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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
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ähnlich wie Hühnchen, nur etwas würziger, und unwillkürlich stelle ich mir vor, wie ich auf der Suche nach Nahrung durch den Wald streife. Ich habe nie Wild oder Enten gejagt oder irgendwas, das nicht verpackt im Kühlregal von Safeway lag. Ich hab nicht mal geangelt. Doch während ich mir hier am Feuer eingemachtes Wildfleisch in den Mund schaufle und der Saft an meinem Kinn herunterläuft, komme ich mir fast wie ein Urzeitmensch vor.
    Tom steht immer noch ein Stück von den Flammen entfernt und reibt sich seine leere rechte Gelenkpfanne; er wirkt wie ein kleiner Junge, der bei der Mannschaftswahl zum Völkerball als Letzter übrig geblieben ist.
    »Steh da nicht so rum«, sagt Ray. »Willst du ein Bier?«
    Tom lässt es sich durch den Kopf gehen, dann nickt er und setzt sich, während Ray aus dem Lagerbereich vier Flaschen Budweiser holt. Nachdem er jedem von uns eins in die Hand gedrückt hat, setzt er sich gegenüber von Tom ans Feuer.
    »Auf neue Freunde und alte Gewohnheiten«, sagt Ray und hebt seine Flasche.
    »Und auf Bilder von nackten Frauen«, sagt Jerry und hockt sich mit einem halben Dutzend Playboys auf den Boden.

    Tom und ich sagen nichts - Tom offensichtlich aus Verlegenheit, und ich, weil ich nicht kann. Und weil ich zu sehr damit beschäftigt bin, mir Wildfleisch in den Mund zu schaufeln.
    Für einige Minuten ist es still, abgesehen von den Essund Trinkgeräuschen und dem Umblättern der Magazine, das von einem gelegentlichen »Oh, mein Gott« von Jerry begleitet wird.
    »Und, Tom«, sagt Ray. »Was ist deine Geschichte?«
    Tom nimmt einen Schluck Bier und sagt: »Ich wurde von zwei spanischen Doggen totgebissen.«
    »Autsch«, sagte Ray. »Das hat bestimmt wehgetan.«
    »Yeah«, sagt Tom und betastet die Fleischfetzen in seinem Gesicht. »Ich hätte mich besser mit Pudeln abgeben sollen.«
    »Gehörst du auch zur Gruppe der ›Überlebenden‹?«, fragt Ray.
    »Hey, Tom«, sagt Jerry, bevor dieser antworten kann. Er hält eines der Magazine in die Höhe, um uns die Miss September 1997 zu zeigen. »Willst du eins von den Heften durchblättern?«
    Tom starrt einen Moment auf das Centerfold, dann schüttelt er den Kopf. Ich glaube allerdings, dass er genau wie ich eher verlegen ist und durchaus interessiert wäre. Welcher Mann würde nicht gerne mehr sehen beim Anblick eines sechzig Zentimeter langen Hochglanzfotos, auf dem sich eine zwanzigjährige Blondine von Kopf bis Fuß in Stöckelschuhen und Spitzenunterwäsche präsentiert, die an den entscheidenden Stellen verrutscht ist? Doch mit nur einem Arm ist es schwer, in einer Zeitschrift zu blättern und dazu ein Bier zu trinken. Es ist schon schwer genug, damit Wildfleisch aus einem Einmachglas zu essen.
Ich muss das Glas in meine rechte Kniekehle klemmen, damit es nicht umfällt.
    »Und«, sagt Ray, »hat der Hund auch deinen Arm abgebissen?«
    Tom lässt seinen Blick durch den Raum wandern, als wartete er darauf, dass jemand anders antwortet, bis er kapiert, dass die Frage an ihn gerichtet war.
    »Nein«, sagt Tom und starrt in sein Bier. »Er wurde gestohlen.«
    »Gestohlen?«, sagt Ray.
    Widerwillig berichtet Tom von den unglückseligen Ereignissen auf dem Oakwood Memorial Cemetery, die zum Verlust seines Arms geführt haben.
    »Weißt du, wo diese Verbindungsstudenten wohnen?«, fragt Ray.
    »Sie waren von der Sigmund Chai«, sagt Jerry.
    »Sigma Chi«, sagt Tom.
    »Was auch immer.«
    Jerry hat ein Glas von Rays Genialen Gaumenfreuden zu sich herangezogen und schraubt den Deckel auf, während er weiter die Ausgabe von September 1997 durchblättert.
    »Hast du versucht, deinen Arm zurückzukriegen?«, fragt Ray.
    Tom schüttelt den Kopf. »Wir haben das in Erwägung gezogen, fanden aber, der Aufwand wäre zu groß.«
    »Der Aufwand ist zu groß, um etwas zurückzuholen, was dir gehört?«, fragt Ray.
    So haben wir das bisher nicht gesehen, aber jetzt, wo er es sagt …
    »Hey«, sagt Jerry und leckt seine Finger ab, den Mund halbvoll mit Wild. »Das Zeug ist echt gut. Du solltest es mal probieren, Tom.«

    »Ich bin Vegetarier.«
    »Blödsinn«, sagt Jerry. »Du hast mir erzählt, dass du Fisch isst.«
    »Das ist was anderes«, sagt Tom. »Fleisch und Fisch sind nicht dasselbe.«
    »Wenn du meinst«, sagt Jerry und macht die gängige Geste für Selbstbefriedigung.
    »Ich hab etwas Thunfisch da, wenn du möchtest«, sagt Ray und steht auf. »Will noch jemand ein Bier?«
    Jerry und ich heben die Hand.
    »Du hast Thunfisch?«, fragt Tom

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