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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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liebe Sie«, flehte der Colonel pathetisch.
    »Follikel!«
ächzte Lady Godolphin. »Sie haben mir das Herz gebrochen.«
    »Wenn Sie
mich nicht anhören wollen, bleibt mir nichts anderes übrig!« schrie der
Colonel, ergriff das Papiermesser vom Tisch der Halle und hielt die Spitze
gegen sein Herz.
    »Nein! Tun
Sie das nicht!« kreischte Lady Godolphin. »Ich werde zuhören. Arthur, warum
haben Sie mich getäuscht?«
    Der Colonel
ließ das Messer sinken. »Bis ich Sie kennenlernte, Sie hinreißendes Geschöpf«,
sagte er inbrünstig, »führte ich ein langweiliges, tadellos respektables
Leben. Dann hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben eine richtige Liaison. Als
meine Frau, die arme Bertha, starb, hätte ich Sie um Ihre Hand bitten sollen –
aber ich brachte es nicht übers Herz, auf die Ekstase meiner ersten illegitimen
Affaire zu verzichten.
    Wenn Sie
mich verstoßen, habe ich nichts mehr auf der Welt. Wenn Sie mich heiraten,
werde ich der glücklichste Mann Londons sein.«
    »Oh,
Arthur«, rief Lady Godolphin und warf sich mit solcher Kraft gegen seine
schmächtige Gestalt, daß er beinahe rückwärts durch die Tür auf die
Straße hinausgeflogen wäre. »Arthur, natürlich will ich. Ich habe noch
nie etwas so Verheerendes gehört.«
    Annabelle
nahm sich zusammen und schlüpfte rasch und leise wieder hinauf in Deirdres
Zimmer.
    »Es ist
alles in Ordnung«, seufzte sie. »Sie werden heiraten. Lady Godolphin hat ihrem
Colonel verziehen. Was für eine Szene, Deirdre! Sie passen gut zusammen. Es war
wie im Haymarket. Er drohte sogar, er werde sich töten!«
    »Hast du
ein Glück!« sagte Deirdre. »Stell dir bloß vor, sie hätte ihm nicht verziehen.
Die ganze Stadt hätte darüber geredet, wie sie dahinterkam, nämlich durch die
bekannte Klatschbase, die Marquise von Brabington. Du bist eine schamlose Klatschtante,
Bella.«
    »Ich?«
fragte Annabelle wütend. »Ich? Wo du mir jedes Wort einzeln entlockt
hast?«
    »Das ist
nicht wahr! Gib mir nicht die Schuld dafür, daß du einfach kein Geheimnis für
dich behalten kannst.«
    Annabelle
stürzte sich auf ihre Schwester. Deirdre sprang über das Bett auf die andere
Seite, Annabelle flog ihr nach, und beide rollten auf dem Fußboden hin und her,
tretend, schlagend und keifend.
    »Mylady?«
    Beide
Mädchen hielten inne und setzten sich auf. Annabelles Haar war aufgelöst und
fiel ihr über die Ohren, das Spitzenfichu ihres Kleides war zerrissen.
    Der Marquis
von Brabington lehnte im Türrahmen und sah ihnen mit ausdruckslosem Gesicht zu.
    Annabelle
sprang auf die Füße. »Es tut mir leid, daß Sie mich so antreffen, Mylord«,
keuchte sie, »aber Deirdre braucht Unterweisung. Sie ist ganz unglaublich
verzogen.«
    »Es war
nicht meine Schuld, Peter«, weinte Deirdre. »Sie hat angefangen.«
    »Peter?«
sagte Annabelle aufgebracht. »Sprich meinen Mann in Zukunft mit seinem Titel
an, mein Fräulein!«
    »Sie kann
mich Peter nennen, wenn sie das möchte«, sagte der Marquis träge. »Dann fühle
ich mich ganz zur Familie gehörig. Ich kam, um Ihnen zu sagen, Mylady, daß
unsere Gegenwart heute abend beim Herzog und der Herzogin von Allsbury
gewünscht wird.«
    »Was wollen die denn?« fragte Annabelle grob.
    »Diese
Szene erinnert von Minute zu Minute mehr an ein Kinderzimmer«, sagte der
Marquis kühl. »Sie wünschen das Vergnügen unserer Gesellschaft.«
    Deirdre
starrte mit großen Augen von einem zum anderen. Annabelle biß sich auf die
Lippen. »Sehr wohl«, sagte sie.
    »Gut, ich
werde Sie um acht Uhr erwarten.«
    »Wo?«
    »Zu Hause
natürlich. Nun muß ich gehen. Sie können fortfahren.«
    »Raufen ist nicht meine
Gewohnheit«, sagte Annabelle steif. »Sie hat mich zu sehr provoziert.«
    Doch der
Marquis war schon gegangen.
    »Ihr mögt
euch wirklich nicht sonderlich, oder?« fragte Deirdre mit runden Augen.
    »Das reicht
jetzt, mein Fräulein«, zischte Annabelle wütend. »Die Ehe ist etwas, das du nie
verstehen wirst.«
    »Ich bin
sicher, daß ich sehr bald auch heiraten werde«, sagte Deirdre hochmütig.
    »Du!« sagte die Marquise von Brabington,
bemüht, die Reste ihrer Würde zu sammeln. »Wer, in aller Welt, würde dich schon
heiraten wollen?«
    Deirdres
spöttischer Ausruf: »Jemand, der mich liebt«, folgte ihr die Treppe
hinunter.
    Auf dem
Rückweg in die Conduit Street grollte Annabelle still vor sich hin. Wie hatte
sie so dumm sein können, Deirdre den Klatsch über Lady Godolphin zu erzählen?
Gott sei Dank schien ja in dieser Hinsicht alles

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