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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
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zerstückelt - jede Form von Aggression durch einen Zombie gegen einen Menschen ist ein ausreichender Grund für die sofortige Vernichtung. Auch wenn sie der Selbstverteidigung dient. Und ich stelle plötzlich fest, dass mir mehr daran liegt, zu überleben, als ich dachte.

    Es sind Momente wie diese, die einen an den Werten einer Gesellschaft zweifeln lassen, die so etwas billigt. Die ohne jede Konsequenz zulässt, dass ein Wesen, das mal ein Mensch voller Leben war, willkürlich gedemütigt und zerstückelt wird. Ich weiß, es kann keiner was dafür, dass ich wiederbelebt wurde, dass wir von den Toten zurückgekehrt sind, doch irgendjemand sollte für das, was man Walter angetan hat, zur Rechenschaft gezogen werden.
    Während ich im Container darauf warte, dass Rita, Jerry und Helen zurückkommen, frage ich mich, wie lange es wohl dauern wird, hoffe, dass sie vor der Müllabfuhr hier aufkreuzen, und denke an Walter. So oft hört man, dass anderen Zombies so etwas zustößt, in einer anderen Stadt, in einem anderen Land. Aber wenn es einem selbst passiert oder jemandem, den man kennt, ist das etwas, das einen persönlich angeht.
    Etwas, das einen betrifft.
    Etwas, das einen anstachelt.
    Etwas, das den Wunsch in einem weckt, zu handeln.

KAPITEL 7
    Ich hocke auf dem Rasen vor dem Haus meiner Eltern neben einem selbst gebastelten Schild mit der Aufschrift: ZOMBIES GEGEN VERSTÜMMELUNG.
    Allerdings bin ich der einzige Nicht-Atmer in der Nachbarschaft, also müsste es eigentlich ZOMBIE GEGEN VERSTÜMMELUNG lauten, doch ich finde, dass der Plural der Botschaft mehr Gewicht verleiht.
    Das Schild besteht aus einem Stück Pappe, die an einem ein Meter dreißig langen Holzpfahl befestigt ist, der in unserem Rasen steckt. Mom hat mir geholfen, sie zu beschriften und am Pfahl anzubringen. Ich glaube allerdings nicht, dass sie wusste, was ich damit vorhabe. Sie hielt das Ganze lediglich für eine putzige Aktion, die mir am Herzen lag, und da sie mich bereits in der Schulzeit bei meinen Projekten stets tatkräftig unterstützt hat, machte sie sich gleich an die Arbeit. Natürlich hat sie laut aufgeschrien, als ich versucht habe, sie zu umarmen, und sie musste sich fast übergeben, als ich geniest habe und ein Stück meines Gehirns aus meiner Nase flutschte, aber Momente wie diese gelten bei uns in letzter Zeit bereits als schöne Stunden.
    Es ist ein schöner Nachmittag, um zu demonstrieren. Die Sonne strahlt, der Himmel ist blau, und es hagelt Beleidigungen.

    Ein Auto mit Jugendlichen fährt vorbei; sie rufen mir abfällige Kommentare zu, begleitet von Beschimpfungen wie beschissener verwester Freak oder sabberndes, hirnamputiertes Arschgesicht . Ich lächle bloß und winke ihnen mit der rechten Hand zu, als würden ihre Worte mir nichts ausmachen, doch wenn man als hirnamputiert beschimpft wird, nimmt man das zwangsläufig persönlich.
    Inzwischen hocke ich seit fast einer Stunde hier und habe ein halbes Dutzend Autos an mir vorüberrollen sehen. Während die meisten Atmer mich einfach ignorieren, nehmen einige von ihnen sich tatsächlich die Zeit, anzuhalten und mit ihrer Handykamera Fotos von mir zu schießen oder mir Beleidigungen und Zombie-Spottnamen an den Kopf zu werfen oder irgendwelchen Müll, den sie gerade griffbereit haben. Zugegeben, ich erreiche mit meiner Botschaft zwar nur die Menschen aus der Straße und dem Viertel meiner Eltern, aber selbst ein Zombie, der sich der Erregung öffentlichen Ärgernisses schuldig macht, setzt seine Existenz aufs Spiel. Solange ich das Grundstück meiner Eltern nicht verlasse, kann ich wenigstens einen Kommentar zur gesellschaftlichen Lage abgeben, ohne ein allzu großes Risiko einzugehen. Ich habe keine Ahnung, ob das bei irgendjemandem zu einem Sinneswandel führt, aber angesichts dessen, was wir durchmachen, muss man irgendwo anfangen.
    Abgesehen davon, dass Zombies verstümmelt und zerstückelt werden, benutzt man sie als Crashtest-Dummys und Organspender und lässt sie unter freiem Himmel verwesen, um anhand der verschiedenen Stadien neue gerichtsmedizinische Erkenntnisse zu gewinnen. Und als wäre das noch nicht genug, haben wir auch kein Wahlrecht, dürfen weder Auto fahren noch einen Kredit aufnehmen
oder für ein öffentliches Amt kandidieren. Außerdem ist uns der Zutritt zu Lebensmittelläden, Restaurants, Kinos und allen anderen öffentlichen Orten, an denen wir die Lebenden belästigen könnten, verboten. Niemand stellt uns ein, trotzdem kriegen wir kein

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