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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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holte.
    Anscheinend waren nicht viele Kunden in der Bank, doch umso mehr Angestellte. Überall um sie herum saßen Leute in gut­gebügelten Anzügen und Kostümen, die mit leisen Stimmen in ihre Headsets sprachen. Sie tippten sehr diskret auf ihren Computern herum, und gelegentlich stand jemand mit einem Blatt Papier in der Hand auf und bewegte sich vorsichtig auf hohen Absätzen oder mit leicht schwingendem Schlips zwischen den ziemlich schwer beladenen Schreibtischen hindurch.
    »Es geht um einen Kredit, wenn ich das richtig verstanden habe«, sagte der Banker und stellte ihr einen Plastikbecher mit Wasser hin.
    Er setzte sich auf die andere Seite des Schreibtisches und sah sie aus müden Augen an.
    »Hm«, sagte Annika. »Ja. Eventuell.«
    »Sie haben doch eine ganz ansehnliche Summe auf Ihrem Spar­konto«, sagte der Mann.
    Sie studierte seinen Gesichtsausdruck, erkannte er sie wieder? Begriff er, dass sie die arme Frau war, deren Mann von Gangstern in Liboi, an der Grenze zwischen Kenia und Somalia, entführt worden war? Kapierte er, dass es hier um das Lösegeld ging?
    Nein, nicht einmal ansatzweise.
    »Ja«, sagte Annika, »ich bin mir über das Konto im Klaren. Es geht jetzt um ein Darlehen darüber hinaus.«
    Der Mann räusperte sich und klickte auf seinem Computer.
    »Außer Ihrem Sparkonto verfügen Sie ja auch noch über ein Girokonto mit Dispositionskredit«, sagte er. »Damit haben Sie einen gewissen Spielraum, falls unerwartete Ausgaben auf Sie zukommen. Eine kaputte Spülmaschine oder wenn Sie Ihr Sofa nicht mehr mögen … Meinen Sie, das reicht nicht aus?«
    »Es geht um einen größeren Kredit«, sagte sie.
    Er nickte.
    »Dann schauen wir stattdessen doch mal hier drüben … Wir bieten einen Privatkredit für größere Anschaffungen an, Hausrenovierungen, eine neue Heizungstherme, Ausbaumaßnahmen …«
    »Wie viel könnte ich aufnehmen?«, fragte sie.
    »Das hängt ganz davon ab, was Sie uns als Sicherheit für den Kredit bieten können, Pfandbriefe, eine Immobilie, vielleicht kann jemand für Sie bürgen …«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Kein Bürge«, sagte sie, »und keine Immobilie. Nicht mehr. Wie viel kann ich dann bekommen?«
    Der Mann schaute weiter auf seinen Bildschirm. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Er las konzentriert. Das Personal schwebte um sie herum wie Fische, aus dem Augenwinkel schielte sie zu den Leuten hinüber.
    Hier lebten sie ihre Leben. Sie kamen jeden Tag her und saßen viele Stunden an ihren Schreibtischen, legten ihre Papierchen von hier nach da und tippten auf ihren Computern herum, und wenn die Sonne längst hinter dem Amtsgericht verschwunden war, gingen sie hinunter in die U-Bahn und fuhren nach Hause, in irgendeine Wohnung außerhalb des Zentrums, und dann guckten sie die Nachrichten und »Let’s Dance«, und vielleicht legten sie die Füße auf den Couchtisch, weil sie nach einem Tag, an dem sie die ganze Zeit so vorsichtig über den harten Bankfuß­boden getrippelt waren, so unglaublich weh taten. Diese Leute musste man nicht mehr entführen, sie waren längst auf Lebenszeit eingesperrt, von Kopf bis Fuß gefangen in Konventionen und Erwartungen und fruchtlosen Bemühungen …
    »Dann hätten wir da noch unseren Freizeitkredit«, sagte der Banker. »Bis zu 300 000 Kronen mit einer Kreditgarantie bis zu vierundzwanzig Stunden. Vielleicht passt das besser für Sie, wenn Sie beispielsweise ein Auto kaufen wollen oder ein Freizeitboot. Dann können Sie das, was Sie kaufen, als Sicherheit bieten, und der Zinssatz wird dann von uns hier in der Filiale individuell für Sie angepasst. Sie füllen den Antrag aus, wir machen eine Bonitätsprüfung, Sie und der Verkäufer unterschreiben den Vertrag für das Auto oder das Boot oder was auch immer Sie kaufen wollen, und der Verkäufer bekommt das Geld auf sein Konto, sobald er uns Ihren unterschriebenen Vertrag geschickt hat …«
    Annika spürte, wie die Wände auf sie zukamen und sich um sie herum schlossen. Sie griff nach dem Wasser und trank, es schmeckte nach Geld und Schimmel und half nicht, es half nicht, sie fiel und fiel.
    »Und dann gibt es noch den Direktkredit. Bis zu 150 000 Kronen ohne Sicherheit, mit einer Kreditgarantie von …«
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie und stand auf. Der Stuhl quietschte über den Bankboden. »Verzeihung, aber ich muss mir die Sache noch mal überlegen, danke. Entschuldigung …«
    Der Mann erhob sich halb hinter seinem Schreibtisch und sagte etwas, aber

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