Annie und der sinnliche Italiener
Entschlossenheit und Intelligenz sprach.
Trotz all dieser positiven Attribute war Anna Balfour nicht der Typ, den er sich als Ehefrau ausgesucht hätte, so wie er offenbar ebenso wenig der Mann war, den sie sich als Ehegatten wünschte!
„Noch vor wenigen Minuten hast du mir versichert, alles tun zu wollen …“
„Wenn du mich meinen Sohn in England aufziehen lässt!“, unterbrach sie ihn.
„Das steht nicht zur Disposition.“
„Empfindest du eine Heirat nicht als einen ziemlich … drastischen Schritt?“, versuchte Annie es in verändertem Ton und lachte nervös.
Doch so leicht ließ Luc sich nicht einfangen. „Wie könnte denn ein weniger drastischer Schritt in deinen Augen aussehen?“, wollte er wissen.
Es waren seine unbewegte Miene und die Kälte in seiner Stimme, die Annie am meisten irritierten. Mit Wut oder sogar mit Beleidigungen von Lucs Seite hätte sie besser umgehen können als mit dieser bedrohlichen Ruhe und Entschlossenheit, die er plötzlich an den Tag legte.
Sie seufzte. „Ich bin gerade mal vierundzwanzig und habe nicht die leiseste Absicht, mich in eine Vernunftehe drängen zu lassen.“
Jetzt war es Luc, der rau auflachte. „Glaubst du tatsächlich, eine Ehe zwischen uns beiden hätte auch nur im Ansatz mit Vernunft zu tun?“
„Ja, aber dann …“
„Würdest du unseren Sohn bei mir leben lassen?“
„Niemals!“, platzte es aus ihr heraus.
Wieder lachte er und hob die Schultern. „Damit ist die Sache klar. Sobald wir in England sind, werde ich die Hochzeitsvorbereitungen in Angriff nehmen.“
„Nur damit du es weißt: Mit dem Thema sind wir noch längst nicht fertig!“, widersprach Annie. „Außerdem weiß ich nicht, warum du plötzlich den hochgeschätzten Namen de Salvatore in Verruf bringen willst, indem du dich mit einer Balfour verbindest.“
„Ich habe nie behauptet, dass du meine erste Wahl bist“, erklärte er arrogant. „Allerdings bin ich der Meinung, in einer Vernunftehe sollte man auf beiden Seiten kompromissbereit sein.“
„Ich heirate aber keinen Mann – oder teile womöglich noch das Bett mit ihm –, wenn ich ihn nicht liebe!“
Er kniff die Augen zusammen. „Heute Nachmittag schienst du dieser Vorstellung noch nicht so abgeneigt zu sein“, erinnerte er Annie trocken und musterte sie herausfordernd von den nackten Füßen über die hauteng sitzende Jeans aufwärts bis zum knappen Shirt.
Annie widerstand der Versuchung, die Arme vor der Brust zu verschränken und reckte aggressiv das Kinn vor. „Eine Heirat, die nicht auf Liebe basiert, muss einfach fehlschlagen. Ganz sicher wird einer von uns beiden später jemanden kennenlernen, den er wirklich liebt, und dann müssten wir, und vor allem Oliver, den schmerzhaften Prozess einer Scheidung durchleben.“
„Sprichst du etwa aus Erfahrung?“
Hatte Luc vielleicht unbewusst ins Schwarze getroffen? Denn natürlich sprach sie aus Erfahrung!
Ihre Mutter und ihr Vater hatten nur geheiratet, weil Oscar nach dem Tod seiner ersten Frau mit drei kleinen Töchtern zurückgeblieben war. Als ihre Nanny war Tilly geradezu dazu prädestiniert gewesen, seine zweite Ehefrau zu werden. Und da sie Oscar ebenso schätzte wie respektierte und regelrecht vernarrt in die drei kleinen Mädchen gewesen war, hatte sie seinen Heiratsantrag bereitwillig angenommen. Und sie blieb seine treu ergebene Ehegattin – bis zu jenem schicksalshaften Tag, an dem sie Victor traf und sich Hals über Kopf in ihn verliebte. Das geschah nach vier Jahren Ehe und drei gemeinsamen Töchtern mit Oscar.
Dass die Scheidung ihrer Eltern ausgesprochen friedlich und in gegenseitigem Einverständnis verlaufen war und die beiden bis zum heutigen Tag befreundet waren, hatte die Trennung für Annie nicht weniger traumatisch gemacht. Doch das hatte sie bisher nie zugeben können, nicht einmal sich selbst. Und jetzt tat sie es auch nur aus Angst, Oliver könne ähnlicher Kummer drohen.
„Hat die Trennung deiner Eltern vielleicht damit zu tun?“, legte Luc in seiner entnervenden Art dann auch noch den Finger direkt in die Wunde.
Finster betrachtete sie ihn. „Im Zentrum einer Scheidung zu stehen, ist für Kinder nie angenehm. Egal, wie freundschaftlich sie verläuft.“
„Umso besser, dass dieses Thema in meiner Familie nicht existiert.“
„Wie für mich die sogenannte Vernunftehe !“, konterte Annie hitzig. „Tja, damit sitzen wir wohl in der Sackgasse.“
Als sie Lucs verblüfften Blick sah, hätte sie trotz der brisanten
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