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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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und wir hatten anderes zu bereden …
    Ich hatte nichts mehr von Catherine oder der Deutschen gehört, seit sie uns in diese Blechhütte gebracht hatten; keine Gespräche, keine Schreie oder andere Geräusche. Ich starrte in die Dunkelheit, ignorierte den von Körperflüssigkeit dampfenden Fleck und versuchte, mir aus dem Gedächtnis Catherines Gesicht vorzustellen, aber es klappte nicht, ich konnte mich nicht erinnern, wie sie aussah. Stattdessen hatte ich plötzlich Ellen vor Augen, meine kleine Tochter, die mir so ähnlich war; es schnürte mir den Hals zu, und ich merkte kaum, dass das Blech vor der Tür­öffnung entfernt wurde.
    Der Lange zerrte mich vom Boden hoch und schleifte mich zu dem Körperfleck des Dänen hinüber. Instinktiv sperrte ich mich dagegen, nicht dahin, nicht zu der dunklen Nässe, aber der Lange verpasste mir eine Ohrfeige und ich hörte auf zu strampeln. Er legte mich mit dem Rücken an die Blechwand, der Gestank hüllte mich ein und ich merkte, wie die Feuchtigkeit durch das Stück Stoff drang, das sie mir um den Unterleib gewickelt hatten. » Kusubiri hapa« , sagte der Lange und ging wieder nach drau­ßen, ohne die Türöffnung zu verschließen. Das grelle Recht­eck füllte den ganzen Raum aus und jagte mir Blitze durchs Hirn. Der Raum wurde weiß, und ich blinzelte zur Decke.
    Dann verdunkelte sich die Öffnung, und der Himmel verschwand, ein massiger, untersetzter Kerl beugte sich ins Dunkel und rümpfte die Nase.
    »You stink« , sagte er.
    Es war der Mann mit der Machete, Kiongozi Ujumla . Er war so klein, dass er aufrecht in der Hütte stehen konnte. Sein Gesicht verschwand im Staub unter dem Dach, aber ich konnte das Weiße in seinen Augen leuchten sehen.
    »Who Yimmie?« , sagte er.
    Mein Atem wurde schneller. Er stellte mir eine Frage, was wollte er? Yimmie? Was war Yimmie? Ein Mensch? Ich kannte keinen Yimmie.
    »Wer?«, fragte ich.
    Er versetzte mir einen Tritt gegen den Brustkorb, ich hörte, dass eine Rippe brach, und krümmte mich zur Seite.
    »Yimmie Allenius« , sagte der Mann mit der Machete.
    Yimmie Allenius? Meinte er Jimmy Halenius?
    »Sekretär?«, fragte ich. »Staatssekretär? Aus meinem Büro?«
    Eine Reihe Zähne blitzte über mir auf.
    »Very good! Colleague at work. You secretary, research sec­retary.«
    Er bückte sich und drückte auf die Stelle, wo er mich getreten hatte. Ich hörte, dass ich aufstöhnte.
    »You rich man?« , flüsterte er zur Wand hinter mir.
    »Nein«, murmelte ich, »überhaupt nicht.«
    Er drückte mit dem Finger fester auf meinen Brustkorb.
    »You rich man?!« , brüllte er mir ins Ohr, und die ganze Welt brüllte zurück.
    »Ja«, rief ich, »ja ja, I’m rich man .«
    Er richtete sich auf und wandte sich zur Türöffnung um, » picha vifaa« , sagte er, und der Lange drängte sich mit einer großen Lampe und einer Videokamera in die Hütte, und mir fiel dieser Journalist ein, über den Annika in den USA geschrieben hatte, dieser Amerikaner, dem sie in einem Internetvideo vor laufender Kamera den Kopf abgeschlagen hatten, und die Luft war er­füllt von blutroter Panik.
    *
    Die heutige Papierausgabe der Zeitung war keine Glanzleistung, das musste er zugeben.
    Der potentielle Serientäter, den sie für die Titelseite erfunden hatten, war fast überstrapaziert, aber was tat man nicht alles als Chefredakteur mit Auflagenambitionen?
    Außerdem hatte sich in den Morgenstunden die Katastro­phe schlechthin ereignet. Der Newsflash über die abgestürzte franzö­sische Passagiermaschine war exakt zwei Minuten zu spät gekommen, um die Rotationsmaschinen noch anhalten und neue Seiten in die Zeitung einbauen zu können. Zwar wäre es möglich gewesen, für die Innenstadtausgabe eine neue Auflage zu drucken, was sie beim Konkurrenten vermutlich taten, aber nach Schymans Einschätzung war ein Serienmörder in den Stockholmer Vororten, mochte er auch noch so potentiell sein, mindestens ebenso verkaufsträchtig wie ein abgestürztes Flugzeug ohne Schweden an Bord. Natürlich machten sie in der Online-Ausgabe mit dem Flugzeugabsturz auf, und in der Blogo­sphäre hatten die selbsternannten Experten schon ihre Ab­sturz­ursachen parat: Islamistische Fundamentalisten hatten die ­Maschine in die Luft gesprengt oder besser gesagt ins Meer. ­Offenbar hatten die Blogger aus der Sache in Norwegen nichts gelernt.
    Die Online-Ausgabe der Zeitung hatte die Spekulationen ­auf­gegriffen und in einem Infokasten neben dem Absturzar­tikel eine

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