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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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ging durch den Eingang. Sie zog einen großen Koffer hinter sich her. Ob sie einsitzen musste? Was hatte sie getan? Annika folgte ihr mit dem Objektiv.
    Eine Windbö wehte ins Auto, die Luft roch nach Gummi und saurer Milch. Sie ließ die Kamera sinken und schloss die Augen vor dem Wind. Irgendwo sprach ein Mann in einen Lautsprecher, sie verstand weder die Worte, noch erkannte sie die Sprache. Ein Wagen fuhr vorüber. Die Sonne kam heraus und traf ihre Augenlider, ihr Sichtfeld wurde warm und rot.
    Thomas hatte in diesem Hotel gewohnt. Er hatte im Travel­ler’s Restaurant gefrühstückt und an der Bar daneben mit der Engländerin geflirtet, darauf ging sie jede Wette ein. Er hatte mit dem Bus eine Stadtrundfahrt durch Nairobi gemacht, davon hatte er erzählt, als er am zweiten Konferenzabend zu Hause an­rief. Aber sie bezweifelte, dass er Kibera oder das Langata Wo­men’s Maximum Security Prison zu Gesicht bekommen hatte. Thomas lebte in einer Welt, in der Rotweinflecken auf der Krawatte eine Katastrophe waren. In Frauen mit roten Jeans und weißen Pullo­vern sah er Kostenfaktoren und Integrationsprobleme. In Amerika hatte Annika aufgrund von Rasse und Klasse Ungerechtigkeit und Ausgrenzung gesehen, Thomas hingegen sah dort Freiheit und wirtschaftliche Chancen. Sie wusste sehr wohl, dass keiner von ihnen recht hatte, oder vielleicht alle beide. Aber für Thomas gab es keinen Zweifel. Wer stark und frei war, übernahm Verantwortung und kam immer irgendwie durch. Würde sein Weltbild noch dasselbe sein, wenn er zurückkam?
    Sie öffnete die Augen. Mehrere Leute hatten sich im Gras rund um das Auto niedergelassen. Sie hob die Kamera und dokumentierte, wie sie in der Sonne warteten, mitgebrachte Sandwiches aßen und Kinder im Arm wiegten. Ein Mann und eine Frau hatten sich ein Stück entfernt auf einem Baumstumpf niedergelassen. Sie trug einen violetten Turban, er hielt ein Mobiltelefon in der Hand. Annika zoomte den Mann heran. War er einer von ihnen? Schickte er gerade Halenius eine SMS mit der genauen Angabe, wo sie das Geld hinterlegen sollte?
    Die Stimme im Lautsprecher begann zu singen.
    Frida riss die Schiebetür auf.
    »Legen Sie die Kamera weg!«, fauchte sie. »Das hier ist eine staat­liche Einrichtung. Die nehmen uns fest, wenn Sie filmen.«
    Halenius öffnete die Beifahrertür und hielt sein Handy in die Höhe. Sein Mund war schmal wie ein Strich.
    »Fehlanzeige«, sagte er. »Sie schicken uns nach Eastleigh.«
    Ihre Augen tränten vom Luftzug, Frida schlug die Tür zu, Anni­ka fuhr das Fenster hoch und blinzelte. Am liebsten hätte sie geweint.
    »Diesmal stimmt es sicher«, sagte Halenius. »Eastleigh wird auch Little Mogadischu genannt. Dort sind die Somalier.«
    Frida startete den Wagen.
    Die Frau mit dem violetten Turban war verschwunden.
    Der Mann mit dem Handy saß noch da. Er sah ihnen nicht nach, als sie davonfuhren.
    *
    »Drei Millionen? Drei Millionen? «
    Die Wangen des Vorstandsvorsitzenden Herman Wennergren waren knallrot vor Aufregung.
    »Bei der Entscheidung ging es nicht nur um Auflagenhöhe«, sagte Anders Schyman. »Es ging darum, ein Menschenleben zu ret­ten, humanitäre Verantwortung zu übernehmen.«
    »Aber drei Millionen? Vom Gewinn der Zeitung? Für diese labile Person?«
    Herman Wennergren war (ganz zu Recht) kein begeisterter An­hänger von Annika Bengtzon, aber so weit, sie als labil zu be­zeichnen, wäre Schyman dann doch nicht gegangen.
    Und insgeheim war er froh, dass der Vorstandsvorsitzende nicht das schlagkräftigste Argument bemühte, nämlich, dass das Abendblatt den internationalen Terrorismus finanzierte.
    »Sie ist in diesem Augenblick in Nairobi, um das Lösegeld zu übergeben«, sagte Schyman. »Das im Übrigen bedeutend höher als drei Millionen Kronen ist. Den größten Teil der Summe hat sie selbst aufgebracht. Und ich glaube, dass es für die Zeitung eine lohnende Investition sein kann.«
    Herman Wennergren murmelte etwas Unverständliches. Wie immer sah er sich mit einem gequälten Gesichtsausdruck in Schy­mans Aquarium um.
    »Haben Sie wieder umgebaut?«, fragte er, setzte sich auf dem Besucherstuhl zurecht und befingerte die Aktentasche neben dem Stuhlbein und den Mantel, der über der Lehne hing.
    Schon seit etlichen Jahren war für Renovierungen und Umbau der Redaktion kein Budget vorhanden, das wusste der Vorstandsvorsitzende sehr genau.
    »Wieso?«, fragte Anders Schyman und lehnte sich auf seinem neuen Bürostuhl zurück.
    »Ich finde, Ihr

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