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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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sich.
    *
    Die BBC stellte die Nachricht kurz nach achtzehn Uhr Ortszeit auf ihrer Website online. Reuters brachte wenige Minuten später eine kurze, allgemein gehaltene Meldung. Weder von Reuters noch von der BBC wurde über die Identität oder Nationalität der Entführten etwas verlautbart, nur dass sie an einer Sicherheitskonferenz in Nairobi teilgenommen hatten. Die Redak­tionsleitung des Abendblatts saß im Moment in der Übergabekonferenz, was eine Erklärung dafür hätte sein können, warum die Meldung spurlos an ihnen vorbeiging, aber Schyman wusste es besser.
    Kein Mensch interessierte sich für Nachrichten aus Afrika. Der Kontinent war ein schwarzes Loch auf der Nachrichtenweltkarte, außer wenn es um Hunger, Elend, Piraten, Aids, Bürgerkrieg und durchgeknallte Diktatoren ging, und mit so was gab sich das Abendblatt nicht ab.
    Es sei denn allerdings, ein Schwede steckte irgendwo in der Klemme. Oder ein Skandinavier möglicherweise, so wie etwa diese Norweger, die im Kongo zum Tode verurteilt worden waren, oder die dänische Familie, deren Yacht Piraten gekapert hatten.
    Anders Schyman fand die Meldung nur, weil er nach der Über­gabekonferenz gezielt danach suchte. Er hatte Thomas’ Verschwinden bei der Besprechung nicht erwähnt, er wollte erst ab­warten, was sich international tat. Reuters schrieb, eine Gruppe, die sich Fiqh Jihad nannte, habe sieben europäische Delegations­teilnehmer entführt und im Zusammenhang damit eine nicht näher spezifizierte politische Botschaft veröffentlicht.
    Diese Botschaft sei auf Kinyarwanda und komme von einem Server in Somalias Hauptstadt Mogadischu. Als Quelle wurde die BBC angegeben, wo es einen Link auf das verwackelte Video mit dem Filmclip der Entführer gab.
    Anders Schyman klickte auf das Video und hielt den Atem an.
    Ein Schwarzer in einfacher Militärkleidung und mit Turban erschien auf dem Bildschirm. Der Hintergrund war diffus dun­kel­rot. Der Mann schien um die dreißig zu sein, er starrte auf einen Punkt direkt links von der Kamera, vermutlich um seine Botschaft abzulesen. Die BBC hatte seine Rede englisch untertitelt, wofür Schyman dankbar war (sein Kinyarwanda war nicht das Beste).
    Der Mann sprach langsam und deutlich. Seine Stimme war eigenartig hell und klar.
    »Fiqh Jihad hat sieben EU -Delegierte als Geiseln genommen, als Strafe für die Bosheit und Ignoranz der westlichen Welt. Trotz allem Geld und all der Waffen, mit denen die EU sich ­um­gibt, ist es dem islamischen Löwen gelungen, die verräte­rischen Hunde in seine Gewalt zu bringen. Unsere Bedingun­gen sind einfach: Öffnung der Grenzen nach Europa. Verteilung der Ressourcen der Erde. Abschaffung der Schutzzölle. Freiheit für ­Afrika! Tod den europäischen Kapitalisten! Allah ist groß!«
    Dann war das Video zu Ende. Achtunddreißig Sekunden, inklusive des verwackelten Anfangs und eines schwarzen Schlussbilds.
    Das hier wird kein Picknick, dachte Schyman und ging hinaus zum Newsdesk.
    *
    Das Telefon klingelte nicht.
    Es wollte und wollte nicht klingeln.
    Annika tigerte im Wohnzimmer auf und ab und kaute an ihren Nägeln, bis ihr Zahnfleisch schmerzte.
    Schyman hatte gemailt, dass Reuters und die BBC die Nachricht von der Entführung gebracht hatten, ohne die Identität oder Nationalität der Geiseln zu nennen. Dass ein schwedischer Delegierter darunter war, würde das Abendblatt morgen exklusiv berichten.
    Patrik hatte eine SMS geschickt und gefragt, ob sie sich in der morgigen Ausgabe ausheulen wollte. Am liebsten wollte er ein Foto von ihr und den Kindern, mit Kuscheltieren im Arm und Tränen in den Augen, Headline vorschlagsweise: PAPA VON GUERILLA VERSCHLEPPT oder alternativ: PAPA, KOMM NACH HAUSE ! Sie hatte »Nein danke« geantwortet.
    Berit hatte ebenfalls eine E-Mail geschickt und gefragt, ob sie irgendwie helfen könne, Annika solle einfach Bescheid sagen.
    Sie presste die Lippen zusammen und sah hinüber zum Schlafzimmer. Jimmy Halenius war mit seiner Aktentasche darin verschwunden, während sie und die Kinder Hackbällchen und Makkaroni mit Ketchup gegessen hatten. So hatte jeder auf seiner Seite der Wand gesessen – er löste eine internationale Geisel­nahme, und sie fütterte die Kinder.
    Die Unruhe trieb sie um. Konnte er das wirklich schaffen?
    Sie ging in die Küche, hörte Halenius im Schlafzimmer neben­an sprechen.
    Das Abendessen war abgeräumt, der Tisch gewischt, der Boden gefegt. Die Spülmaschine spülte leise vor sich hin. Die Kinder hatten ihre

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