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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Gouvernante für sie gefunden, und daher
war Mrs. Armitage entzückt, so unerwartet eine Mentorin für die Mädchen gewonnen
zu haben.
    Der Vikar
wurde erst am späten Abend zurückerwartet. Mrs. Armitage hatte gesagt, er sei
in Erfüllung seiner Pflichten unterwegs. Wie sich aber herausstellte, hatte er
den ganzen Tag lang erfolglos geangelt.
    Aufmerksam
hörte er sich Annabelles Erklärungen für ihre Rückkehr an. Sie sagte, der
Marquis sei zu sehr von militärischen Pflichten in Anspruch genommen, um sie während
der ganzen Saison zu begleiten, und da sie ihr Zuhause vermißt habe, habe sie
die Gelegenheit zu einem Besuch genutzt.
    Der Vikar
war heißhungrig und wollte an nichts anderes denken als an Essen. Als er aber
nach der Mahlzeit seinen Teller weggeschoben hatte, stocherte er nachdenklich
in den Zähnen und betrachtete prüfend Annabelles ruhiges Gesicht.
    Endlich
schien er zu einem Schluß zu kommen. Als Annabelle erwähnte, sie wolle am
nächsten Morgen einige Besuche machen, sagte er: »Nimm dir nichts vor, Bella.
Ich werde morgen früh mit dir reden.«
    Annabelle
sah ihn aufmerksam an, doch sein rosiges Gesicht wirkte leer, als er sich mit
beharrlicher Konzentration sein sechstes Glas Portwein einschenkte.
    Sie
verbrachte eine ruhelose, schlaflose Nacht. Erst in der Dämmerung fand sie
etwas Schlaf, fuhr aber schweißüberströmt aus einem besonders scheußlichen
Traum auf, in dem sie vor dem Altar in St. George's am Hanover Square stand und
die Schleppe von Lady Coombes' Brautkleid trug, während diese den Marquis von
Brabington heiratete.
    Der Morgen
zog sich hin. Sie versuchte, sich von ihren Schwestern fernzuhalten, die ihr
allzu viele Fragen über die Herrlichkeit des eleganten London stellten.
    Dann stand
plötzlich ihr Vater vor ihr. Aufmerksam schaute er in ihr weißes Gesicht und
ihre traurigen Augen.
    »Nimm
deinen Hut, Bella«, sagte er barsch. »Wir machen einen Besuch.«

Zehntes Kapitel
    Annabelle saß neben dem Vikar in der offenen
Kutsche. Sie spürte kaum etwas von der Wärme der Sonne und sah nichts vom Glanz
des goldenen Tages.
    Der Vikar
fuhr zu Squire Radfords Landhaus und half Annabelle beim Aussteigen.
    Der
leichtfüßige indische Diener des Squire sagte, sein Herr sei im Garten, und
führte sie zu ihm.
    Der Squire
war erstaunt, Annabelle zu sehen; seine Augen wanderten fragend
von ihrem Gesicht zu dem des Vikars.
    Er wartete,
bis alle an einem runden Tisch unter den sich leicht bewegenden Blättern einer
Platane saßen. Der indische Diener brachte Madeira für den Vikar und eine
Limonade für Annabelle und verschwand wieder, während die schweigende
Gesellschaft einander musterte.
    Ein kleiner
Bach am Ende des Gartens plätscherte über die Kieselsteine auf seinem Weg in
den Blyne. In der Ferne bellte ein Hund, in Hecken und Bäumen zwitscherten
Vögel.
    Doch in
Annabelles Gesicht war Winter.
    »Wie
schön«, sagte Squire Radford, als sein Diener gegangen war. »Ich bin
überrascht, Sie hier auf dem Land zu sehen, Mylady, wo doch die Saison gerade
erst begonnen hat. Aber Sie sind willkommen, sehr willkommen. Und Charles auch.
Gibt es einen besonderen Grund für deinen Besuch, mein lieber Charles?«
    »Ja«, sagte
der Vikar knapp. »Sie.« Er wies mit dem Kopf in Annabelles Richtung.
    »Du liebe
Güte!« Mitfühlend wandte Squire Radford sich Annabelle zu. »Sind Sie in
Schwierigkeiten, meine Liebe?«
    »Ich bin
hier, weil mein Mann militärische Pflichten zu erfüllen hat«, sagte Annabelle
mit einer hohen Stimme, die ihr selbst fremd vorkam.
    »Sie haben
sich gestritten«, sagte der Vikar, »und Bella ist kreuzunglücklich.«
    Annabelle
sah ihren Vater hochmütig an, aber dann löste sich ihre Starre. Sie ließ den
Kopf sinken und brach in lautes Weinen aus.
    Der Squire
gab hilflose kleine Laute des Kummers von sich, doch der Vikar sagte gefühllos:
»Laß sie in Ruhe, Jimmy, oder wir kommen dieser Sache nie auf den Grund.«
    Sie
warteten, bis Annabelle sich ausgeweint und sich die Nase geputzt hatte.
    »Es tut mir
leid«, flüsterte sie.
    »Nun also«,
sagte ihr Vater begütigend. »Heraus damit. Die ganze Geschichte. Von Anfang an,
wo du in Sylvester verliebt warst.«
    »Oh,
Vater«, jammerte Annabelle, »wenn du das wußtest, wie konntest du
zulassen, daß ich mich so zum Narren machte?«
    »Ich warte
noch immer auf die Mitteilung, wie sehr du dich zum Narren gemacht hast«, sagte
Hochwürden trocken. »Jimmy, dieser Madeira ist erstklassig.«
    »Also
wirklich Charles«,

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