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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Teil völlig unbegründet sind«, sagte Annika. »Aber wenn es um eine ermordete Frau geht, ist der Beweisanspruch plötzlich dermaßen hoch, dass wir nicht mal eine Notiz bringen können, ohne dass ein Urteil des Obersten Gerichtshofs vorliegt. Es sei denn, wir schaffen es, einen erfundenen Serienmörder aus dem Ärmel zu zaubern. Auf den können wir dann einschlagen.«
    Schyman setzte sich wieder, er fühlte sich plötzlich nicht gut.
    »Der letzte Kontakt mit dem Flugzeug bestand in einer automatisch gesendeten Fehlermeldung über einen elektrischen Kurz­schluss«, sagte er. »Nichts deutet auf irgendeine Art von Explosion oder ein terroristisches Attentat hin.«
    Sie blickte ihn lange schweigend an. Er ließ es zu, wollte gar nicht erst versuchen zu verstehen, was in ihrem kantigen Schädel vorging. Vor vielen Jahren einmal hätte er sich vorstellen können, dass sie möglicherweise seine Nachfolgerin würde. Er musste verrückt gewesen sein.
    »Der Franzose ist tot«, sagte sie. »Zerstückelt. Sein Körper wurde vor der Botschaft von Dschibuti in Mogadischu gefunden. Vom Kopf fehlt immer noch jede Spur.«
    Er spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten.
    »Hingerichtet?«
    Sie antwortete nicht.
    »Davon höre ich zum ersten Mal«, sagte er.
    »Ich habe keine Ahnung, warum die Meldung zurückgehalten wird«, sagte sie. »Sicher gibt es einen guten Grund dafür, nahe Angehörige, die man bisher nicht erreicht hat – etwas in der Art. Aber damit haben Sie jetzt einen Vorsprung. Ich habe eine Frage.«
    »Eine Frage?«
    »Um wie viel Geld geht es bei Ihrem Angebot?«
    Ohne zu überlegen, antwortete er genau so, wie sie ihre Frage gestellt hatte, geradeheraus und ohne taktische Mätzchen:
    »Drei Millionen.«
    »Kronen?«
    Sie klang misstrauisch und enttäuscht.
    »Höchstens«, erwiderte er.
    Sie nagte eine Weile an der Unterlippe.
    »Könnte ich das Geld als Darlehen bekommen?«
    »Und es zurückzahlen, indem Sie bis zu meiner Rente mein presseethisches Gewissen spielen?«
    Er sah, wie sie auf dem Stuhl in sich zusammensank. Was war nur mit ihm los? Warum hatte er das Bedürfnis, eine Journalistin niederzumachen, deren Mann entführt worden war und die jetzt vor ihm saß und um den Preis ihrer Ehre kämpfte?
    »Entschuldigung«, sagte er. »Ich wollte nicht …«
    »Wann würden die Artikel und die Internetgeschichten veröffentlicht werden? Sofort? Oder hat das Zeit, bis alles vorbei ist?«
    »Das kann warten«, hörte er sich sagen, obwohl er eigentlich gegenteilige Pläne gehabt hatte.
    »Müssen die Kinder mit hineingezogen werden?«
    »Ja«, sagte er, »das ist eine Bedingung.«
    »Nur, wenn es gut ausgeht«, sagte sie. »Wenn er stirbt, bleiben sie außen vor.«
    Er nickte, das war vertretbar.
    »Ich schreibe selbst. Ein Tagebuch, das damit beginnt, dass ich von Thomas’ Verschwinden erfahre. Eine Videokamera habe ich nicht, die müsste ich gestellt bekommen. Ich schreibe und filme erst mal drauflos, und wenn alles vorbei ist, redigieren wir das Material gemeinsam. Was den Dienstplan angeht, stellen Sie mich bis auf weiteres von meiner Arbeit frei.«
    Er konnte nur nicken.
    »Ich lasse mir von Bilder-Pelle eine Kamera geben«, sagte sie und hob ihre Jacke vom Fußboden auf. »Ich sage ihm, dass Sie das genehmigt haben.«
    Sie stand auf.
    »Ich maile Ihnen meine Bankverbindung. Wie schnell können Sie das Geld überweisen?«
    Die Verhandlungen über die Höhe der Summe waren unbemerkt an ihm vorübergegangen.
    »Einen Banktag oder zwei wird es wohl dauern«, sagte er.
    Sie verließ sein Aquarium, ohne sich noch einmal umzudrehen, und Schyman wusste nicht, ob er zufrieden sein oder sich über den Tisch gezogen fühlen sollte.
    *
    Sie holte Essen im Indian Curry House und kam mit roten Wangen und dampfenden Schalen in der Wohnung an. Halenius nahm ihr das Essen ab, während Annika sich Jacke und Stiefel auszog.
    »Ist ein Video gekommen?«, fragte sie.
    »Nichts. Wie ist es gelaufen?«, fragte er aus der Küche zurück.
    »Schyman durchschaut mich nicht«, sagte Annika und hängte ihre Daunenjacke an einen Haken. »Er hält mich für ziemlich dumm, für so weibchenmäßig impulsiv und gefühlsgesteuert. Ich habe genau das erreicht, was ich wollte.«
    Er erschien in der Küchentür.
    »Glückwunsch. Wie viel Geld will er rausrücken?«
    »Mehr, als ich dachte«, sagte Annika. »Drei Millionen.«
    Halenius stieß einen Pfiff aus.
    »Haben Sie Hunger? Wir sollten essen, solange es heiß ist«, sagte Annika

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