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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
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Arbeitslosengeld oder Lebensmittelgutscheine. Sogar in den Obdachlosenheimen schickt man uns fort.
    Ich kann das wirklich nicht verstehen. Ich meine, wir sind immer noch dieselben wie vor unserem Tod. Wir sehnen uns nach Sicherheit, Gemeinschaft und Liebe. Wir lachen und weinen und spüren emotionalen Schmerz. Wir hören gerne die aktuellen Hits und schauen Reality-TV. Sicher, wir sind mit dem Makel behaftet, wir würden menschliches Fleisch essen, aber das ist eine Erfindung von George A. Romero. Außerhalb von Hollywood essen Zombies normalerweise kein Fleisch.
    Ab und zu hört man von einem skrupellosen Untoten oder ein paar kriminellen Zombies, die einen Obdachlosen oder einen Nachbarn aufgefressen haben oder einen Postboten des U.S. Postal Service, was gegen die Bundesgesetze verstößt. Nicht, dass das eine Rolle spielt. Verspeist du irgendeinen Atmer, auch wenn er nicht für die Behörden arbeitet, findet sich dein Kopf im Handumdrehen bei einem Facelifting-Auffrischungskurs für Schönheitschirurgen auf einem Aluminiumtablett wieder.
    Auf der anderen Straßenseite tritt ein Nachbar vor die Tür eines Hauses mit einem »Zu Verkaufen«-Schild im Vorgarten, um den Briefkasten zu leeren. Bei meinem Anblick nimmt er ein paar Steine aus seinem makellos gepflegten Garten und wirft sie in meine Richtung; er erwischt mich zweimal an der Brust und einmal am Kopf und schreit bei jedem Treffer triumphierend auf.

    Ich kapiere einfach nicht, warum die Atmer sich so ärgern, wenn die Toten zurückkehren. Ich weiß, dass wir die Immobilienpreise versauen und dass die meisten Lebenden uns abstoßend finden, aber es ist ja nicht so, dass sie keine Gelegenheit hatten, sich an unsere Gegenwart zu gewöhnen.
    Seit Jahrzehnten gibt es jetzt schon Zombies; seit der Großen Depression haben sie sich unter die Obdachlosen in fast jeder Stadt des Landes gemischt - auch wenn die Mehrzahl an die Küsten und in die Städte gezogen ist, wo das Risiko aufzufallen geringer ist.
    In New York leben landesweit pro Kopf die meisten Zombies, während in Kalifornien von allen Staaten die meisten Zombies wohnen. Im Großen und Ganzen nehmen die Staaten an der Westküste gegenüber Zombies eine tolerantere und fortschrittlichere Haltung ein. In den Südstaaten trifft man kaum auf Untote, da die Hitze den Verwesungsprozess noch beschleunigt. Außerdem, wenn man als Zombie in einer Gegend lebt, die für ihre Vorurteile gegenüber Minderheiten und Außenseitern bekannt ist, fällt man dort auf wie guter Geschmack in einer Country Bar.
    Auch wenn es keine offiziellen Aufzeichnungen über Zombies in den Vereinigten Staaten vor den 1930ern gibt, existieren historische Augenzeugenberichte über Wiederauferstehungen, die bis zum Bürgerkrieg zurückreichen. Doch der überwiegende Teil der Gesellschaft hat sich mit der wachsenden Zahl von Zombies erst in den letzten Jahrzehnten beschäftigt. Mit den »Anonyme Untote«-Gruppen, die im ganzen Land wie Pilze aus dem Boden schossen und damit völlig neue regionale Treffpunkte für Zombies etablierten, ist auch unsere Akzeptanz in der Bevölkerung gestiegen
- falls man die Verweigerung grundlegender Menschenrechte als Akzeptanz bezeichnen kann.
    Eine Frau kommt den Gehweg herunter, um wie üblich am späten Nachmittag ihren Pudel Gassi zu führen. Auf der Straße herrscht nur wenig Verkehr, und der Hund ist offensichtlich gut erzogen, denn er ist nicht angeleint. Also läuft er zu mir herüber und schnuppert an mir herum. Da ich nur noch eine gesunde Hand habe, kann ich lediglich versuchen, ihn fortzustoßen. Doch bevor die Frau uns erreicht, fängt der Pudel an, sich auf mir herumzuwälzen.
    Das ist nicht gerade die Form von Aufmerksamkeit, die ich mir erhofft habe.
    »Camille, nicht!«, ruft die Frau. »Ungezogenes Mädchen! Ungezogenes …«
    Als sie bemerkt, dass ich ein Zombie bin, weicht sie angewidert zurück. Ich versuche ihr zu erklären, dass ich ihr nichts tun werde, doch manchmal vergesse ich, dass ich nur Grunzlaute und bedrohliches Keuchen von mir geben kann, das den meisten Atmern eine höllische Angst einjagt.
    Die Frau stößt einen Schrei aus und läuft davon. Kurz darauf hört Camille auf, sich auf mir herumzuwälzen, steht auf, pisst mir in den Schoß und rennt ihrem Frauchen hinterher.
    So viel zu meiner Protestaktion.

KAPITEL 8
    Beim Treffen am Freitag herrscht infolge von Walters Zerstückelung und den emotionalen Nachwehen des Überfalls eine leicht gedrückte Stimmung. Und die ersten

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