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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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gefüllt.
    Sie ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank, nahm die Tupperschüssel heraus, kratzte die Reste vom Abendessen auf einen Porzellanteller und setzte ihn in die Mikrowelle. Sie stellte die Zeit ein, drei Minuten sollten reichen, und drückte auf Start. Die Mikrowelle brummte los.
    Sie ging zur Spüle und wusch ihre Brotdose aus, die sie inzwischen fast jeden Tag mit zur Arbeit nahm. Da mehrere Hintereingänge der Zeitung geschlossen worden waren, ging fast niemand mehr in der Mittagspause ins Sju Råttor, weil der Weg ums Gebäude herum zu lang erschien. Die Brotdosen hatten die Lunchkultur abgelöst.
    Sie stellte die Dose auf den Abtropfständer.
    Sie vermisste das Sju Råttor wirklich, die Essensbons und das Salatbüfett, die Kaffeemaschine in der Ecke und die trockenen Kekse neben den Zuckertütchen. Das Problem mit den Brot­dosen war, dass viele sie einfach vergaßen, die Kollegen wurden mit Aufträgen losgeschickt oder gingen zu irgendeinem Imbiss, und die Plastikdosen standen eine halbe Ewigkeit im Kühlschrank. Am Ende war ihr Inhalt nicht mehr identifizierbar.
    Sie lehnte sich gegen die Anrichte und schwor sich: Wenn das hier vorbei und Thomas wieder zurück ist, gehe ich wieder ins Sju Råttor. Nie wieder Brotdose.
    Die Mikrowelle piepste drei Mal. Sie schnitt eine Tomate in kleine Spalten, als Dekoration.
    Und das Telefon wollte und wollte und wollte nicht klingeln.
    »Nicht gerade wie im Sterne-Restaurant«, sagte sie und stellte ihm den Teller mit Besteck und einem Glas Leitungswasser hin.
    »Thomas’ Mutter lebt doch noch?«, fragte Halenius und schaufelte eine Portion Makkaroni in sich hinein. Offensichtlich hatte er Hunger.
    »Doris«, sagte Annika. »Ja.«
    »Sie sollten sie anrufen.«
    »Ja«, erwiderte Annika. »Oder vielleicht sollten Sie das tun.«
    Er trank einen Schluck Leitungswasser.
    »Warum?«
    »Sie mag mich nicht. Wollen Sie eine Serviette?«
    »Danke, es geht so. Warum nicht?«
    Sie zuckte die Schultern.
    »Thomas war ja schon mal verheiratet. Mit einer Bankdirektorin. Ich bin nicht fein genug. Doris meint, dass ihr Sohn auch noch was Besseres gefunden hätte. Holger, Thomas’ Bruder, ist mit einem Arzt verheiratet.«
    Halenius schob sich ein Hackbällchen in den Mund und sah sie an.
    »Und die Enkelkinder?«
    Annika blickte zur geschlossenen Schlafzimmertür.
    »Holger und Sverker, sein Mann, haben eine kleine Tochter, Victoria. Sie haben sie zusammen mit einem befreundeten lesbischen Pärchen. Doris ist ganz vernarrt in Victoria. Wie sind die Hackbällchen?«
    »Noch ein bisschen kalt in der Mitte. Ihr Vater ist doch tot?«
    Sie erstarrte. Ingvar, ihr Vater, war Gewerkschaftsvertreter im Sägewerk in Hälleforsnäs gewesen und immer sehr stolz darauf, aber das hatte ihm auch nicht geholfen, als das Werk Ende der 80er Jahre unrentabel wurde. Er war überzählig, zusammen mit hundert anderen Arbeitern wurde er entlassen, und seine ohne­hin schon ziemlich ausufernden Trinkgewohnheiten schlugen daraufhin in handfesten Alkoholmissbrauch um. Annika war achtzehn, als er in einer Schneewehe an der Straße nach Granhed direkt an der Abfahrt nach Tallsjöbadet erfror.
    »Woher wissen Sie das?«, fragte sie.
    Der Staatssekretär kaute frenetisch.
    »Roland«, sagte er und schob den Teller beiseite. »Haben Sie ihre Nummer? Die von Doris Samuelsson?«
    »Steht im Telefonbuch unter ›Dinosaurier‹«, sagte Annika, reichte ihm ihr Redaktionshandy und ging mit dem Teller in die Küche. Er war blankgeputzt, trotz der fehlenden Trüffel in den Makkaroni.
    Sie hörte, wie im Wohnzimmer auf dem Display ihres Super­duperhandys herumgetippt wurde.
    »Frau Doris Samuelsson? Ja, guten Abend, mein Name ist Jimmy Halenius, ich bin Staatssekretär im Justizministerium … Ja, genau, Thomas’ Chef … Entschuldigen Sie, dass ich so spät anrufe, aber ich habe leider schlechte Nachrichten …«
    Sie stand an der Mikrowelle und knetete den Wischlappen in den Händen, bis Halenius das Gespräch beendet hatte. Danach ro­chen ihre Hände gammelig, sie musste sie mit dem Topfschwamm und Zitronen-Spüli schrubben.
    »Sie hat es nicht besonders gut aufgenommen, nehme ich an?«, fragte Annika und stellte einen Teller mit Schokoladen­kuchen auf den Couchtisch.
    »Nicht besonders. Haben Sie gebacken?«
    Warum klang er so überrascht?
    »Gibt’s dazu Himbeeren und Schlagsahne?«
    »Na klar.«
    Sie schlug Sahne, taute gefrorene Himbeeren in der Mikrowelle auf und stellte alles auf den

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