Annie und der sinnliche Italiener
er heute war. Und in den sie sich erneut Hals über Kopf verliebt hatte …
Aber wenigstens wusste sie nun endlich, warum sie damals im Restaurant vergeblich auf ihn gewartet hatte. „Wirst du denn diesmal erscheinen?“, fragte sie in leichtem Ton.
Luc stutzte. „Pardon?“
„Wenn ich mich heute Abend von dir zum Dinner einladen lasse, darf ich dann auch wirklich mit dir rechnen?“
Sein Lächeln fiel ziemlich geisterhaft aus. „Du wirst nie ermessen können, wie sehr ich es bereue, damals nicht in das Restaurant gekommen zu sein“, erwiderte er tonlos.
Annie beobachtete ihn aufmerksam und wünschte, sie könnte lesen, was er hinter dem rätselhaften Schleier seiner dunklen Augen verbarg. Gemessen an seiner offensichtlichen inneren Bewegung musste es noch eine tiefere Wahrheit hinter der Erklärung geben, die er für sein Fernbleiben genannt hatte.
Und einen Grund, warum er sie heute Abend zum Dinner ausführen wollte. Wenigstens den musste sie unbedingt herausfinden!
„Hör zu, Luc, wenn du mich nur zum Dinner eingeladen hast, um über Oliver …“
„Ich könnte den ganzen Tag über unseren Sohn reden, vierundzwanzig Stunden am Stück“, unterbrach er sie mit gezwungenem Lächeln. „Oliver ist immer noch so etwas wie ein kleines Wunder für mich. Doch heute Abend ist nicht der Zeitpunkt dafür. Ich möchte einfach Zeit mir dir verbringen, Annie. Dich besser kennenlernen und dir die Möglichkeit geben, mich vielleicht in einem anderen Licht zu betrachten als bisher. Du hast meine Welt in den letzten Tagen völlig auf den Kopf gestellt.“
„Wegen Oliver …“
„Der hat damit eigentlich gar nichts zu tun“, beharrte Luc.
Wie sollte er Annie nur erklären, was er fühlte? Wie sollte er ihr klarmachen, was er auf seinem gestrigen Abendspaziergang über das Krankenhausgelände über sich selbst herausgefunden hatte? Nämlich, dass sie es war … sie allein, die diesen Wandel in seinem Inneren hervorgerufen hatte. Dass sie mit dem Zusammenprall in der Hotellobby mit leichter Hand seine so sorgfältig aufgebauten Schutzmauern eingerissen hatte – als wären sie aus Papier. Und dass damit auch der Damm gebrochen war, hinter den er seine Emotionen weggesperrt hatte und die ihn jetzt wie eine nie versiegende Flut überschwemmten und verunsicherten.
So waidwund und verletzlich wie momentan hatte er sich in seinem ganzen Leben noch nie gefühlt. Und darum musste es ihm gelingen, Annie – egal wie – davon zu überzeugen, dass er sich grundlegend gewandelt hatte, dass er ein anderer Mensch war als der verantwortungslose Playboy von damals. Oder er riskierte, sie für immer zu verlieren. Und das würde er nicht ertragen.
„Annie“, versuchte er es noch einmal, „meine Einladung zum Dinner hat absolut nichts mit Oliver zu tun, sondern nur mit uns beiden“, versicherte er mit belegter Stimme. „Ich habe dich eingeladen, um … um dir den Hof zu machen“, formulierte er umständlich. „Auf die ganz altmodische gute Art und Weise, verstehst du?“
Das tat sie zwar nicht, aber sie schwieg einen Moment verblüfft. „Warum?“, fragte sie dann.
Luc seufzte und entschied spontan, jetzt alles auf eine Karte zu setzen und sich schlimmstenfalls auch noch endgültig lächerlich zu machen. Also setzte er zur letzten Hürde an. „Weil ich dich liebe. Weil mir, seit ich dich wiedergetroffen habe, bewusst geworden ist, dass ich dich grenzenlos bewundere und mehr liebe als jede andere Frau auf Erden. Und weil der Gedanke, du könntest wieder aus meinem Leben verschwinden, mich mindestens in den Wahnsinn treibt, wenn nicht umbringt!“
Mehr und mehr redete Luc sich in Rage. Die Hände hielt er zu Fäusten geballt, seine grimmige Miene hätte empfindlichere Charaktere als Annie sicher durchaus verschrecken können. Doch sie stand einfach nur stumm da und versuchte zu verstehen, was Luc gerade gesagt hatte.
Dabei waren der Schmerz in seinen schwarzen Augen und die sichtbare Anspannung in Gesicht und Körper eindeutige Indizien dafür, wie wichtig ihm ihre Reaktion war. Und wie sehr er darauf wartete.
Luc liebte sie? Irgendwann, im Chaos und der Verwirrung der letzten Tage hatte er sich in sie verliebt?
Warum auch nicht? dachte Annie trotzig. Immerhin ist es mir genauso ergangen.
Trotzdem zögerte sie. „Und du bist dir ganz sicher, dass es wirklich nichts mit Oliver zu tun hat?“
Da stieß er hörbar den angehaltenen Atem aus. „Kann dich nicht einmal die Tatsache überzeugen, dass ich dir verbrieft
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