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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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protestierte der Squire und wandte sich an Annabelle.
»Fahren Sie fort, meine Liebe, wir sind nur hier, um Ihnen zu helfen.«
    Annabelle
öffnete den Mund und begann zu sprechen.
    Sie
erzählte und berichtete, während die Sonne am Himmel höher stieg und die Vögel
verstummten. Sie erzählte ihnen alles, von ihrer Eifersucht auf Minerva, wie
sie sich in ihren Mann verliebt hatte, von dem Streich, den er ihr gespielt
hatte.
    »Bei Gott!«
rief der Vikar zornig. Der Squire sah, daß sein Freund im Begriff war,
herauszuplatzen und Annabelle zu erzählen, sie hätten ihrem Mann geraten, sich
ihr gegenüber schlecht zu benehmen. Daher stand er rasch auf und half Annabelle
auf die Füße. »Sie müssen uns allein darüber sprechen lassen«, sagte er
freundlich. »Gehen Sie in meine Bibliothek und ruhen Sie sich ein bißchen aus.
Sie werden bald feststellen, daß alles ein schreckliches Mißverständnis war.
Gehen Sie nun.«
    Annabelle
fühlte sich nach ihrer Beichte so müde, daß sie am liebsten tagelang
geschlafen hätte. Sie wußte nicht, was sie oder irgend jemand tun könnte, um
die Sache in Ordnung zu bringen, doch sie gehorchte dem Squire und überließ
die Männer ihrem Gespräch.
    »Er ist
wirklich zu weit gegangen«, rief der Vikar wütend.
    »Mein
lieber Charles, bitte, beruhige dich«, sagte Squire Radford. »Ich bin sicher,
daß der Marquis mit diesem sogenannten Streich nichts zu tun hat. Du mußt einen
kühlen Kopf behalten. Wir wollen Annabelles Geschichte noch einmal durchgehen,
Stück für Stück.« Sie drehten und wendeten die Sache hin und her; Annabelle
hatte ihnen von allen Leuten erzählt, die sie kennengelernt hatte, auch von der
zweimaligen Erniedrigung des Sir Guy Wayne.
    »Glaubst du
nicht«, sinnierte der Squire, der die Augen der Sonne wegen halb geschlossen
hatte und die Fingerspitzen aneinanderlegte, »daß Sir Guy oder Lady Coombes
viel größeres Interesse daran hatten, Annabelle einen Streich zu spielen? Es
muß jemand gewesen sein, der die Ehe sehr gut kannte, denn sonst wäre er ja
davon ausgegangen, daß die
Brabingtons miteinander darüber reden würden. Annabelle hat Brabington nicht
einmal etwas von dem Besuch dieser Frau gesagt. Ich finde, er sollte das
erfahren.«
    »Gut«,
sagte der Vikar, »wir werden ihm schreiben.«
    Der Squire
seufzte und blickte in seinem sonnigen Garten umher. »Nein«, sagte er
widerwillig, »wir müssen selbst zu ihm, Charles. Heute noch.«
    »Pest über
alle Töchter«, brummte Hochwürden, während er sich aus seinem Stuhl hievte.
»Sie sind schlimmer als Füchse. Füchse sind wenigstens faire Gegner für einen
Mann.«
    »Nun«,
lächelte der Squire, »das liegt in der Natur der Jagd. Komm, Charles. Annabelle
brauchen wir von unseren Plänen nichts zu erzählen.«
    Doch als die beiden in der Conduit
Street eintrafen, hatten sie Pech. Der Marquis war bereits auf seine Landgüter
gereist und hatte keine Nachricht hinterlassen, wann er zurückkehren würde.
    »Da haben
wir's«, sagte der Vikar mit düsterer Befriedigung. »Immerhin zeigt es, daß er
kein Auge auf irgendeine Dirne geworfen hat. Übrigens ist es kein Wunder, daß
sie sich gestritten haben. Selbst ein Heiliger würde streitsüchtig, wenn er in
diesem Mausoleum von Haus leben müßte. Hast du je etwas so Kaltes und Düsteres
gesehen?«
    »Wohin
jetzt?« fragte der Squire.
    »Zu Lady
Coombes«, sagte der Vikar. »Ich habe ihre Anschrift.«
    Lady
Coombes war verblüfft, den Besuch des Vikars von St. Charles and St. Jude zu
erhalten, doch sie verbarg ihr Erstaunen hinter ihrer üblichen hochmütigen
Miene.
    Sie konnte
ihre Überraschung und ihren Ärger allerdings nicht verhehlen, als der
Gottesmann sie abrupt fragte: »Kennen Sie eine Dirne namens Harriet Evans?«
    »Also
wirklich, Sir«, sagte Lady Coombes, »das sollten Sie Ihren Schwiegersohn
fragen. Er war einmal épris in dieser Richtung.«
    »Und Sie?«
fragte der Vikar und sah sie scharf an. »Hatten Sie etwas mit Brabington?«
    Sie
errötete bis an die Haarwurzeln, dann kniff sie die Lippen fest zusammen und wies
zwei Lakaien an, die unwillkommenen Besucher auf der Stelle vor die Tür zu
setzen ...
    »Der«, rief
der Vikar zornig, »ist wirklich alles zuzutrauen.«
    »Sie mag
vielleicht mit dem Ehemann einer anderen Frau flirten«, sagte der Squire, »aber
sie ist zu stolz, um sich, ganz gleich, aus welchem Grunde, an eine Dirne zu
wenden.«
    »Also?«
    »Also
werden wir Miss Evans einen Besuch abstatten.«
    Doch Miss
Evans war aus

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