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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Zusammenstellung der größten Terroranschläge veröffentlicht. Um sich vom Webmob zu distanzieren, waren dort sowohl Osama bin Laden als auch Anders Breivik aufgeführt.
    Schyman bezweifelte die Terroristentheorie stark. Er hatte seinen Militärdienst bei der Luftwaffe abgeleistet, auf der F21 in Luleå (zwar nur als Rekrut, aber immerhin), und verfügte über fragmentarische Grundkenntnisse auf dem Gebiet. Immerhin hatte der Wehrdienst sein Interesse für die Luftfahrt und für Flugzeugabstürze geweckt. An diesem Tag war Air France nun zum zweiten Mal seit der Jahrtausendwende von einer vergleich­baren Katastrophe betroffen. Vor einigen Jahren war ein Airbus A330 mit 228 Passagieren an Bord auf der Route von Rio de Janeiro nach Paris ins Meer gestürzt. Erst im vergangenen Sommer war es gelungen, die Black Box auf dem Meeresgrund zu orten. Bis heute wusste man nicht genau, was den Absturz verursacht hatte – vielleicht ein Pilotenfehler oder möglicherweise ein schweres Gewitter, Turbulenzen, Blitze, kräftige Scherwinde. Dass diesmal ein verwirrter Muslim mit Sprengstoff in den Stiefelabsätzen oder, was das betraf, ein norwegischer Christ das Unglück verursacht haben sollte, hielt er für höchst unwahrscheinlich.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie ein bekanntes Gesicht auf dem Bildschirm erschien, der an der gegenüberliegenden Stirnwand hing und ohne Ton lief. Es war die allseits beliebte schwedische EU -Kommissarin – eine begabte junge Politikerin von den Liberalen, die fünf Sprachen fließend beherrschte und für die Einwanderungspolitik und innere Sicherheit Europas verantwortlich war. Sie wurde im Studio von Sky News interviewt. Er griff nach der Fernbedienung und stellte den Ton lauter.
    »Absolut«, antwortete sie auf eine Frage, die ihm entgangen war. »Die Konferenz in Nairobi war ein großer Erfolg. Die Über­einkommen sind zwar noch nicht ratifiziert, aber unsere Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Union wurde intensiviert und das Verständnis für unsere jeweiligen Bedürfnisse und Unternehmungen vertieft.«
    »Es gibt also keine Pläne, der Forderung der Entführer nach einer Öffnung der Außengrenzen Europas Gehör zu schenken?«
    »Nach den Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten brauchen wir Frontex mehr denn je«, sagte sie. »Nicht nur, um die europäische Bevölkerung zu schützen, sondern um den Flüchtlingen in den betroffenen Ländern zu helfen und sie zu unterstützen. Frontex wurde geschaffen, um Leben zu retten. Ohne Frontex würden die Flüchtlingsströme …«
    »Leben retten? Aber in diesem Fall drohen die Entführer doch damit, die Geiseln hinzurichten …«
    »Die Grenzen nach Somalia müssen verstärkt werden, das ist eine unserer nachdrücklichen Forderungen …«
    Sein Hausapparat schnarrte, ein durchdringendes Geräusch, bei dem er jedes Mal zusammenzuckte.
    »Besuch für Sie im Anmarsch«, sagte der Pförtner. Dieser neue Mann war offenbar nicht auf den Kopf gefallen.
    »Danke«, erwiderte Schyman und drückte den Knopf, von dem er glaubte, dass er gedrückt werden müsse, griff wieder zur Fernbedienung und schaltete die EU -Kommissarin ab.
    Er blickte in die Redaktion und sah, wie Annika Bengtzon in ihrer üblichen dahingleitenden Art im Großraumbüro auftauchte, als schwebte sie einige Zentimeter über dem Boden. Vielleicht be­wegte sie sich so, um nicht aufzufallen, erreichte aber damit das Gegenteil. Als sie die Redaktion betrat, blieb die Zeit für eine Weile stehen, um sie herum entstand eine Art Vakuum, das Licht wurde intensiver, und alle hoben den Kopf: ein hastiger Blick, um nachzusehen, was die Normalität störte, was den Geräuschteppich zerriss.
    Annika klopfte an seine Glastür, als hätte er sie nicht längst bemerkt.
    Er winkte sie herein.
    »Hat man überall in Schweden das kommunale Schneeräumen aufgegeben oder nur in Stockholm?«, fragte sie, zog ihre Steppjacke aus und ließ sie achtlos zu Boden fallen.
    »In einer Demokratie zu leben bedeutet, dass man immer nur die Hälfte von dem bekommt, was man will«, sagte Schyman. »Es war die Allgemeinheit, die in ihrer unendlichen Weisheit diese politische Ordnung gewählt hat.«
    Sie ließ sich auf seinen Besucherstuhl fallen. Ihre Haare waren auf dem Kopf zu einem Vogelnest zusammengefriemelt.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte sie. »Ich glaube, es war etwas übereilt, Ihr Angebot gestern abzulehnen.«
    Sie hatte dunkle Schatten unter den Augen, aber ihr Blick war klar und fest. Und sie hatte

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