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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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gutgegangen zu sein. Sie
schauderte bei dem Gedanken, was der Marquis sagen würde, wenn er es
herausfand.
    Sie
schickte Betty fort, damit sie ihre Vorbereitungen für die Reise nach Hopeworth
treffen konnte, ließ den Butler Jensen kommen und bat ihn, so bald wie möglich
eine Kammerzofe einzustellen.
    Der Butler
sagte, die Zofe einer gewissen Lady Habbard suche eine neue Stellung und habe
einen guten Ruf. Er wolle versuchen, sie in Dienst zu nehmen. Dann händigte er
Annabelle eine Mitteilung aus, sagte, sie sei vom Marquis, und zog sich zurück.
    Annabelle
öffnete den Umschlag und fragte sich, was er ihr wohl mitzuteilen
habe, das er vor Deirdre nicht hatte sagen wollen. Die Nachricht war kurz und
knapp. »Mylady«, las sie, »es ist mein Wunsch, daß Sie auf Ihre Ausfahrt mit
Sir Guy Wayne verzichten. Er ist kein passender Begleiter. Ich vertraue darauf,
daß Sie mir diesen Gefallen tun werden.«
    Wütend knüllte
Annabelle den Brief zusammen, doch dann glättete sie ihn langsam wieder und las
ihn nochmals.
    Ihre Lippen
verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Peter war eifersüchtig! Es gab keine
andere Erklärung.
    Wenn Sir
Guy Wayne nicht respektabel wäre, wäre er gewiß nicht zu dem gestrigen Ball
eingeladen worden, dachte Annabelle naiv. Sie wußte nicht, daß die Ballsäle und
Salons Londons zahlreichen Schurken offenstanden, die wegen ihres blauen
Blutes und nicht wegen ihres Charakters eingeladen wurden. Sie wandte ihre
Aufmerksamkeit dem kleinen Stapel von Karten und den Bouquets zu, die von ihren
gestrigen Partnern gesandt worden waren. Fast alle hatten persönlich vorgesprochen,
wie die sauber umgeknickten Ecken der Karten verrieten.
    Sie
beschloß, sich für die Ausfahrt mit besonderer Sorgfalt zu kleiden. Doch
während sie auf die Ankunft von Sir Guy wartete, begannen leise Zweifel in ihr
aufzukeimen. Angenommen, der Marquis war im Recht? Angenommen, Sir Guy hatte wirklich einen anstößigen Ruf?
    Sein Anblick
aber, als er in einem Phaeton mit Schwanenhals vorfuhr, ganz der Mann von
Welt, gewandt und fabelhaft gekleidet, beschwichtigte ihre Ängste.
    Nachdem sie
neben ihm Platz genommen hatte, machte er ihr artige Komplimente zu ihrem
narzissenfarbenen Musselinkleid und sagte, sie leuchte heller als die Sonne.
Annabelle strahlte und hoffte, ihr abtrünniger Ehemann werde im Park sein und
sehen, wie sehr sie bewundert wurde und wie wenig sie sich um seinen Brief
gekümmert hatte.
    Es war ein
schöner Frühlingstag, fast schon sommerlich warm. Eine kleine frische Brise
bewegte die saftig grünen Blätter im trägen Licht des Nachmittags. Annabelle
fühlte sich überaus sehenswert, wie sie da auf dem hohen Sitz des Phaetons
thronte. Sie sah die Damen Abernethy und grüßte sie, indem sie würdevoll den
Kopf neigte.
    Sie hatten
die Runde gemacht und kamen in forschem Gang über die Rotten Row zurück. Sir
Guy Wayne überlegte, ob er Annabelles Hand drücken könnte oder ob das zu früh
und zu kühn wäre. Er hatte leichthin mit ihr geplaudert, sie mit vielen
hübschen Komplimenten bedacht und mit freudiger Überraschung festgestellt, daß
alle dankbar aufgenommen wurden. Er hatte gemeint, ein Mädchen von Annabelles
Schönheit wäre daran gewöhnt, übertriebenes Lob von einem ganzen Heer von
Bewunderern entgegenzunehmen.
    So fuhren
sie dahin, durchaus miteinander zufrieden, als Sir Guy sagte: »Da kommen zwei
der mächtigsten Schirmherrinnen von Almack's, Lady Castlereigh und Mrs.
Drummond Burrell.«
    Annabelle
setzte sich kerzengerade auf. Eintrittskarten für die Gesellschaftsräume von
Almack's waren während der Saison ein absolutes Muß. Jedes weibliche
Wesen, dem diese Karten verweigert wurden, konnte sich als Paria betrachten.
    In diesem
Augenblick löste sich eines der großen, gelben Räder von Sir Guys Phaeton, und
im nächsten Moment kippte die Kutsche um. Sir Guy landete bäuchlings im Schlamm
des noch feuchten Bodens. Annabelle, die in hohem Bogen durch die Luft flog,
ergriff mit der Behendigkeit eines Affen den vorstehenden Ast einer Linde und
hing da, strampelte mit den Beinen und suchte einen Halt für ihre Füße. Ihr
Kleid war über die Knie hochgerutscht und gab den Blicken der Allgemeinheit
eine sehr reizvolle, lange Spitzenunterhose preis.
    Mrs.
Drummond Burrell und Lady Castlereigh fuhren vorbei. »Du liebe Güte!« sagte
Lady Castlereigh. »Wer ist das Mädchen, das da durch die Bäume turnt?«
    »Das ist,
glaube ich, die neue Marquise von Brabington«, erwiderte Mrs.

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