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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Nerven. Was interessierte sie denn ein dünkelhafter Belgier oder ein brillanter Este?
    »Thomas konnte ihn nicht leiden«, sagte Annika.
    »Er lag in einer Straße in Mogadischu. In der Botschaft von Dschibuti ging ein Anruf ein, in dem mitgeteilt wurde, wo die Leiche lag.«
    Dschibuti?
    »Das Nachbarland nördlich von Somalia. Ich glaube, sie sind die einzige Nation der Welt, die in diesen Tagen noch eine Botschaft in Mogadischu offen hält. Die Botschaften des Westens sind verlassen und verfallen langsam, aber sicher. Schwedens Botschafter in Somalia sitzt in Nairobi.«
    »Wie ist er ums Leben gekommen?«
    Halenius zögerte, und sie stand auf, ohne eine Antwort abzuwarten.
    »Annika …«, sagte er.
    »Sie machen das immer so«, sagte sie und stolperte rückwärts. »Sie werden immer so still, wenn Sie etwas richtig Unangenehmes sagen müssen. Ich bin kein Porzellanpüppchen.«
    Halenius blieb auf dem Sofa zurückgelehnt sitzen. Sein rechter Arm lag ausgestreckt auf der Rückenlehne.
    »Die Leiche wurde in einem Müllsack auf der Straße gefunden, unmittelbar neben dem Gebäude, in dem früher die französische Botschaft war. Es liegt in der Nähe des Hafens im alten Teil von Mogadischu, offenbar ist die Gegend inzwischen völlig verwaist. Es sind nur ein paar Kilometer bis zu Dschibuti …«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Wie ist er ums ­Leben gekommen?«
    Er holte tief Luft und seufzte auf.
    »Vermutlich mit der Machete. Sein Körper war zerstückelt. Es ist noch nicht hundertprozentig sicher, dass es sich wirklich um den Franzosen handelt, aber alles deutet darauf hin.«
    »Weil …?«
    »Die Reste der Kleidung, die in dem Sack war, entsprechen der Beschreibung der Kleider, die er trug, als die Gruppe ver­schwand. Sein Ehering steckte noch an einer Hand. Und eine Blind­darmnarbe am Rumpf stimmt mit seiner Krankenakte über­­ein.«
    »Aber …?«
    »Der Kopf fehlt.«
    Sie sank auf das Sofa, keine Luft in den Lungen.
    »Das verkompliziert die Lage«, sagte Halenius. »Alles deutet darauf hin, dass es sich doch um eine politisch motivierte Entführung handelt. Die Ehefrau des Franzosen war im Begriff, das Lösegeld von vierzig Millionen Dollar bereitzustellen, aber die Banditen wollten offenbar nicht warten. Und vermutlich befinden sich die übrigen Geiseln auch in Somalia und nicht in Kenia, was die Sache für uns zusätzlich erschwert. Kenia ist ein funktio­nierender Staat, Somalia ist eine Räuberhöhle …«
    Annika schaute in das Halbdunkel im Wohnzimmer, betrachtete die warme Dekorationsbeleuchtung, die DVD s im Regal neben dem Fernseher, die Bücher, die sich vor der Heizung stapelten.
    »Wie war er denn zerstückelt?«, fragte sie. »Und warum?«
    Halenius sah sie forschend an.
    »Arme, Beine, Rumpf«, sagte er.
    »Bei Zerstückelungsmorden wird die Leiche meistens so zerteilt, dass der Mörder sie entsorgen kann, ohne aufzufallen«, sagte Annika. »Das ist hier wohl kaum der Fall.«
    Halenius runzelte die Stirn.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Warum hacken sie ihn also in Stücke? Deutet das nicht auf eine wahnsinnige Gewalt hin? Auf ungeheure Aggression?«
    »Wer weiß, was diese Irren antreibt?«
    »Wenn es normale Irre sind«, sagte Annika, » Irre wie die, die hier in Schweden Leute umbringen, bedeutet eine derartige Gewaltsamkeit üblicherweise, dass der Mörder von sehr persönlichen Motiven angetrieben ist. War der Franzose schon mal in Kenia?«
    Halenius schüttelte den Kopf.
    »Bevor er die politische Laufbahn einschlug, war er im Kernkraftwerk in Agen beschäftigt. Er ist vorher so gut wie nie im Aus­land gewesen.«
    Vielleicht mochte der Mörder keine Kernkraftwerke, dachte Annika, sagte aber nichts.
    »Dass die Frau eines Angestellten in der Lage ist, vierzig Millionen Dollar aufzutreiben, ist ja nicht besonders realistisch«, erwiderte sie stattdessen. »Vielleicht haben die Entführer das eingesehen und beschlossen, nicht mit ihr zu verhandeln.«
    Halenius schüttelte den Kopf.
    »Dann hätten sie ihn nicht so schnell umgebracht«, sagte er.
    Annika richtete sich auf dem Sofa auf.
    »Haben die Entführer nicht sieben Geiseln in ihrer Gewalt? Vielleicht haben sie einen von ihnen geopfert, um die anderen unter Druck zu setzen? Vielleicht betrachten sie es als eine kluge Investition – wenn sie einen von ihnen spektakulär hinrichten, gehen die restlichen Verhandlungen schneller und besser über die Bühne.«
    Halenius sah sie abwartend an.
    »Sonst hätten sie doch nicht

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