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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Person
scheint in größter Verzweiflung zu sein, Mylady, und sagte, Mylady würde sie
sicher sehen wollen, auch wenn ihr Name Mylady nichts sage.«
    »Wohin
haben Sie sie geführt?«
    »Sie sitzt
in der Halle, Mylady. Sie kam ohne Mädchen«, antwortete Jensen mit einem
leichten Schnauben, als bestätige letztere Information seine Meinung über den
Charakter der Dame.
    »Nun, ich
werde einen Blick in die Halle werfen«, sagte Annabelle seufzend und stand auf,
»und wenn es jemand ist, den ich noch nie gesehen habe, können Sie sie
fortschicken.«
    »Sehr wohl,
Mylady.«
    Der Butler
trat beiseite und öffnete die Tür. Annabelle lugte hinaus und erstarrte. »Wurde
so weiß wie die Spitzen an ihrem Hals«, wie Jensen später im Dienstbotenraum
erzählen sollte.
    »Ich werde
sie empfangen«, sagte Annabelle leise. »Aber falls ich läuten sollte, kommen
Sie sofort.«
    Sie setzte
sich hin, die Hände im Schoß verschlungen, den Rücken sehr gerade aufgerichtet.
    »Miss
Harriet Evans«, verkündete Jensen kummervoll.
    Die beiden
Frauen betrachteten einander neugierig.
    Annabelle
hatte die hübsche Begleiterin ihres Mannes aus dem Park erkannt.
    Ein Teil
ihres Gehirns registrierte wieder einmal mit einiger Überraschung das
unfehlbare Gespür für soziale Stellung, das gewisse erfahrene Diener hatten.
Sie selbst hätte Harriet Evans für eine äußerst achtbare Dame gehalten.
    »Bitte,
nehmen Sie Platz, Miss Evans«, sagte Annabelle, »und teilen Sie mir Ihr
Anliegen mit.«
    Harriet
setzte sich geziert und hob ihre glänzenden Augen zu Annabelles Gesicht.
»Mylady«, sagte sie mit leiser, zögernder Stimme, »es bricht mir das Herz,
hierherzukommen. Aber ich bin in tiefster Verzweiflung, und vielleicht sollten
Sie erfahren, mit was für einem Mann Sie verheiratet sind.«
    »Das ist
genug«, sagte Annabelle scharf. »Wir reden nicht über meinen Gatten.«
    »Nicht
einmal, wenn ich ein Kind von ihm unter dem Herzen trage?« sagte Harriet.
    Annabelles
Hand fuhr hoch und legte sich auf ihren Hals. »Würden Sie das bitte erklären«,
sagte sie wie betäubt.
    »Ehe er
heiratete, war ich in der Obhut Seiner Lordschaft, Sie verstehen, Mylady. Ich
liebte ihn innig. Ich habe nicht die Natur einer Kurtisane. Alles deutete
darauf hin, daß er mich ebenfalls liebte. Ich stellte fest, daß ich schwanger
war, ging zu ihm und bat ihn um Hilfe. Zweifellos haben Sie die Annoncen in den
Zeitungen gelesen, Mylady; es gibt Leute, die sich erbieten, uns aus dieser Art
von Schwierigkeit zu befreien.«
    Annabelle
schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Kurz, ich
spreche von einer Abtreibung. Mylord flehte mich an, es nicht zu tun. Er sagte,
er werde für mich und das Kind sorgen. Er sagte, das Kind sei das Ergebnis
unserer Liebe. Er bot mir nicht die Ehe an, Mylady, aber irgendwie nahm ich
an ...«
    Harriet
kramte in ihrem Ridikül, holte ein winziges Taschentuch hervor und betupfte
ihre Augen, während Annabelle steif dasaß und ihr zusah. »Dann erfuhr ich«,
sagte Harriet mit gebrochener Stimme, »daß er verheiratet ist. Ich – ich wollte
mir das Leben nehmen. Aber ich liebe ihn so, und – und ich muß auch an mein
ungeborenes Kind denken. Es wäre Mord!«
    Annabelle
versuchte, klar zu denken. Das konnte nicht wahr sein! Und dennoch schien der
Kummer der Frau echt. Peter war mit ihr bei einer Ausfahrt im Park gesehen
worden, und zwar am Tag nach seiner Hochzeit. Alle Männer im Alter des Marquis
hatten vor ihrer Heirat irgendeine Art von Liaison gehabt. So rasten ihre
Gedanken hin und her und suchten nach einem Ausweg.
    »Was
wünschen Sie von mir?« fragte Annabelle verzweifelt. »Es tut mir sehr
leid für Sie, Miss Evans. Wenn es sich um Geld handelt ...?«
    »Nein!« rief Harriet.
»Gott ist mein Zeuge!« Und sie wandte ihre schönen Augen zur Decke.
    In diesem
Augenblick fiel Annabelle Lady Godolphin ein, wie sie vor Colonel Brian
gestanden hatte. Sie atmete tief ein.
    »Sehen Sie,
Miss Evans«, sagte sie ruhig, »ich weiß nicht, warum Sie hergekommen sind.
Irgendwie fühle ich, daß Sie nicht die Wahrheit sagen. Mein Mann hätte sich
niemals so verhalten.«
    Harriet
drückte das Taschentuch an die Augen, während sie eifrig nachdachte.
    Dann ließ
sie das Tuch sinken, stand auf und blickte auf Annabelle herunter, ein Lachen
im Gesicht.
    »Der Trick
hat nicht funktioniert, wie ich sehe«, lächelte sie. »Trick?«
    »Oh, es war
eine Idee von Peter, um zu sehen, wie sehr Sie ihn lieben. Er meinte, er könne
so Ihre Treue prüfen. Ich

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