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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
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seine Eltern nach dem Zombie fragen wird, den sie heute im Park gesehen hat, und nach dem Schild, das er um den Hals trug, und sie wird fragen, ob das wahr ist. Dass Zombies auch Menschen sind. Und bestimmt werden ihre Eltern ihr erklären, dass Zombies keine Menschen sind, sondern dreckige, widerliche Wesen, und dass sie sie weder anfassen noch ihnen trauen darf. Und ich bin überzeugt, dass sie das mit der Zeit allmählich glauben wird.
    Doch ich hoffe, dass sie nicht auf ihre Eltern hört und sich ihre eigene Meinung bildet. Dass sie ihre Freunde von
ihrer Ansicht überzeugt. Und dass ich schließlich auf einer Parkbank sitzen kann, ohne von einem Zehn-Meter-Radius aus Furcht umgeben zu sein.
    Ich hoffe das immer noch, als der Transporter der Animal Control vorfährt.

KAPITEL 18
    Es ist Mittwochabend , und ich hocke in meinem Zimmer, esse Oreo-Kekse und trinke eine Dreihundertfünfzig-Dollar-Flasche 1982er Château La Tour Haut-Brion, während ich mir auf Bravo Der weiße Hai anschaue. Ich wünschte, ich hätte ein paar Trüffel dazu.
    Aus dem Stockwerk über mir höre ich, wie meine Eltern auf und ab gehen und sich streiten. Ich kann zwar nicht verstehen, was meine Mutter sagt, doch mein Vater schreit in einem fort Sätze wie »Dieser gottverdammte Jahrmarktsfreak« und »Was ist verkehrt daran, ihn der Wissenschaft zu vermachen?«. Um sie zu übertönen, drehe ich gerade die Lautstärke am Fernseher auf, als jemand an den Hintereingang des Weinkellers klopft.
    Ich erwarte keinen Besuch.
    Meine Freunde unter den Atmern haben praktischerweise alle eine Form von Gedächtnisschwund entwickelt; sie hat sämtliche Spuren unserer Freundschaft ausgelöscht, die uns vor meiner Wiederbelebung verbunden hat. Hin und wieder begegne ich ihnen auf dem Weg zu unseren Treffen. Sind sie gut gelaunt, vergeht ihnen bei meinem Anblick das Lächeln. Sie rufen mir zwar keine Beleidigungen oder spöttischen Bemerkungen hinterher oder stimmen in das Gelächter der anderen Atmer ein, doch sie schauen jedes Mal zur Seite.

    Keiner der Überlebenden aus der Gruppe hat mich bisher besucht - nicht, dass ich sie je eingeladen hätte. Meine Eltern wären bestimmt hellauf begeistert - ein Raum voller Zombies, die sich auf ihren Möbeln herumfläzen und das Haus verpesten, während sie Trivial Pursuit spielen und Green Day oder Bachman Turner Overdrive hören.
    Ich frage mich, ob Mom uns Mimosas servieren würde.
    Es klopft erneut, diesmal lauter. Vielleicht ist es Rita, die vorbeischaut, um mich zu einem Abendspaziergang abzuholen. Doch ich lasse diesen Gedanken nicht zu, damit ich nicht enttäuscht bin, falls es jemand anders ist. Wer auch immer es ist, ich hoffe, dass ihm die aufgeweichten Kekskrümel im Bordeaux nichts ausmachen.
    Als ich die Tür öffne, steht Jerry vor mir in der Dunkelheit, einen Rucksack über der Schulter, seine Baseballkappe zur Seite gedreht und ein breites Grinsen im Gesicht, das sagt: Überraschung! Tom neben ihm wirkt nicht ganz so begeistert, auch wenn er mir mit seinem verbliebenen Arm zur Begrüßung halbherzig zuwinkt.
    »Andy, alter Kumpel«, sagt Jerry. »Was geht?«
    Ich wende mich wieder dem Fernseher zu, wo Robert Shaw über das Deck des Schiffes seinem bevorstehenden Tod entgegenrutscht, dann nehme ich einen großen Schluck von dem Bordeaux und biete Tom etwas davon an. Aber er möchte nicht. Und Jerry wartet erst gar nicht darauf, dass ich sie ihm reiche. Er greift nach der Flasche und hält sie sich fast senkrecht über den nach oben gerichteten Mund; er erinnert mich an ein Vogeljunges, das von seinen Eltern das hervorgewürgte Futter in den Rachen gestopft bekommt. Was nicht so weit von der Wahrheit entfernt ist.

    Sekunden später verzieht Jerry sein aufgeschürftes Gesicht, reißt die Flasche vom Mund und spuckt einen Schwall Rotwein auf den Boden.
    »Alter!«, sagt er prustend. »Was zum Geier ist da drin?«
    Ich greife in die Tasche meiner Jogginghose und ziehe zwei Oreo-Kekse heraus.
    »Oh, Mann«, sagt er, während er weiter Rotwein, Speichel und aufgeweichte Kekskrümel auf meinen Boden spuckt. »Das ist echt ekelhaft!«
    Tom greift mit seiner linken Hand nach den Keksen. »Kann ich einen davon haben?«
    Ich gebe sie ihm, worauf er sie ohne ein Anzeichen von Genuss verzehrt, dann nehme ich Jerry die Flasche ab, bevor er sie fallen lässt und noch mehr Wein verschüttet. So wie es aussieht, befindet sich auf dem Boden bereits eine Lache Château La Tour Haut-Brion im Wert von 37,50

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