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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Link hier kommt von der BBC , sie haben den Film untertitelt. Vielleicht nehmen Sie sich einen Stuhl …«
    Als sie sich aufrichtete, merkte sie, dass ihr Haar über seine Schulter fiel. Rasch nahm sie die Kleider vom Stuhl am Fenster, warf sie aufs Bett und zog den Stuhl zum Schreibtisch, wo sie ihn in deutlichem Abstand zu dem (ihrem) Drehstuhl hinstellte, auf dem Halenius saß. Er klickte auf den Bildschirm, und der Film startete. Annika musste sich recken, um etwas sehen zu können. Halenius rollte ein Stück zur Seite, und sie rutschte näher heran. Der Mann mit dem Turban starrte in die Kamera, seine Augen waren ganz klein. Wieder verkündete er seine Botschaft in derselben Sprache wie beim letzten Mal. Er sprach genauso langsam und deutlich, der Inhalt war ähnlich, aber seine Forderungen waren nun schärfer.
    »Die Bosheit und Ignoranz der westlichen Welt können nicht un­gestraft bleiben. Die Stunde der Rache ist gekommen. Fiqh Jihad hat den französischen Hund wegen seiner Sünden getötet. Aber noch ist eine Absolution möglich. Unsere Bedingungen sind einfach: Öffnet die Grenzen nach Europa. Schafft Frontex ab. Verteilt die Ressourcen der Erde. Schafft die Schutzzölle ab. Die anderen werden das Schicksal des Franzosen teilen, falls die Welt nicht hört. Freiheit für Afrika! Allah ist groß!«
    Das Bild erzitterte, als berührte jemand die Kamera, um sie abzuschalten. Das Bild wurde schwarz. Halenius schloss den Browser.
    »Das Video ist achtunddreißig Sekunden lang, genau wie das erste«, sagte er.
    »Spielt das eine Rolle?«, fragte Annika.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Halenius.
    Stumm saßen sie nebeneinander und starrten auf den dunklen Monitor.
    »Und was bedeutet das jetzt?«, fragte Annika.
    »Wir können gewisse Schlüsse ziehen«, sagte der Staatssekretär. »Die Gruppe bekennt sich zum Mord an dem Franzosen, so viel ist klar. Die Begründung, dass er gesündigt haben soll, ist schwe­rer nachzuvollziehen.«
    »Hat er sich in der EU für Frontex starkgemacht?«
    Halenius schüttelte den Kopf.
    »Er war ganz neu auf dem Gebiet, die Konferenz in Nairobi war sein erster Einsatz in diesem Bereich. Auch privat hat er keine rassistischen oder ultranationalen Tendenzen gezeigt. Außer­dem ist seine Frau eine gebürtige Algerierin.«
    Annika beugte sich zum Bildschirm vor.
    »Spielen Sie den Film noch mal ab«, sagte sie.
    Halenius klickte suchend herum, aber schließlich begann das Video von vorn. Annika beobachtete die Augen des Mannes, während er sprach. Er schielte ein paar Mal nach links, als suchte er Unterstützung in einem geschriebenen Text.
    »Er ist gebildet«, sagte Annika. »Zumindest kann er lesen.«
    Das Bild wackelte und wurde schwarz.
    »Sie sind mindestens zu zweit«, fuhr sie fort. »Außer dem Turbanmann ist da noch einer, der hinter der Kamera steht und sie abschaltet. Kann man nicht bei dem Internetprovider in Erfahrung bringen, wer den Server benutzt?«
    »Die rechtliche Lage ist unklar«, sagte Halenius. »Internetprovider können Informationen über ihre Kunden nicht einfach an irgendwen rausgeben. Da sind sicher schon eine Reihe Rechts­widrigkeiten begangen worden, aber der Antrag zur Über­las­sung der Kundendaten muss von einer Behörde kommen, und so was gibt es in Somalia nicht mehr …«
    »Die Engländer oder die Amis nehmen doch wohl kaum auf so was Rücksicht, oder?«
    Halenius nickte.
    »Stimmt. Die Amis hatten den Verdacht, dass bin Laden Anfang der 2000er somalische Server für Geldtransaktionen benutzte, also wurde kurzerhand ganz Somalia monatelang vom Internet abgeschnitten.«
    Annika biss sich auf die Unterlippe.
    »Er redet von ›Hunden‹ und ›Absolution‹. Ziemlich hochgestochen, was? Vielleicht symbolisch gemeint? Die Sünden des Franzosen stehen vielleicht für etwas anderes? Die Sünden Frankreichs oder ganz Europas?«
    »Da ist noch ein anderer Aspekt in der Botschaft, der viel ernster ist«, sagte Halenius.
    Annika sah zum Fenster hinaus. Ja, sie hatte den Aspekt sehr wohl erkannt.
    »Er droht damit, die übrigen Geiseln ebenfalls zu töten, wenn seine Bedingungen nicht erfüllt werden.«
    Halenius nickte.
    Annika stand auf.
    »Ich gehe mal und schalte mein Handy auf stumm.«
    Der erste Anruf ging vier Minuten später auf dem Redaktionshandy ein. Sie ließ ihn auf die Mailbox umleiten. Die Nachrichtenagentur Tidningarnas Telegrambyå wollte einen Kommentar zur jüngsten Entwicklung des Geiseldramas in Ostafrika haben.
    Anstatt den Rest des

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