Anni und Alois - Arm sind wir nicht: Ein Bauernleben (German Edition)
Pflanzen und die Gesundheit – eben alles, was einem so einfällt bei einer Tasse Kaffee und Kuchen.
Anni: Gisela, setz’ dich hin. Magst du einen Krapfen?
Gisela: Ja, einen kleinen. O mei, Anni du hast heute wieder wenig an. Wenn ich dich seh’, dann friert es mich schon. Und natürlich keinen BH …
Anni: Nein, den kann ich nicht brauchen. Den wenn ich fünf Minuten anhabe, dann wird es mir schlecht.
Wie so oft dreht sich das Gespräch nun eine Weile um Annis sagenhafte Kälteunempfindlichkeit. Die Gisela ist beeindruckt, auch ihr fällt dazu eine Anekdote ein:
Gisela (zum Alois hin): Die Anni hat doch letztes Jahr im Winter eine rote Weste angehabt, die mit den tausend Löchern. O mei, die hat ausgeschaut, dann habe ich ihr einfach eine neue, eine gelbe geschenkt.
Anni (fällt ihr ins Wort): Die rote Weste, die hab’ ich so gern mögen. Da ist es immer so luftig reingegangen (alle lachen).
Gisela (wechselt das Thema): Anni, beim Hergehen habe ich gesehen, dass deine Fasanenhenne tot ist.
Anni (keine Spur von betrübt): Der Teufel, der Fasanenhahn, hat sie erschlagen. Er selber hat ihr den Kopf eingehauen. Komm ich in der Frühe rein, ist die Henne tot. Der Bazi, und wenn du ihm eine neue reintust, dann ist die in fünf Minuten wieder tot. Der schaut keine Henne an, der hat es nur auf mich abgesehen. Mit mir will er Revierkämpfe führen, der Depp (lacht laut).
Es folgen Gespräche über dies und das. Am Stubentisch wird Krapfen für Krapfen verspeist, die Anni schüttet der Gisela noch eine Tasse Kaffee nach.
Anni: Magst du einen Zucker?
Gisela: Nein, ich nehm’ lieber Süßstoff (tut zwei Süßstofftabletten in ihre Tasse).
Anni (amüsiert sich): Der ist bei mir komplett gestrichen. Im Fernsehen haben sie berichtet, dass die Säu’ mit Süßstoff gemästet werden. Da hab’ ich gesagt, das ist der letzte, ich brauch’ keinen mehr, ich mag nicht noch dicker werden (lacht).
Gisela: Anni, hast du schon gehört, der Pfarrer kommt weg. Geht der in eine andere Pfarrei?
Anni: Ist es ihm bei uns zu dumm geworden?
Gisela: Ich weiß es nicht. Der war ein ganz Flotter, da war die Kirche in zwanzig Minuten aus. Da wenn eine Hochzeit oder Beerdigung war, da war der Pfarrer als Erster von der Kirche draußen.
Anni (aufgeregt): Ah, das ist schon besser wie der Niedernzeller Pfarrer, der wird gar nicht fertig. Du sitzt und sitzt und meinst, der schlaft vor dem Altar ein. Wie wir das Schülertreffen gehabt haben, habe ich auf die Uhr geschaut. Eineinhalb Stunden waren vor bei, da war der immer noch bei der Wandlung. Und zwei Stunden hat er braucht, bis er mit der Kirche fertig war.
Gisela (schaut auf den Tisch): Du hast aber heute ein schönes Kaffeegeschirr, Anni. (Zum Alois, seufzt): Ja, sie hebt ja alles auf.
Anni (eifrig): Ich hab’ vier Garnituren Kaffeegeschirr. Die erste habe ich mir in München für die Aussteuer gekauft. Von der Aussteuer habe ich auch noch die Bettwäsche, die ist aus Damast (voller Bewunderung). Die ist noch so in Zellophan verpackt, wie ich sie gekauft hab’. Und Handtücher habe ich noch solche (Anni zeigt mit ihren Händen eine große Menge) Stöße oben im Schrank. Da liegen die schon fünfzig Jahre, die hab’ ich kein einziges Mal benützt.
Gisela (ungläubig): Was tust du denn mit dem ganzen Sach’?
Anni (verteidigt sich): Die alten Handtücher, die habe ich schon weggetan. Aber meine Schwester schickt mir alle Jahr’ zwei oder drei Bettwäschen und heuer hat sie mir ein ganzes Kaffeegeschirr geschickt.
Gisela (empört): Tu’ halt die alten Sachen weg, Anni. Alles aufheben … (sie seufzt) hinter dir wird auch alles weggeworfen.
Anni (lächelt verschmitzt): Ja, aber das krieg’ ich nicht mehr mit. Dann ist es mir wurst.
Gisela (muss auch lachen): Ja, die Anni. Wir kennen uns schon lang, ewig lang. Wir haben daheim eine große Landwirtschaft und Obstbäume, da ist die Anni Profi. Seit 14 Jahren bin ich Vorstand vom Gartenbau verein Innernzell. Wenn wir Obstbaumschnitt machen und veredeln, da hilft uns die Anni. Die weiß alles, die Frau Professor. Im Sommer machen wir auch Ausflüge, aber da fährt die Anni meistens nicht mit, weil es ihr zu heiß ist. Wenn wir irgendwo hinkommen, egal ob Plattling oder Landshut, dann fragen die Leute gleich: »Wo ist die Anni? Wo habt ihr denn die Anni?«
Anni (stolz): Mich kennen mehr Leute, als ich sie kenne. Ich bin bekannt wie ein bunter Hund.
Gisela (eifrig): Ja, die Anni bringt halt was. Die ist belesen, die hat ein
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