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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Paparazzifotos geschossen, genau in dem Moment, als Halenius ihr spanische Wangenküsse gab. Als kurz darauf Bosse vom Konkurrenten anrief und sie mit den Fotos unter Druck setzte, hatte sie es mit der Angst zu tun bekommen. Sie wusste, was passieren konnte, wenn die Medien ihre Klauen in jemanden schlugen, welche Hetzjagd das auslösen konnte.
    Oder vielleicht war es auch das Essen, das ihr Sorgen machte, damals hatte er Carpaccio vom Hirsch und Entrecôte gegessen, sie Weißfischrogen und Geschnetzeltes vom Ren. Sie erinnerte sich nur bruchstückhaft an den Abend, die Zeit war im Nu verflogen, so angeregt hatten sie sich unterhalten. Über Roland Lars­son beispielsweise, Halenius’ Cousin, der auf der Landschule in Hälleforsnäs ihr Klassenkamerad gewesen war. Der arme Rolle war während der gesamten Schulzeit in sie verknallt gewesen. Ihr fiel wieder ein, was Jimmy Halenius ihr über sich und Rolle erzählt hatte: »Im Sommer, wenn wir abends auf dem Heuboden bei unserer Großmutter in Vingåker lagen, hat Rolle stundenlang von Ihnen erzählt. Er hatte einen alten Zeitungsausschnitt mit einem Gruppenfoto von Ihnen und ein paar anderen, aber er hatte ihn so gefaltet, dass nur Sie zu sehen waren. Er trug ihn im Portemonnaie bei sich, immer …«
    Sie erinnerte sich sogar daran, wo Jimmy Halenius aufgewach­sen war: im zweiten Stock eines Wohnblocks in Norrköping. Sein Vater war Kommunist gewesen. Er selbst trat als Teenager in die Rote Jugend ein, wechselte dann aber zur Jugendorganisa­tion der SSU , weil es dort die besseren Partys und die hübscheren Mädchen gab.
    Sie ging in die Küche, ließ sich ein Glas Wasser aus dem Hahn ein, trank die Hälfte und goss den Rest weg.
    Sie hatten über ihre Scheidungen geredet. Halenius hatte ohne Umschweife erzählt, wie schwierig er als Partner war. Er teile sich nicht mit, könne wegen jeder Kleinigkeit einen Weltkrieg anfangen, stelle aber nie irgendwelche Forderungen, wenn es wirk­lich darauf ankam.
    Annika hatte Sophia Grenborg, Thomas’ neuer Partnerin, die Schuld an der Scheidung gegeben. Und Halenius, ohne von seinem Entrecôte aufzublicken, sagte: »Haben Sie und Thomas es nicht ganz allein geschafft, Ihre Familie zu zerstören?«
    Ihr war die Gabel aus der Hand gefallen, so perplex war sie. Sie wollte schon aufstehen und gehen, aber dann sah sie ein, dass er vollkommen recht hatte.
    Als Ehefrau war sie unerträglich gewesen. Beispielsweise sagte sie Thomas nie, dass sie von seinem Verhältnis mit Sophia Grenborg wusste, sondern rächte sich stillschweigend monatelang an ihm. Natürlich verstand Thomas die Welt nicht mehr. Es endete damit, dass er seine Koffer packte und ging.
    Oder beruhte ihre Nervosität vielleicht sogar auf ihrer allerersten Begegnung, als sie und Thomas noch in der Villa auf Djursholm wohnten?
    »Sie haben doch mal einen alten Volvo gehabt«, hatte Jimmy Halenius damals gesagt, »einen 144, dunkelblau und total verrostet, oder?« Annika erinnerte sich noch genau daran, wie ihr das Blut in den Kopf geschossen war und sie sich gefragt hatte, woher er das wusste. Damals beeindruckte sie das noch ziemlich, immerhin war er ja Staatssekretär im Justizministerium, die rechte Hand des Ministers.
    Ihr Freund habe so einen gehabt, hatte sie geantwortet, sie habe den Wagen für ihn verkauft.
    »Damit haben Sie ihm sicher einen großen Gefallen getan«, sagte Jimmy Halenius dann, »denn Sie scheinen ja eine ganz gewiefte Autohändlerin zu sein. Mir ist ein Rätsel, wie Sie fünftausend für die Karre rausschlagen konnten.«
    Sie schloss die Augen und erinnerte sich an ihre Antwort.
    »Sven konnte ihn nicht selbst verkaufen, weil er gestorben war.«
    Als es an der Tür klingelte, zuckte sie zusammen, als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen. Eilig ging sie in den Flur, um zu öffnen, und bemerkte im selben Moment, wie unordentlich es in der Wohnung aussah. Jimmy Halenius kam herein und stolperte als Erstes über ihre Stiefel. Annika schaltete die Decken­lampe ein, strich sich die Haare aus der Stirn, schob den Schuhhaufen vor die Badezimmertür und hob ihre Jacke vom Fußboden auf.
    »Wo haben Sie Hänsel und Hänsel gelassen?«, fragte sie. »Im Hexenbackofen?«
    »Sie wollten nicht aus unserem Pfefferkuchenhäuschen weg«, sagte Halenius und stellte seine hässliche Aktentasche auf dem Boden ab. »Hat jemand angerufen?«
    Sie drehte ihm den Rücken zu, hängte die Jacke an einen Haken und schüttelte den Kopf.
    »Sind die Kinder zu

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