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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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kann?«
    Sie zeigte zum Schlafzimmer.
    »Unter dem Schreibtisch ist eine Telefondose«, sagte sie und wandte sich wieder den Kindern zu. Ellen zwirbelte an einer Haarsträhne und kuschelte sich in Annikas Arm, aber Kalle stand steif und abweisend an der Tür zum Flur.
    »Was ist mit Papa?«, fragte er.
    Annika versuchte zu lächeln.
    »Er wurde in Afrika entführt«, sagte sie.
    Ellen drehte sich um und blickte sie mit großen Augen an.
    »Auf ein Schloss?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht, Spätzchen«, sagte Annika. »Wir haben es erst heute Nachmittag erfahren. Einige Männer in Afrika haben Papa und ein paar seiner Kollegen von der Konferenz gefangen genommen.«
    »Kommt er Montag nach Hause?«, fragte Ellen.
    »Wir wissen es nicht«, sagte Annika und drückte ihrer Tochter einen Kuss aufs Haar. »Wir wissen gar nichts, Liebes. Aber Jimmy aus Papas Büro ist hier, um uns zu helfen.«
    »Aber die anderen?«, fragte Ellen. »Die anderen Gefangenen? Sollen die nicht freigelassen werden?«
    »Doch, die auch. Kalle, komm mal her …«
    Sie wollte auch den Jungen in den Arm nehmen, aber er riss sich los, rannte an ihr vorbei in sein Zimmer und knallte die Tür zu.
    Das Telefon klingelte.
    »Ich geh ran!«, rief Ellen und wand sich aus Annikas Umarmung.
    »Nein!«, schrie Annika laut und verzweifelt, packte mit ­eisernem Griff den Oberarm ihrer Tochter. Dem Mädchen ­stiegen vor Schmerz und Überraschung die Tränen in die Augen.
    Das Telefon klingelte wieder. Sie hörte, wie die Schlafzimmertür geschlossen wurde.
    »Nein«, sagte Annika in beherrschtem Ton und ließ Ellens Arm los. »Das könnten die Entführer sein. Ihr beide, du und Kalle, dürft für eine Weile nicht ans Telefon gehen, hörst du. Lasst das die Erwachsenen tun.«
    Das Mädchen verzog gekränkt das Gesicht und rieb sich den Arm.
    »Du hast mir weh getan!«
    Das Telefon klingelte zum dritten Mal. Der Hörer wurde abgenommen.
    Annika schluckte und strich dem Kind übers Haar.
    »Entschuldige, das wollte ich nicht. Aber es ist ganz wichtig, dass du nicht ans Telefon gehst, verstehst du?«
    Die Unterlippe des Mädchens bebte. Annika seufzte unmerklich. Das fing ja gut an.
    Halenius kam wieder ins Wohnzimmer.
    Annika erhob sich rasch, und sofort begann sich alles zu drehen.
    »Was haben sie gesagt?«, stieß sie hervor.
    »Eine Frau hat angerufen, Anne Snapphane. Sie wollte wissen, ob Sie was von Thomas gehört haben.«
    Erleichtert atmete sie tief aus.
    » Sorry « , sagte sie. »Ich musste einfach mit jemandem spre­chen.«
    »Haben Sie es sonst noch jemandem gesagt?«
    Seine Stimme klang sachlich, nicht besonders vorwurfsvoll.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Was für ein Mobiltelefon haben Sie?«
    Annika zeigte auf den Couchtisch, auf dem ihre beiden Handys nebeneinanderlagen.
    Halenius stieß einen kleinen Pfiff aus und griff nach ihrem privaten Handy.
    »Das Letzte seiner Art«, sagte er. »Dagegen wirkt Ihr Aufzeichnungsgerät geradezu modern. Beeindruckend.«
    »Spotten Sie nicht über mein Ericsson«, sagte sie und nahm ihm das alte Telefon aus der Hand.
    Als sie aus Amerika zurückkam, hatte man sie mit einem neuen Superduperhandy beglückt, das – der Begeisterung der Kollegen nach zu urteilen – mindestens Stepptanz, Wäsche bügeln und Weitsprung beherrschte. Sie kam damit überhaupt nicht zurecht. Möglich, dass es hervorragend geeignet war, um kommerzielle Radiohits zu fabrizieren und Waldbrände zu filmen, aber als Telefon war es eine Katastrophe. Es gelang ihr fast nie, eingehende Anrufe anzunehmen, weil sie den Touchscreen immer an der falschen Stelle berührte und das Gespräch dann weg war, und SMS schicken war so umständlich und zeit­raubend, dass man den halben Vormittag brauchte. Insgeheim hegte und pflegte sie ihr Ericsson, das so antik war, dass es nur Ericsson hieß und nicht Sony, aber es war lästig, immer zwei Handys laden zu müssen, und sie hoffte, dass Apple bald pleiteging. ­Obwohl sie natürlich einsah, wie unwahrscheinlich das war, jedenfalls wenn man die ganze Gratiswerbung bedachte, die ihre Zeitung aus lauter Begeisterung über die neuen Geräte lancierte.
    Halenius griff zum Superduperhandy.
    »Auf welchem Handy ruft Thomas normalerweise an?«
    »Auf meinem privaten.«
    »Nicht auf dem iPhone?«
    »Ich glaube, die Nummer hat er gar nicht.«
    Halenius nickte zufrieden.
    »Sehr gut. Dann wissen wir, dass auf diesem Telefon keine Anrufe eingehen.«
    Er ging zurück ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter

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