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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
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sputen müssen. Rita hält sich an mir fest und wirft einen Blick über die Schulter, während sie versucht, mich anzutreiben, doch ich laufe bereits so schnell ich kann.
    Als ich mich umdrehe, sehe ich, wie keine zwanzig Meter von uns entfernt der Mann die Straße überquert. Er trägt Cowboystiefel und Jeans und eine braune Lederjacke. Direkt hinter dem Feld, in der Doppelkurve, blitzt ein Scheinwerferpaar auf, und ein Wagen schießt mit ausbrechendem Heck aus der Kurve.
    Beim Geräusch des sich nähernden Autos dreht sich der Mann um, rutscht auf dem nassen Asphalt aus und geht zu Boden. Bevor er sich wieder aufrappeln und zur Seite werfen kann, fährt der Wagen ihn über den Haufen. Er fliegt zappelnd durch die Luft und landet auf dem Seitenstreifen,
wo er sich dreimal überschlägt und schließlich knapp drei Meter von uns entfernt auf dem Rücken liegen bleibt.
    Der Wagen, ein lädierter Chevy Nova voll betrunkener Highschool-Kids, rast, ohne anzuhalten, an uns vorbei. Sekunden später ist er mit seinem einen noch funktionierenden Rücklicht hinter der nächsten Kurve verschwunden, und dann sind nur noch das Prasseln des Regens auf dem Asphalt und die lauter werdenden Schritte zu hören.
    Rita und ich treten langsam von dem leblosen Körper zurück, der auf dem Seitenstreifen liegt, während die beiden anderen Gestalten die Straße überqueren und auf uns zukommen. Ohne Vorwarnung taucht Jerry hinter Rita und mir auf, worauf wir beide schreiend hochschrecken und uns aneinanderklammern.
    Während er auf die Leiche herabblickt, fragt Jerry: »Ist er tot?«
    In diesem Moment setzt sich die Leiche auf, stützt sich auf den Unterarmen ab und schüttelt wie ein Hund nach einem Bad den Kopf. »Nö. Und ich möchte auch nicht, dass sich das ändert. Darum sollten wir uns schleunigst aus dem Staub machen, bevor noch mehr Atmer hier auftauchen.«
    So haben wir Ray Cooper kennengelernt.

KAPITEL 9
    Der steinerne Getreidespeicher an der Old San Jose Road ist fast drei Stockwerke hoch und wird seit über dreißig Jahren nicht mehr benutzt. Der größte Teil des Daches existiert nicht mehr, genauso wie die Reste des Landwirtschaftsbetriebs, der hier mal stand, bevor ein Weingut das Land hinter der Straße erworben und den Weizen durch Weintrauben ersetzt hat. Die runden Wände des Gebäudes sind mit einer Reihe verblichener Graffiti bedeckt, und der Boden ringsum ist mit Unkraut und Wildblumen übersät.
    Seit September lebt Ray in dem Speicher, nachdem ihn seine Frau vor die Tür gesetzt hat, weil sie den Gestank nicht mehr ertragen konnte. Seine Frau muss eine besonders empfindliche Nase haben, denn außer Rita ist Ray der einzige Zombie, den ich kenne, der nicht die ganze Zeit den verräterischen Gestank eines überfahrenen Tiers verströmt.
    »Willkommen in meiner bescheidenen Hütte«, sagt Ray in einem näselnden Tonfall, der nach Latzhose und Kuhfladen klingt.
    Ray führt uns durch die Hintertür des Speichers. Jerry tritt als Erster ein, gefolgt von Rita und mir. Hinter uns die anderen beiden Zombies, die sich zusammen mit Ray im Feld herumgetrieben haben - Zack und Luke, zwei erwachsene
Zwillingsbrüder, die an ihren Hals- und Schädelverletzungen gestorben sind, nachdem sie aufgrund einer Wette kopfüber von einer Eisenbahnbrücke in den San Lorenzo River gesprungen sind. Leider im Sommer, als der Fluss einen Wasserstand von etwa einem halben Meter hatte.
    Ray hat uns ihre Geschichte erzählt. Denn mehr als ein gelegentliches Grinsen und Kopfnicken und ein paar »Howdys« haben Zack und Luke nicht von sich gegeben. Die beiden sind ganz schön unheimlich. Aber wer bin ich, darüber zu urteilen?
    Im Innern zündet Ray eine Propangaslaterne an, und das Licht der flackernden Flamme wird von den Steinwänden zurückgeworfen. Von den gekrümmten Außenmauern ragen im Innern etwa ein Meter vierzig lange Wände in den Raum und bilden so mehrere Speicherbereiche, in denen früher der fertig gedroschene Weizen gelagert wurde. An jeder der Wände befindet sich etwa auf Schulterhöhe eine rechteckige Schwingtür, an der jeweils eine bis unters Dach des Speichers führende Eisenleiter befestigt ist.
    Durch eine einzelne Tür gelangt man vom hinteren Bereich zur Vorderseite, wo sich eine weitere Tür, groß genug für ein Fahrzeug, befindet, die von innen vernagelt ist. Abgesehen von uns sechs, ein paar verkohlten Holzscheiten und einem alten schmutzigen Tennisschuh, den irgendjemand mal in eine Ecke geschleudert hat, ist der

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