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Anni und Alois - Arm sind wir nicht: Ein Bauernleben (German Edition)

Anni und Alois - Arm sind wir nicht: Ein Bauernleben (German Edition)

Titel: Anni und Alois - Arm sind wir nicht: Ein Bauernleben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Seidl , Stefan Rosenboom
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Ungläubig schüttelt Alois den Kopf: »Die Jahre werden mit der Witterung immer schlechter, das ist die Klimaveränderung.« »Ja«, sagt die Anni, »heuer spinnt das Wetter auch schon den ganzen Mai.«
    Auf den Wetterbericht vom Radio oder vom Fernsehen hält die Anni gar nichts. Sie hört ihn zwar pflichtbewusst an, aber nimmt ihn nicht ernst. »Heute haben sie auch im Radio gesagt, dass es heiter und sonnig wird«, erzählt sie und schaut verächtlich aus dem Fenster, wo sich eine neue Regenfront zusammenbraut. »Ich glaube, denen hat es noch nicht reingeregnet in ihr Zimmer.« Und dabei muss sie schon wieder lachen, denn wer kann denn schon ernst bleiben, wenn die offiziellen Wetterfrösche mal wieder hundertprozentig danebenliegen? Der Anni passiert das bestimmt nicht, denn sie schwört auf ihr altes treues Barometer, das in der Stube hängt. Auf das ist immer Verlass. Wenn das Barometer steigt, dann weiß die Wetterbeobachterin, dass es schöner wird. Geht es runter, dann regnet es. Und die Anni hat noch ein paar sichere Helferlein bei ihren Wettervorhersagen: ihr Schwalbenpaar im Hühnerstall. Fliegt es tief, dann wird die Witterung schlecht. Fliegt es hoch, kommt endlich wieder gutes Wetter. »Die richten sich nach dem Ungeziefer, das sie fressen«, erklärt sie kundig und blättert weiter in ihren Aufzeichnungen. Inzwischen ist sie in ihren Kalendern beim Juni vom letzten Jahr angelangt: »Gewitter am 2. Juni, Regenschauer. Wieder Gewitter am 11. Juni. Da ist öfters eines gewesen, letztes Jahr, 26., 27. auch wieder Gewitter, 29. Gewitter und am 30. Juni schon wieder.« – »Da muss es immer warm gewesen sein«, wirft der Alois erstaunt ein und schaut die Anni fragend an. »Ja, zwischen 27 und 30 Grad«, weiß die Wetterkundige. »Wenn es recht heiß ist, dann kommen danach die Gewitter.«
    Und wenn es in Hilgenreith kracht, dann richtig. Das alte Haus, in dem Anni und Alois wohnen, steht direkt über einer Wasserader, sozusagen ein Magnet für Blitze. »Wenn es bei uns blitzt, dann funkt es oft so dabei, dass man richtig den Schwefel riecht«, er zählt die Anni über ihr Haus. Einmal, am 20. Mai 1993, wären sie dabei fast ums Leben gekommen. An diesen Tag erinnern sich beide noch wie gestern und sie werden auch nie müde, davon zu erzählen. Damals haben die beiden ausnahmsweise eine Versammlung im Dorf besucht. Es war ein klarer, heiterer Tag, als sie von zu Hause weggingen. Vielleicht hatten sie auch deshalb vergessen, daheim ihre wenigen elektrischen Geräte auszustecken, wie den Fernseher oder die Brutapparate für die Küken. Schnell und unvorhersehbar zog ein starkes Gewitter auf – mitten während der Versammlung. »Als wir wieder heimkamen, war alles kaputt in der Stube und die Mauer war kohlrabenschwarz«, erzählt die Anni. Der Fernseher, die Brutapparate, die Lampen – völlig zerstört. In den Brutapparaten auf dem Dachboden – alle Eier schwarz, allesamt verbrannt. »Da wird es gekracht haben, o je«, sagt der Alois und pfeift nachdenklich vor sich hin. Auch die Anni macht eine kleine Pause und sagt beeindruckt: »Der Elektriker hat gesagt, daheim wenn wir gewesen wären, dann wären wir mit Sicherheit mausetot gewesen.«
    Seitdem hat die Anni vor Gewittern einen Heidenrespekt. Nichts kann sie normalerweise beunruhigen, aber wenn sie Gewitterwolken gen Abend am Himmel sieht, dann ist sie innerlich angespannt. Den ersten Blitz, er kann so weit weg sein, wie er will, die Anni wird ihn sehen. Denn in einer solchen Sommernacht schläft sie – so sagt sie – »wie ein Fuchs«. Sobald sich ein Gewitter ihrem Haus nähert, weckt sie ihren Alois auf. Dann ziehen sich die beiden alten Leute mitten in der Nacht an und richten sich eine Reisetasche mit Kleidung her. Den kleinen Koffer mit ihren Dokumenten und Papieren holen sie unter dem Bett hervor und stellen ihn daneben. Und dann warten sie, Alois und Anni, während es draußen donnert und kracht. Sie warten ab, ob sie das Haus verlassen müssen, bevor der finale Blitz einschlägt – bereit, ihr Leben zu retten.
    »2006, da hat es bei der Sylvia im Dorf eingeschlagen, am 20. Juli«, auch das hat Anni sich in ihren Wetterkalender geschrieben. »Sie war nicht zu Hause und der Dachstuhl ist völlig ausgebrannt«, erinnert sie sich und schüttelt dabei den Kopf: »Nein, mit den Gewittern habe ich es nicht so.« Alles, alles andere, mit dem kommt sie zurecht, das macht ihr nichts aus – außer den unberechenbaren Sommergewittern.

    Um von diesem

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