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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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entzückt, als Annabelle ihnen mitteilte, Betty werde
mit ihnen nach Hopeworth zurückkehren. »Was für eine Erleichterung«, seufzte
Mrs. Armitage und strich sich eine feuchte Haarsträhne aus den Augen. »Ich
hatte nämlich schon geplant, Hannah aus dem Dorf in Dienst zu nehmen, doch ich
glaube, es würde Jahre dauern, bis sie gelernt hätte, wie sie alles
machen muß. Papa hat in den Zeitungen wegen einer Gouvernante für die Mädchen
annonciert, damit sie nicht mehr in Hopeminster zur Schule gehen müssen. Die
Jungen beginnen im Herbst ihre Schulzeit in Eton, und Dr. Brown ist überzeugt,
daß sie die Aufnahmeprüfungen bestehen werden. Von Minerva ist ein so reizender
Brief gekommen.«
    Annabelle
hatte eine bittere Erinnerung an Minerva und den Augenblick, in dem sie gesagt
hatte, sie würde jeden Tag schreiben. War es ihr, Annabelle, gelungen, den
Schock und die Verzweiflung zu verbergen, die sie empfunden hatte, als sie
hörte, Lord Sylvester reise ab? Minerva hatte nicht ihr geschrieben. Annabelle
war plötzlich bestürzend sicher, sie habe es deshalb nicht getan, weil sie
alles wußte. Sie fühlte sich sehr klein und häßlich.
    Alle
Freundlichkeiten Minervas kamen ihr wieder in den Sinn. Wie sehr wünschte sie
sich, sie wäre nie so töricht gewesen! Dann hätte sie Minerva schreiben und sie
um Rat bitten können.
    »Komm in
mein Zimmer, Bella«, rief Deirdre, »dann zeige ich dir, was Lady Godolphin mir
geschenkt hat!«
    Annabelle
überließ ihre Mutter den chaotischen Reisevorbereitungen und folgte der
munteren Deirdre in das Zimmer der Mädchen, das diese mit Diana teilte.
    Deirdre
zeigte ihr stolz einen Fächer mit Perlmuttstäbchen und einer hübschen,
gemalten Hirtenszene.
    »Hat sie
ihn dir wirklich geschenkt?« fragte Annabelle. »Zweifellos wird sie Lord
Sylvester die Rechnung schicken.«
    »Da bin ich
auch ganz sicher«, lachte Deirdre. »Sie ist wirklich eine äußerst schockierende
alte Schachtel, aber ich muß gestehen, daß ich eine Schwäche für sie habe. Ich
würde auch gern die Aufmerksamkeit der Herren so auf mich ziehen wie sie, wenn
ich erst einmal in ihrem Alter bin. Colonel Brian ist ganz épris.«
    »Aber nicht
genug, um sie zu heiraten«, sagte Annabelle.
    »Nun, weißt
du«, sagte Deirdre, »das alles ist sehr schockierend. Er ist nämlich
verheiratet, verstehst du? Ich weiß das, weil Lady Godolphin es mir gesagt hat.«
    »Aber jetzt
nicht mehr«, sagte Annabelle, die das Minerva gegebene Versprechen völlig
vergessen hatte.
    »Aber
wieso? Wer hat dir das gesagt?«
    »Minerva.
Colonel Brians Frau starb vorigen Sommer, und er hielt es geheim, duldete nicht
einmal, daß die Nachricht in den Zeitungen erschien.«
    »Weiß
Minerva das ganz sicher?«
    »Ja,
wirklich. Lord Sylvester hat es ihr nämlich erzählt. Er fand es ganz zufällig
heraus.«
    »Oooh«,
sagte Deirdre, ganz entzückt über so ergiebigen Klatsch. Ihr »Oooh« fand ein
Echo vom Eingang her, und beide Schwestern fuhren herum.
    Lady
Godolphin stand auf der Schwelle, eine Hand auf ihr Herz gepreßt.
    Trotz ihrer
Schminkschichten war nicht zu verkennen, daß sie leichenblaß geworden war.
    »Es ist
nicht wahr«, rief Annabelle, in dem verzweifelten Bemühen, den Schaden
wiedergutzumachen, den sie unfreiwillig angerichtet hatte.
    Lady
Godolphin stöhnte schwach, wandte sich um und floh.
    »O Gott«,
sagte Deirdre und begann zu weinen. »Was, um Himmels willen, wirst du jetzt
tun? Wenn Minerva dir das über Lady Godolphin erzählt hat, hat sie dich doch
bestimmt Verschwiegenheit schwören lassen.«
    »Sei
still«, versetzte Annabelle mit flammendem Gesicht.
    Sie stand
auf und ging langsam nach unten. Sie überlegte, was, in aller Welt, sie wohl sagen
könnte.
    Auf dem
Treppenabsatz blieb sie wie angewurzelt stehen. Lady Godolphin stand in der
Halle, und vor ihr stand Colonel Brian.
    »Lügner!«
sagte sie gerade. »Sie haben mich in dem Glauben gelassen, Sie seien noch
immer verheiratet. Auditor!«
    Annabelle
stand ganz still. Sie spürte, daß sie hätte gehen sollen, daß sie nicht hätte
zuhören sollen, aber Scham, Sorge und Angst hielten sie fest.
    »Meine
Liebste«, begann der Colonel.
    »Keine
Vertraulichkeiten zu mir. Ich bin nicht mehr Ihre Liebste«, gab Lady
Godolphin zurück und legte den Handrücken an die Stirn, in einer Weise, die
sehr an Mrs. Siddons erinnerte. Annabelle entfuhr ein leiser Seufzer der
Erleichterung. Lady Godolphin fing offensichtlich an, die dramatische
Situation zu genießen.
    »Aber ich

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