte, lieber den Kuß zu ertragen als diesen Verrückten
in Wut zu bringen, spürte plötzlich eine Welle heißer Erregung. Ihre Lippen
begannen sich zu öffnen, als er sie abrupt losließ und sich mit der Hand gegen
die Stirn schlug.
    »Bei
George, bin ich müde«, sagte er. »Ich gehe besser zu Bett.« Und er schritt
durch den Korridor davon, ohne noch einmal zurückzublicken.
    Annabelle
lehnte sich schwach gegen die Tür. Wie, in aller Welt, hatte er es nur
geschafft, sich in so kurzer Zeit so zu betrinken?
    Betty war
noch auf und erwartete sie. Das Bett und Annabelles Nachtkleid waren gründlich
gewärmt, ihr Toilettentisch sorgfältig aufgeräumt.
    »Ich bin
ein bißchen angegriffen, Betty«, vertraute Annabelle ihr an, während das
Mädchen ihr aus dem Kleid half. »Mylord ist betrunken.«
    »Das
passiert den Herren oft, Mylady«, sagte Betty und begann, die Haarnadeln aus
Annabelles Frisur zu ziehen.
    »Wirklich?
Ist dein John auch so?«
    »Nur sehr
selten, Mylady.«
    Annabelle
sah sich in dem sorgfältig aufgeräumten Zimmer um. »Das hast du sehr gut
gemacht, Betty«, sagte sie. »Bist du sicher, daß du nicht hierbleiben willst?«
    »Ach, ich
bin ganz zerrissen«, seufzte Betty. »Ich möchte nach Hopeworth zurück, das ja,
aber ich möchte Sie hier nicht allein lassen.«
    »Ich werde
sehr gut zurechtkommen, Betty«, sagte Annabelle. »Morgen nehme ich dich mit

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