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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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sie stolperte schon aus der Bank und landete wieder auf dem breiten Bürgersteig, an dem die Autos vorbei­rasten, von der Barnhusbrücke zum Kungsholmstorg oder vom Fridhelmsplan zum Hauptbahnhof und in die Stockholmer City, sie versteckten Annika und verbargen sie mit ihren brül­lenden Motoren und kreischenden Bremsen vor der Welt, und Annika sog die eiskalten Abgase tief in ihre Lungen und merkte, wie der Boden zur Ruhe kam.
    Es war fast schon dunkel.
    Als seinerzeit der Konsum Rådhuset an der Ecke Kungsholms­gatan-Scheelgatan seine Pforten öffnete, war Annika vom Ser­vice, Standard und Sortiment dort beeindruckt gewesen. Ihre Mutter war Kassiererin im Konsum in Hälleforsnäs (na ja, sie sprang gelegentlich ein und verdiente sich ein wenig dazu), und Annika meinte, sich mit dem Einzelhandel ein bisschen auszu­kennen, und der Konsum hier war ein Musterladen. War er nicht sogar mal zum »Geschäft des Jahres« auserkoren gewesen?
    Seither war es nur noch bergab gegangen.
    Die automatischen Türen glitten mit einem Stöhnen auseinan­der, und sie betrat den schneematschigen Eingang. Sie bog nach rechts ab, nahm sich einen Einkaufswagen und schaute geradewegs auf ein großes Plakat über der Gemüsetheke: Gurken, schwe­disch, ergeben ein gutes Aioli! 19,90/Kilo.
    Das war bezeichnend. Vielleicht konnten sie Tsatsiki nicht buch­stabieren. Sie ließ den Blick über das Obst und Gemüse gleiten und versuchte, sich das Innere ihres Kühlschranks vorzustellen. Sie sah Leberwurst und Joghurt und Eier, aber das Milch­fach war alarmierend leer, und Sahne und Himbeeren fehlten auch.
    Was sollten sie heute Abend essen? Die Kinder waren ja mit zu Berit gefahren, aber sie und Halenius mussten doch auch etwas essen. Schließlich war sie die Logistikerin, sie trug die Verantwortung für Verpflegung und aufgeladene Handys.
    Sie kannte die Regale in- und auswendig, fuhr mit ihrem quietschen­den Einkaufswagen an Babywindeln und Hundefutter, Weih­nachtskarten und Gefriertruhen vorbei. Sie kaufte ein Schweine­filet und Broccoli und Rucola und Cherrytomaten und französischen Ziegenkäse und Himbeer-Balsamicoessig. Karotten und neue Batterien in verschiedenen Größen und löslichen Kaffee und Textmarker.
    An der Kasse fiel ihr auf, dass die Karotten schimmelig waren, und sie bat darum, sie umtauschen zu dürfen.
    »Die sind bio«, sagte der Junge an der Kasse, als ob das die Sache besser machte.
    Sie überprüfte die Cherrytomaten und tauschte sie ebenfalls um.
    »Ich hoffe, das mit Ihrem Mann kommt in Ordnung«, sagte der Kassierer.
    Sie zog sich die Mütze tiefer über die Ohren.
    Die Tüten waren schwer, obwohl sie sich zurückgehalten hatte. Sie musste vorsichtig gehen, die Bürgersteige waren glatt. Das Gewicht fühlte sich in Armen und Schultern gut an, die schwe­ren Einkaufstüten verliehen ihr eine Stabilität, die sie am Boden hielt.
    Sie war im Rücken ganz verschwitzt, als sie die Wohnungstür in der Agnegatan aufstieß.
    »Eigentlich ist der Scheiß- ICA am Kungsholmstorg näher«, sagte sie keuchend zu Halenius, der ihr im Flur entgegenkam, »aber ich weigere mich einfach, dort einzukaufen. Der Konsum am Rathaus ist zwar auch mies, aber die tun wenigstens nicht so, als wären sie ein Delikatessenladen für die Oberschicht …«
    Als sie seinen Blick auffing, hielt sie inne, ihre Hände ließen die Griffe der Einkaufstüten los.
    »Was?«, fragte sie.
    »Nicht Thomas«, sagte Halenius, »aber ich habe schlechte Nachrichten von einer der anderen Geiseln.«
    Annika hielt sich am Türrahmen fest.
    »Wer?«
    »Der Franzose. Kommen Sie erst mal rein und machen Sie die Tür zu. Geben Sie mir die Tüten. Wollen Sie Kaffee?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Setzen Sie sich ins Wohnzimmer«, sagte er.
    Annika zog ihren Mantel aus und tat, was er gesagt hatte.
    Er hatte die Lämpchen im Fenster angemacht, und der Fernseher lief ohne Ton, Nachrichten in Gebärdensprache. Ein Panzer fuhr durch das Bild, vielleicht ging es in dem Beitrag um Libyen oder Afghanistan oder die Kämpfe im Jemen.
    Sie setzte sich aufs Sofa. Halenius betrat das Zimmer mit ­einem Kaffeebecher in der Hand und setzte sich neben sie.
    »Sébastien Magurie wurde tot aufgefunden«, sagte er.
    Hatte Thomas den französischen EU -Parlamentarier irgendwann mal erwähnt? Er erzählte immer viel von den anderen Teilnehmern bei seinen Konferenzen, wenn er zu Hause anrief (aber nie von den jungen und schönen Frauen), und das ging Annika meistens auf die

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